Ein silbernes Hufeisen
Seelenheil.
„Was hat er gesagt, Tony?“ forderte Vicky mit einem eindringlichen Blick aus ihren großen, braunen Augen zu erfahren.
Er sah derweil zurück und im Grunde war er bereit, aber egal wie sorgfältig Tony sich die Worte, die er sprechen wollte, im seinem Kopf zurecht legte, sie blieben ihm immer wieder im Halse stecken – er konnte es nicht so einfach und unbekümmert und direkt sagen, also entschied er sich stattdessen für den etwas umständlicheren Weg. „Guinievaire und ihr Freund Alexander,“ brachte er schließlich hervor. „Wie nahe standen sie sich eigentlich?“
Eine Sekunde lang regte sich nichts in dem warmen Zimmer, selbst die grauen Wolken draußen vor den Fenstern schienen einfach still zu stehen und die Uhren schlugen nicht länger. Dann tauschten Vicky und Rob endlich wissende Blicke aus, seufzten, sahen ihn mitleidig an und setzten sich noch aufrechter, als wüssten sie beide ganz plötzlich, was geschehen war, als reiche diese eine Frage, um die ganze, komplizierte Situation zu verstehen.
„Alex hat sie geholt,“ ergänzte Vicky. Es war keine Frage, so wie sie es sagte, es war ein Fakt.
„Marion hat mir erzählt, er hätte sich mit ihr verlobt und sie seien gemeinsam weit fort gefahren,“ brach es aus Tony in einer zitternden Stimme hervor. Seine schlimmsten Ängste schienen sich, nach der Reaktion seiner Freunde zu schließen, zu bewahrheiten, denn weder Vicky noch Robert waren auch nur im Geringsten überrascht.
„Cici hat mir geschrieben, dass sie und Alex seit ein paar Wochen wieder offiziell geschieden sind,“ nickte Vicky einsichtig. „Und Mr Hastings hat sicherlich keine Sekunde lang gezögert, den beiden seinen Segen zu geben, als Alex ihn gefragt hat.“
Großartig, dachte Tony derweil, in Victorias Kopf waren sie also schon vermählt und in den Flitterwochen. Hatte sie in ihren eifrigen Überlegungen nicht die winzige Tatsache vergessen, dass Guinievaire Tonys Verlobte war und sie ihn liebte und nicht etwa Alexander Lovett? Guinievaire würde ihn niemals derart hinterhältig verraten, ganz egal wie gut Vicky sie kannte, in dieser Hinsicht täuschte sie sich in ihr. Und überhaupt, Tony hatte schon immer gefunden, dass sie manchmal ein sehr finsteres Bild von ihrer besten Freundin hatte.
„Aber sie sind nur Freunde,“ erinnerte Tony seine Gastgeberin verzweifelt. „Sie hat es mir immer geschworen.“
Vicky machte Anstalten, etwas zu erwidern, aber ihr Ehemann war diesmal etwas schneller. „Das haben sie mir damals auch erzählen wollen,“ lächelte er grimmig. „Schon als sie mir vorgestellt wurde, war er an ihrer Seite und hat ihre Hand gehalten.“
Seine Frau warf ihm daraufhin einen warnenden Blick zu, als wolle sie ihn davon abhalten, weiter zu sprechen. „Robert, nein,“ murmelte sie streng.
„Ich will ihn nicht weiter belügen,“ gab dieser jedoch trotzig zurück und deutete dabei auf Tony, der sich plötzlich so fühlte, als wäre er gar nicht wirklich hier und als würde dies alles hier nicht wirklich geschehen. „Es spielt doch offensichtlich keine Rolle mehr.“
„Vielleicht ist es aber noch nicht einmal die Wahrheit,“ erwiderte Vicky in einem scharfen, aber kontrollierten Tonfall.
Rob schüttelte nur heftig den Kopf und legte ein Hand an die Stirn. „Vicky, bitte,“ sagte er erschöpft. „Ich kenne sie nicht einmal halb so gut wie du und ich weiß, dass es die Wahrheit ist!“
Daraufhin riss Tony sich schließlich mit einiger Mühe aus seiner eigenen, dumpfen Apathie. Er wollte es nicht auf diese merkwürdige Art erfahren, als beobachte er unbeteiligt lediglich ein reißerisches Schauspiel. „Sie sind nicht nur Freunde,“ seufzte er also kraftlos. Natürlich waren sie dies nicht, wie hatte er bloß derart dumm sein können, ihr diese alberne Lüge zu glauben? Lord Alexander Lovett, ebenso verrufen wie bewundert, unheimlich gut aussehend und lächerlich reich, er war einmal für seinen mehr als rücksichtslosen, aber erfolgreichen Umgang mit dem weiblichen Geschlecht berühmt gewesen, das hatte sogar Tony, der sich nicht um den Ruf anderer scherte, immer gewusst. Für wen sonst als Guinievaire Hastings, aus einer uralten Familie stammend und betörend schön, hätte er sesshaft werden sollen? Es wäre eine perfekte Liebesgeschichte, müsste man sich nicht die Frage stellen, welche Rolle Tony, der sich sicher war, Guinievaires eigentlicher Verlobter zu sein, darin spielte.
„Nein,“ antwortete Vicky nach einer scheinbar
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