Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
Vom Netzwerk:
überlegen, bevor er wieder Tiere foltert!«
    »Sie kranker Mistkerl, was wollen Sie eigentlich erreichen, indem Sie auf diese Weise Leute umbringen?«
    »Wollen Sie einen Vortrag über die Theorie revolutionärer Gewalt?«
    »Versuchen Sie’s ruhig«, sagte Baird.
    »Das Foltern von Tieren ist Teil unserer Wirtschaft, Teil unserer Kultur. Das Problem unterscheidet sich nicht von dem, vor dem die Gegner der Sklaverei oder der Kolonisierung Amerikas standen. Man muß die Aktivität einfach unökonomisch machen, wirtschaftlich unattraktiv.«
    »Selbst wenn dazu Mord gehört?«
    Loki lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Befreiungskriege haben ihren Preis.«
    »Sie kleiner Scheißer«, sagte Baird. »Wo waren Sie in der Nacht des siebzehnten Januar?«
    »Ich habe geschlafen. Und wurde gestört. Wie die Mackenzies.«
    »Hoffentlich haben Sie dafür einen Zeugen.«

    Loki lächelte und zuckte mit den Schultern.
    »Wer hofft denn hier?«

    »Ich möchte Ihnen etwas vorlesen, Professor Laroue«, sagte Baird, der ein maschinengeschriebenes Blatt in der Hand hielt.
    »Bitte entschuldigen Sie, wenn ich dem Stil nicht gerecht werde: Jeder von uns akzeptiert Grenzen unserer Verpflichtung, dem Gesetz zu gehorchen. Nach dem Holocaust dürfen wir ferner feststellen, daß es Zeiten gibt, in denen wir gezwungen sind, gegen das Gesetz zu verstoßen, sogar die Grenzen dessen zu überschreiten, was wir normalerweise als akzeptables Verhalten betrachten. Ich sehe voraus, daß zukünftige Generationen uns nach unserem eigenen Holocaust fragen werden, dem Holocaust an Tieren, und danach, wie wir dabeistehen konnten, ohne etwas zu tun. Wir in Großbritannien leben jeden Tag mit Auschwitz.
    Nur, daß es diesmal schlimmer ist, weil wir uns nicht auf Unwissenheit berufen können. Wir essen es zum Frühstück. Wir ziehen es an. Was werden wir unseren Kindern eines Tages sagen? Vielleicht werden die einzigen Menschen, die ihr Haupt noch erheben können, diejenigen sein, die etwas getan, die Widerstand geleistet haben.
    Erkennen Sie das wieder, Professor?«
    Frank Laroues Haar war so kurz geschnitten, daß es fast wie ein Gazefilm seinen Schädel bedeckte. Er hatte sehr blasse blaue Augen mit merkwürdig winzigen Pupillen, so daß er aussah, als habe Blitzlicht ihn geblendet. Er trug einen makellosen rehbraunen Anzug mit weißem Hemd und Leinenschuhen. In der Hand hielt er einen Stift, den er zwanghaft drehte und mit dem er manchmal auf den Tisch klopfte.
    »Ja. Das ist der Teil einer Rede, die ich letztes Jahr bei einer öffentlichen Versammlung hielt. Nebenbei bemerkt ist sie nie veröffentlicht worden. Es würde mich interessieren, wie Sie an dieses Exemplar gekommen sind.«

    »Oh, wir gehen abends gern aus. Was haben Sie mit dieser Passage gemeint?«
    »Was soll das alles? Meine Ansichten über unsere Verantwortung den Tieren gegenüber sind allgemein bekannt.
    Ich habe mich bereit erklärt herzukommen und Fragen zu beantworten, aber ich verstehe nicht, was Sie wollen.«
    »Sie haben für Rabbit Punch geschrieben.«
    »Nein, das habe ich nicht.« Mit einem halben Lächeln zeigte er, daß er erkannt hatte, wovon die Rede war. »Vielleicht sind Dinge, die ich geschrieben oder gesagt habe, dort wiedergegeben worden wie in anderen Zeitschriften auch. Das ist eine ganz andere Sache.«
    »Sie lesen ihn also?«
    »Ich kenne ihn. Ich habe ein Interesse an dieser Materie.«
    Chris Angeloglou lehnte an der Wand. Baird zog sein Jackett aus und hängte es über den Stuhl, der Laroue gegenüber am Tisch stand. Dann setzte er sich hin.
    »Ihre Rede ist eine klare Anstiftung zur Gewalt.«
    Laroue schüttelte den Kopf.
    »Ich bin Philosoph. Ich habe einen Vergleich gezogen.«
    »Sie haben suggeriert, daß Menschen die Pflicht haben, zur Verteidigung der Tiere gewaltsame Aktionen durchzuführen.«
    Eine kurze Pause trat ein. Dann, geduldig: »Es dreht sich nicht um etwas, was ich suggeriert habe. Ich glaube, daß Menschen objektiv die Pflicht zu handeln haben.«
    » Sie auch?«
    »Ja.« Er lächelte. »Das folgt daraus.«
    » Rabbit Punch glaubt das gleiche, nicht wahr?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Zeitschrift veröffentlicht die Namen und Adressen von Leuten, denen sie vorwirft, Tieren Schaden zuzufügen. Soll das ein Aufruf zu gewaltsamen Aktionen gegen diese Leute sein?«
    »Oder vielleicht gegen deren Eigentum.«
    »Das war eine Unterscheidung, die Sie in Ihrem Vortrag nicht gemacht haben.«
    »Nein.«
    Baird lehnte sich schwer über den

Weitere Kostenlose Bücher