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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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war im Nacken zusammengebunden, sie trug kein Make-up. Ihre Haut war blaß, glatt, sauber. Sie kleidete sich praktisch. Rollkragenpullover, Jeans, Turnschuhe. Ihre Hände, die mit den Handflächen nach unten ruhig auf dem Tisch vor ihr lagen, waren überraschend zierlich und weiß. Sie wartete ohne jedes Zeichen von Ungeduld.
    »Wir fangen also mit Melissa an?«
    Angeloglou drehte sich um. Es war Baird.
    »Wo ist Carrier?«
    »Unterwegs. Es gab eine Meldung über eine Bombe, die an eine Truthahnfarm adressiert war.«
    »Großer Gott.«
    »In einer Weihnachtskarte.«
    »Himmel. Bißchen spät, nicht?«
    »Er kommt später her.«
    Ein Constable erschien mit einem Tablett, auf dem drei Tassen Tee standen. Angeloglou nahm es ihm ab. Die beiden Detectives nickten einander zu und traten ein.
    »Danke, daß Sie gekommen sind. Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    »Ich trinke keinen Tee.«
    »Zigarette?«
    »Ich rauche nicht.«
    »Haben Sie die Akte, Chris? In welcher Eigenschaft ist Miss Hollingdale hier?«
    »Sie ist Koordinatorin der Vivisection and Export Alliance.
    VEAL.«
    »Nie davon gehört«, sagte Hollingdale in ruhigem Ton.

    Angeloglou schaute in seine Akte.
    »Wie lange sind Sie jetzt draußen? Zwei Monate, nicht? Nein, drei. Mutwillige Sachbeschädigung, Angriff auf einen Polizisten, Störung der öffentlichen Ordnung.«
    Hollingdale gestattete sich ein resigniertes Lächeln.
    »Ich habe mich in Dovercourt vor einen Lastwagen gesetzt.
    Was soll das hier alles?«
    »Welche Tätigkeit üben Sie zur Zeit aus?«
    »Ich habe Schwierigkeiten, eine Arbeitsstelle zu finden.
    Anscheinend stehe ich auf verschiedenen Schwarzen Listen.«
    »Warum glauben Sie das?«
    Sie sagte nichts.
    »Vor drei Tagen wurden ein Geschäftsmann namens Leo Mackenzie und seine Ehefrau in ihrem Haus in Castletown, einem Vorort von Stamford, ermordet. Ihre Tochter liegt in kritischem Zustand in einem Krankenhaus.«
    »Ja?«
    »Lesen Sie manchmal eine Zeitschrift namens Rabbit Punch? «
    »Nein.«
    »Das ist ein Untergrundmagazin, das von einer terroristischen Tierschützergruppe herausgegeben wird. In der letzten Ausgabe standen Name und Adresse von Mr. Mackenzie. Sechs Wochen später wurden ihm, seiner Frau und seiner Tochter die Kehlen durchgeschnitten. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    Hollingdale zuckte mit den Achseln.
    »Was halten Sie von Aktionen dieser Art?« fragte Baird.
    »Haben Sie mich hierhergeholt, um über die Rechte der Tiere zu diskutieren?« fragte Hollingdale mit sarkastischem Lächeln.
    »Ich bin dagegen, daß irgendeiner Kreatur die Kehle durchgeschnitten wird. Ist es das, was Sie von mir hören wollen?«

    »Würden Sie solche Akte verurteilen?«
    »Ich bin nicht an Gesten interessiert.«
    »Wo waren Sie in der Nacht vom siebzehnten zum achtzehnten Januar?« Hollingdale schwieg lange.
    »Ich nehme an, ich lag im Bett, wie alle anderen auch.«
    »Nicht alle. Haben Sie irgendwelche Zeugen dafür?«
    »Vermutlich kann ich ein oder zwei Leute finden.«
    »Ich wette, daß Sie das können. Übrigens, Miss Hollingdale«, fügte Baird hinzu, »wie geht es Ihren Kindern?«
    Sie zuckte zusammen, ihre Miene wurde hart.
    »Das sagt mir ja keiner. Werden Sie es mir sagen?«

    »Mark Featherstone, oder möchten Sie bei Ihrem angenommenen Namen Loki genannt werden?«
    Loki trug eine extravagante Mischung verschiedener Stoffe, die zu einer formlosen Tunika zusammengenäht waren, über weiten weißen Baumwollhosen. Sein rotes Haar war zu Dreadlocks gezwirbelt und hing ihm steif wie riesige Pfeifenreiniger bis auf den Rücken. Er roch nach Patschuliöl und Zigaretten.
    »Reimt sich Loki auf ›Hockey‹ oder auf ›Chokey‹*? Ich würde eher auf Chokey tippen.« Angeloglou sah in seine Akte.
    »Einbruch. Einbruchsdiebstahl. Körperverletzung. Ich dachte, Sie wären gegen Gewalt?«
    Loki sagte nichts.
    »Sie sind ein kluger Mann, Loki. Chemieingenieur.
    Doktorgrad in Naturwissenschaften. Nützliches Training für die Herstellung von Sprengstoffen, nehme ich an.«

    * Deutsch etwa: Knast (A. d. Ü.)

    »Wurden sie denn in die Luft gesprengt, dieses Ehepaar?«
    fragte Loki.
    »Nein, aber meine Kollegen werden Sie zweifellos nach dem Päckchen fragen, das bei der Geflügelfarm Marshall’s Poultry eingegangen ist.«
    »Ist es hochgegangen?«
    »Zum Glück nicht.«
    »Na, dann«, sagte Loki verächtlich.
    »Mr.
    und Mrs.
    Mackenzie wurden die Kehlen
    durchgeschnitten. Wie finden Sie das?«
    Loki lachte.
    »Ich denke, er wird es sich zweimal

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