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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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ewigen Pause schließlich mit sanfter Stimme. „Sie waren sieben Monate lang ein Paar, Tony.“
    Nun, dies war sie also, die große, schreckliche Wahrheit über Guinievaire und ihren besten Freund, der wie ein Bruder für sie war: sieben lange Monate war sie mit ihm zusammen gewesen. Warum hatte sie Tony nichts davon erzählt? Warum hatte niemand in der Stadt davon gewusst? Und warum hatten sie nicht geheiratet, so wie es sich gehörte und warum hatte Guinievaire stattdessen seinen Antrag angenommen? Die vielen Fragen lenkten Tony von den heftigen Schmerzen ab, die ihm diese Enthüllung bereitete. Deswegen war Guinievaire niemals nervös gewesen im Umgang mit ihm – er war nicht ihre erste große Liebe. Was war er überhaupt für sie gewesen, nun da sie wieder zu ihrem Lord zurückgekehrt war? Er erinnerte sich an die Momente, die er mit ihr verbracht hatte und nichts wollte einen Sinn ergeben, denn Guinievaire hatte ihn geliebt und dies musste er die Anwesenden nun einigermaßen dringlich wissen lassen. Sie durften es ganz einfach nicht vergessen, denn es war wichtig.
    „Aber Guinievaire hat sich mit mir verlobt, nicht mit ihm,“ betonte er also etwas panisch. „Vicky, sie liebt mich.“
    „Sie hatte dich sehr gern, das stimmt,“ räumte sie ein. Nein, dies war nicht genug, dachte Tony zugleich. Ihn hatte sie heiraten und mit ihm hatte sie ihr Leben verbringen wollen, es konnte also nicht sein, dass sie ihre Gefühle so einfach wieder vergessen hatte in der Sekunde, in der Lord Lovett vor ihrer Türe gestanden hatte. „Aber, Tony, Guinievaire und Alex beten einander an. Sie haben eine schwierige Beziehung, sie streiten und sie trennen sich und tun sich all diese dramatischen Dinge an, aber dennoch, sie gehören zusammen.“
    Seine Guinievaire betete den Lord also an? Allein die Vorstellung fiel Tony schwer, wie dieser ihre dürre Hand hielt und sie Engel nannte, während sie sein Haar streichelte und ihm erklärte, wie sehr sie ihn doch liebe. Taten sie eben dies im Moment? Küsste Lord Lovett sie oder taten sie gar Schlimmeres? Tony, der sich leer und rastlos fühlte, kniff die Augen zusammen und dabei verspürte er zugleich den dringlichen Wunsch, sie zu finden und so schnell wie nur irgend möglich voneinander zu trennen, wo er doch an Alexanders Stelle sein sollte. Zum ersten Mal in seinem Leben war Tony wirklich und wahrhaftig eifersüchtig. Er hatte geglaubt, sie gehöre zu ihm, sie sei ein ahnungsloses achtzehnjähriges Mädchen und er hatte geglaubt, sie sei noch Jungfrau! Was für ein lächerlich naiver Gedanke! Und warum bloß hatte sie sich ausgerechnet diesen Mann erwählt und nicht jeden anderen? Lord Lovett war oberflächlich und eitel und herzlos und vergnügungssüchtig und egoistisch. All dies ist Guinievaire auch, sagte eine dunkle Stimme in Tonys Gehirn, sie ist also perfekt für ihn.
    „Dann glaubst du, sie ist bei ihm? Sie ist seine Frau?“ stammelte er, gierig auf eine letzte, tödliche Bestätigung.
    „Ja,“ nickte Vicky mit fester Stimme. „Ich halte das für mehr als wahrscheinlich.“
    Nun war alles doch vorüber, nun war sie die Frau eines anderen und Tony konnte sich noch nicht wirklich damit abfinden. Diese Tatsache schien ganz einfach zu groß und zu schwierig zu sein, um sie verstehen zu können.
    „Und an mich denkt sie nicht mehr,“ murmelte er, wobei er in das hohe Feuer starrte, welches ihm eine merkwürdig befriedigende Ablenkung bot. „Sie liebt ihn. Sie waren sieben Monate zusammen, sie betet ihn an und ab sofort ist sie Lady Lovett und bald werden sie nach London zurückkommen und sie wird seine Babies bekommen und mich nicht mehr auf der Straße grüßen.“
    „Es tut mir leid,“ wisperte Vicky, offensichtlich bewegt von Tonys verzweifelter, leiser Ansprache. „Guinievaires Zuneigung kommt und geht, Tony.“
    Er sah nur weiter ins Feuer und nickte schwerfällig. Die Flammen waren unregelmäßig und unvorhersehbar. Was sollte er nun bloß tun? Er konnte sie immerhin nicht wieder aufgeben, denn er hatte sich geschworen, dies niemals wieder zu tun, selbst wenn alle Hoffnung verloren war.
    „Ich weiß, das ist im Augenblick noch nicht hilfreich,“ meldete Rob sich schließlich wieder zu Wort und auch ihm schien Tony dabei aufrichtig leid zu tun. „Aber du wirst bald sehr froh darüber sein. Sie ist einfach nicht das, wofür du sie hältst.“
    Nein, das war sie tatsächlich nicht, denn Tony hatte immer geglaubt, dass so etwas wie ein Gleichgewicht zwischen

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