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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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Guinievaires Freund Alexander geheiratet. Einen Monat lang waren sie in den Flitterwochen gewesen und nun waren sie scheinbar wieder in der Stadt.
    „Snooze ist hier,“ verkündete Vicky dann in einem rasanten Themenwechsel, der wohl nur für die Mädchen Sinn machte. Plötzlich hatten sie Tonys volle Aufmerksamkeit.
    Guinievaire ließ den Kopf auf ihre Hände sinken. „Verdammt, nein,“ fluchte sie. Tony konnte es nicht leiden, wenn sie das tat. „Ich werde mit ihm sprechen müssen in der Pause.“
    „Ich würde ihn zu gerne endlich kennen lernen,“ meinte Tony.
    Seine Verlobte hob ihr schönes Haupt wieder, um ihm einen finsteren Blick zuzuwerfen. „Das sagst du jetzt,“ murrte sie. „Aber sobald du ihm gegenüber stehst, wirst du wir wünschen, du wärest sehr, sehr, sehr weit fort von ihm. Vertraue mir.“
    Snoozes eigentlicher Name war Robert Doyle. Er war ein Marquis und ein alter Freund von Mr Hastings und außerdem war er schon vor Monaten in die Stadt gekommen, um Guinievaire den Hof zu machen, wobei er aber bisher wenig erfolgreich gewesen war und es vermutlich auch immer bleiben würde, denn seine Auserwählte konnte ihn unglücklicherweise auf den Tod nicht ausstehen. Guinievaire klagte oft über ihn, sie berichtete Tony, wie sie ihn beleidigte und wie schlecht sie ihn behandelte und dennoch, der Mann ließ sich nicht entmutigen von der großen Eiskönigin, er war also entweder schrecklich verliebt in sie oder er schuldete ihrem Vater einfach nur einen sehr großen Gefallen.
    Endlich läutete nun eine dumpfe Glocke über ihren Köpfen. Die Menschen hatten nach langer Zeit und viel aufgeregtem Gerede zu ihren Plätzen gefunden und mussten nun die erste Hälfte des Stückes über sich ergehen lassen, bevor sie in der Pause weiter schwätzen konnten. Die Lichter gingen aus, und Tony lehnte sich in seinem Sitz zurück, besonders aufmerksam, um dem Rest der dummen Masse zu demonstrieren, wie man sich zu betragen hatte in einem so heiligen Gebäude wie einem Theater. Im Grunde hatte er keine großen Erwartungen an diese Produktion, aber er würde ihr dennoch seine volle Aufmerksamkeit schenken, selbst wenn er eigentlich nachdenken könnte über Snooze oder Vicky, und obwohl das schönste Mädchen der Stadt direkt neben ihm saß. Guinievaire beugte sich nach vorne, legte das Kinn in die Hände und ließ die Füße aus ihren teuren Schuhen gleiten.
    In der Pause war es Tonys Aufgabe, die werten Damen, die sich unter die Menge gemischt und dabei angestrengt über die Inszenierung gestritten hatten, mit Alkohol zu versorgen. Er selbst trank nicht. Dass Guinievaire diesem Zeitvertreib mit einer derartigen Leidenschaft nachging, begrüßte er nicht eben, denn es war schlecht für ihre Gesundheit, dies hatte er ihr bereits erklärt, aber sie hörte schlicht und einfach nicht auf ihn. Sie tat, was sie selbst für richtig hielt, womit sie wiederum seine Bewunderung verdient hatte, denn sie war keines dieser Mädchen, dieser perfekt trainierten Debütantinnen, die ihren Vätern und jedem weiteren Mann mit etwas Geld in der Tasche aufs Wort gehorchten.
    Der große Saal, in dem das Publikum sich geschlossen versammelt hatte, entsprach absolut jedem Klischee: ein golden glitzernder Kronleuchter baumelte unter einer tiefroten, schwer ausgeschmückten Decke, es gab Spiegel und Schnitzereien an den Wänden und das Parkett war zerkratzt, aber unvorstellbar aufwendig. Am Kopfende brannte ein Feuer in einem stattlichen Kamin und die großen, abgerundeten Fenster waren allesamt verschlossen, so dass die Luft, die hunderte Menschen atmeten, hitzig und unangenehm war. Über der barocken Pracht war die Funktionalität wohl leider vergessen worden, wie es viel zu oft der Fall war. Wenn man doch nur etwas moderner und klarer denken würde in London! Aber jene, die über das Geld verfügten, das Gesicht der Stadt zu verändern, bevorzugten nach wie vor alles Alte und Verstaubte, war es nur protzig, genau wie seine Verlobte es tat.
    Es war ganz leicht, sie zu finden zwischen all den austauschbaren Gesichtern, die ihm hin und wieder zulächelten und anerkennend den Kopf senkten, denn Guinievaire verfügte nicht nur über einen ausgesprochen auffälligen Haarschopf, sondern sie hatte auch die Gabe aus jeder Masse deutlich hervorzustechen, ganz einfach weil sie sich absetzen wollte. Dies war eine Gemeinsamkeit, die sie hatten: sie beide waren nicht eben Menschenfreunde, nur dass Tonys Ablehnung sich allein auf die Menschen in

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