Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
Vom Netzwerk:
Zerbrechliches. Mit einem aufgeregten Zwinkern überreichte er Guinievaire das neue Kleid, die sich von der stürmischen Begeisterung ihres Gegenübers fast ein wenig anstecken ließ. Hastig trat sie von ihrem Podest herab und begab sich in die enge Kabine, die links im beklemmenden Gang zurück in den öffentlichen Teil des Geschäftes lag.
    Als sie in der hauchdünnen Robe wieder heraustrat und ein weiteres Mal auf die kreisrunde Erhebung stieg, um sich ausgiebig vom Meister betrachten zu lassen, zitterte sie ein wenig.
    „ Wie lange haben Sie dafür gebraucht?“ wollte sie verwirrt wissen, während sie ungläubig in den Spiegel sah.
    „ Ungefähr vier Monate,“ erwiderte Conroy mit einem zurecht mehr als stolzen Nicken.
    Dies war unglaublich und es war absolut typisch für Alex. Erstens, dass er es tatsächlich für sein Recht hielt, ihr diese unglaublich wichtige Entscheidung abzunehmen. Zweitens, dass er es trotz dieser unerhörten Unverschämtheit schaffte, genau das Richtige für sie auszusuchen, so dass sie ihm noch nicht einmal böse sein konnte. Denn das Kleid war genau so, wie Guinievaire es sich immer vorgestellt hatte und sogar noch schöner: es war nicht weiß, weil Alex wusste, dass sie die Implikationen jener Farbe nicht mochte und sie zudem schon eine lange Zeit nicht mehr auf sie zutrafen, nur dank ihm. Stattdessen war es zart cremefarben und aus der dünnsten Spitze, die Guinievaire jemals gesehen hatte. Auf der rechten Seite war der Stoff gerafft und wurde von einer Schleife gehalten. Die Schleppe, die Conroy gerade übereifrig bis in den Gang ausbreitete, war sicherlich fünf Meter lang. Zutiefst beeindruckt strich Guinievaire über den Rock. Die Spitze war mit winzigen Perlen und Pailletten besetzt und nur wenn man ganz genau hinsah, entdeckte man, dass diese ineinander verschlungene Buchstaben bildeten: A und G. Verzweifelt starrte Guinievaire gegen die Wand und kaute auf ihrer Unterlippe, um nicht plötzlich in Tränen auszubrechen.
    „ Er hat es schon im Juli bestellt?“ sagte sie etwas heiser. Wie konnte er dies tun, ohne sie zu fragen und ohne ihr auch nur das Geringste davon zu sagen?
    Conroy tauchte wieder hinter ihr auf und nickte beiläufig. Er sah sie an und strahlte. „Sie sind eine wahrhaftige Erscheinung, Miss Hastings,“ erklärte er. „Ich möchte nicht zu neugierig sein, aber haben Sie schon einen Termin? Der Lord hat noch nichts von einem Anzug erwähnt, aber ich habe vorsorglich etwas von dem Organza aufgehoben, um die Knöpfe und die Manschetten zu beziehen.“
    „ Wir haben noch keinen Termin,“ erwiderte Guinievaire tonlos. „Erwarten Sie Alex heute?“
    „ Jeden Moment, Miss Hastings. Ich dachte, Sie wüssten davon.“ Conroys Gesichtszüge wurden mit jeder Sekunde skeptischer. Neben Vicky und Cici und ihrem Vater war er der einzige Mensch in ganz London, der hätte bestätigen können, was der Rest der neugierigen Stadt nach wie vor nur vermuten konnte. „Ich habe ihm erzählt, dass es fertig ist und er wollte Sie sehen. Natürlich habe ich ihm gesagt, dass es Unglück bringt, aber es war ihm gleich. Nun, was sollte Ihnen jetzt auch noch widerfahren, nicht wahr?“
    Guinievaire nickte abwesend, dann wagte sie es, ein weiteres Mal in den Spiegel zu sehen. Sie hob das Kinn, streckte sich, dann öffnete sie ihr Haar, um zu sehen, wie sie es wohl am Besten trug. Das Diamantcollier, das Alex ihr einmal zu keinem besonderen Anlass geschenkt hatte, würde gut dazu passen. Und sie würde gerne Blumen in den Haaren tragen, am liebsten Lilien. Was dachte sie da überhaupt? Sie würde dieses Kleid niemals wirklich tragen, aber sie sah dennoch unzweifelhaft herrlich darin aus.
    Draußen im Laden klingelten die feinen Glöckchen, die die Ankunft eines neuen Kunden verkündeten, woraufhin der Schneider mit seinen typisch hastigen, großen Schritten aus dem Anproberaum schoss, nicht bevor er noch einen weiteren Blick auf sein Werk geworfen hatte. Nach einem kleinen Augenblick kehrte er zusammen mit Alex zurück, dem Guinievaire sich zuwandte und dabei heftig blinzelte, während ihr Liebster abrupt stehen blieb, als er sie erblickte, und sie dann für einige Zeit lediglich stumm anstarrte. Erst nach einer langen Weile schien er sich wieder gefangen zu haben.
    „ Gefällt es Ihnen, Mylord?“ erkundigte sich Conroy bei ihm mit stolz geschwellter Brust.
    „ Selbstverständlich tut es das,“ entgegnete Alexander mit belegter Stimme. „Sie sieht unglaublich aus.“ Kurz

Weitere Kostenlose Bücher