Ein silbernes Hufeisen
übliche, hauchdünne Spitze, heute in einem zarten Rosa, das sich herrlich auf ihrer weichen Haut absetzte. Kein Mädchen auf der Welt – Alex kannte sich sehr gut mit Mädchen aus – trug derart unbequeme, kratzige Wunderwerke, wenn es nicht wollte, dass jemand sie auch angemessen bewunderte und sie ihr vor allem auch wieder auszog. Alex hätte es am liebsten mit den Zähnen getan, einzig weil es ihn davon abgehalten hätte, zu sagen, was jeden Moment von seiner Zunge zu rollen drohte: Ich liebe dich.
Nachdem Tony ohne Erinnerungen und ohne seine Geldbörse am Tag nach Guinievaires gescheiterter Befreiung unter einem Baum aufgewacht war, der absolute Tiefpunkt seines bisherigen Lebens, hatte er sich zurück nach Hatsfield Park gerettet, wo Vicky und Rob gerade außer Hauses gewesen waren. Tony, sehr glücklich über diese Tatsache, denn er verspürte nicht den geringsten Drang, die Geschehnisse rund um seine Verlobte jemandem in einem langwierigen Prozess zu erklären, badete, aß, trank sehr viel Saft und sperrte sich daraufhin in seinem Zimmer ein. Er lag auf dem Bett, starrte gegen die Decke, starrte auf den Boden, wälzte sich hin und her und bemühte sich, darüber nachzudenken, was Marion ihm angetan und erzählt hatte und dann versuchte er wieder alles, um zu vergessen, was geschehen war. Nichts wollte ihm recht gelingen: er verstand noch immer nicht, warum Guinievaire bei ihrem besten Freund sein sollte, er konnte sich nach wie vor nicht vorstellen, wo sie sich befand und genauso wenig konnte er sie einfach vergessen. Sein Kopf schmerzte ohne Unterlass, anfangs war es allein wegen des heftigen Katers, der beinahe zwei Tage andauerte, später fand Tony jedoch niemals Ruhe, weil er vergeblich nach Antworten suchte. Vicky wollte, nachdem sie und ihr Mann bemerkt hatten, dass ihr Hausgast unerwartet zurückgekehrt war, natürlich mit ihm über seine gescheiterte Mission sprechen, aber Tony weigerte sich lange standhaft, auch nachdem er sein Zimmer wieder verlassen hatte, um Nahrung zu sich zu nehmen und dabei in die Leere zu starren. Wie konnte ihm Vicky nun auch helfen, dachte er, bis ihm plötzlich sehr klar wurde, dass ausgerechnet Vicky die absolut einzige Person war, die ihm nun helfen konnte, und er konnte nicht glauben, dass er tatsächlich blind und dumm genug gewesen war, um diese offenbare Tatsache ganz einfach zu übersehen.
Denn wer auf der Welt kannte seine Verlobte besser als Victoria Anderton, ihre beste Freundin, an der Guinievaire mehr lag als an ihrer gesamten Familie? Sie kannte sie seit ihrem Debüt vor Jahren und sie war ihre einzige Vertraute, wenn also eine Person überhaupt wusste, wie wahrscheinlich die grausige Geschichte war, die Marion Tony erzählt hatte, dann war alleine sie es, die ihm schon seit Monaten Unterschlupf in ihrem Haus gewährte und die immer in seiner Nähe war.
„Vicky, ich muss mit dir reden,“ begann Tony also eines Tages, ungefähr eine Woche nachdem sein Sturm auf die Burg gescheitert war, sein Gespräch mit eben jener Frau, die ihm all seine tausend Fragen beantworten konnte.
Vicky saß dabei gemeinsam mit einem sehr zufriedenen Robert im Salon. Es war endlich etwas kälter und herbstlicher geworden in den letzten Tagen, weswegen ein Kaminfeuer brannte, vor dem die Dame und der Herr des Hauses einander ansehend auf der breiten Couch saßen und sich unterhielten, wobei sie beide einen Arm auf die Rückenlehne gelegt hatten und Robert zugleich Vickys Hand hielt. Selbst wenn er sich eigentlich gefreut hatte, dass die beiden derart unerwartet doch noch zueinander gefunden hatten, heute wäre es Tony lieber gewesen, sie wären auch weiterhin das alte Ehepaar Doyle, das selten ein Wort miteinander gewechselt hatte. Der hübsche, harmonische Anblick von verliebten Menschen machte ihn nämlich ganz krank.
Als er in den herrlich warmen Raum trat, seine Ankündigung machte und sich währenddessen auf einen leeren Sessel nahe am Feuer setzte, ließen seine Gastgeber jedoch dankenswerterweise voneinander ab und widmeten ihm mit betont besorgten Blicken ihre volle, ungeteilte Aufmerksamkeit. Tony spürte derweil, wie eine Welle von Zuneigung für diese beiden durch ihn floss. Großartige Freunde hatte er in ihnen gefunden, daran ließ sich nicht zweifeln und dies war wohl der erste positive Gedanke, den er seit Langem hegte, stellte er daraufhin fest und seufzte deswegen.
Vicky ließ ihre dünnen Beine vom Sofa auf den Boden gleiten und legte die Hände in
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