Ein silbernes Hufeisen
waren ihre Themen unweigerlich finster geworden wie ihre neblige Umgebung.
„Was hältst du von Snooze?“ fragte Guinievaire, die ihren Kragen adjustierte.
Sie fror leicht, deswegen musste sie sich in Nerze und Füchse hüllen. Tony gefiel der Anblick der toten Häute im Grunde nicht und auch nicht die Vorstellung, wie ihre zahllosen Mäntel hergestellt worden waren, aber noch weniger wollte er natürlich, dass sie krank wurde.
„Ich glaube, er hat schreckliche Angst vor dir,“ antwortete er vorsichtig. Niemals könnte er ihr erzählen, dass er einen guten Eindruck auf ihn gemacht hatte, denn Guinievaire würde dies sofort als Verrat an ihrer wertvollen Person empfinden.
„Ich verstehe ihn nicht,“ seufzte sie und schüttelte den Kopf. „Er will mich nicht, das weiß ich genau. Wenn er meinem Vater also bloß sagen würde, dass ich das grauenhafteste Geschöpf bin, das ihm jemals begegnet ist, dann wäre uns beiden geholfen. Aber er ist feige.“
Vermutlich hatte sie damit sogar recht, aber Tony konnte den Erzfeind seiner Verlobten dennoch gut verstehen. Nicht jeder hatte Guinievaires Mut, ihre Geradlinigkeit, nicht jeder war so alleine auf der Welt, dass er sich um keinen anderen scheren musste. Sie ging stets mit dem Kopf durch die Wand und setzte sich dabei bemerkenswert oft durch. Und Tony musste sich außerdem glücklich schätzen, dass sie dies tat, das war ihm bewusst, aber nicht jeder lebte derart absolut.
„Wenn er mir morgen einen Antrag macht, dann sind wir verloren,“ fuhr sie mit schwerer Stimme fort. Tony hob den Kopf und sah sie an, aber sie hatte den Blick fest auf die schwarzen Steine vor ihren Füßen geheftet.
„Wirst du Ja sagen?“ fragte er.
„Nein,“ meinte Guinievaire sofort. „Aber wenn er mich bittet, seine Frau zu werden, dann wird mein Vater dich niemals als akzeptable Alternative anerkennen.“
„Dann müssen wir ihm eben zuvorkommen,“ argumentierte Tony schlicht. „Nichts ist bisher geschehen, Guinievaire.“ Während er ihr Trost spendete, trat er näher an sie heran. Niemand war in ihrer Nähe, die Nacht war verhangen und kalt, und jeder, der es vermeiden konnte, vor die Türe zu gehen, wärmte sich vor seinem Kamin. Es war wohl ungefährlich, ihre Hand zu nehmen, also griff Tony zögerlich nach ihr. Ihre Finger waren kühl, obwohl sie samtene Handschuhe trug.
Sie hob den Kopf und nickte, dennoch waren ihre Augen voller Skepsis. Tony hatte sich oft bemüht, aber sie ließ sich von seiner Zuversicht nicht anstecken. „Immerhin ist es gut, dass du ihn heute getroffen hast. Mein Vater wird ein wenig beeindruckt sein, weil du ihn bereits kennst. Außerdem werde ich dich morgen Alex vorstellen. Nichts ist wichtiger als seine Bekanntschaft.“
Natürlich. Ab morgen konnte er nicht länger vorgeben, dass es Lord Alexander Lovett nicht gab im Leben seiner Verlobten. Dabei wusste er schon recht lange, dass er eine große Rolle spielte für sie, aber bisher hatte er Glück gehabt, denn der verehrte Lord hatte geheiratet in dem Sommer, in dem er Guinievaire kennen gelernt hatte, er war also sehr beschäftigt gewesen seit dem Juni, und den letzten Monat war er sogar verreist gewesen, aber ab sofort musste Tony sich leider wohl oder übel mit ihm auseinandersetzen. Er kannte ihn nicht besonders gut, aber er hatte ihn noch niemals leiden mögen, denn er war alles, was er verabscheute: reich, oberflächlich, nutzlos, arrogant und ein Snob durch und durch, aber er war zugleich auch ohne jeglichen Zweifel ungeheuer wichtig in vielerlei Hinsicht.
„Glaubst du, er wird mich mögen?“ erkundigte er sich vorsichtig.
Guinievaire lachte abfällig. „Nein, ganz bestimmt nicht. Aber das spielt keine Rolle.“
„Ist er eifersüchtig?“ spekulierte Tony wieder einmal behutsam.
Wenn er Eindruck hinterlassen wollte, dann musste er den Feind, den besten Freund seiner geliebten Verlobten, kennen, also musste er sich wohl Mühe geben, ihn zu verstehen, ihn und die Beziehung, die den Lord und Guinievaire verband. Sie kannte ihn lange, viel, viel länger als Tony, seit Jahren bereits.
Auf seine vage Frage hin neigte sie den Kopf auf die Seite und hob die Augenbrauen. „Tony,“ mahnte sie ihn. „Das haben wir bereits besprochen, erinnerst du dich?“
Nun, sie hatten dieses Thema angeschnitten. Tony hatte sie einmal gefragt, ob der Lord und sie ein Paar seien, an jenem herrlichen Abend, an dem sie sich zum ersten Mal geküsst hatten.
„Gäbe es romantische Gefühle zwischen
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