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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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den Schoß, während Rob den Rücken durchdrückte und ein ernstes Gesicht machte. „Was ist geschehen, Tony?“ wollte Erstere dann behutsam wissen, die natürlich wusste, dass es einzig und allein um die Vorfälle Guinievaire betreffend gehen musste.
    Tony schluckte, bevor er antwortete. Er hatte bereits befürchtet, dass es ihm schwer fallen würde, dieses Gespräch zu führen, aber nun war ihm, als sei seine Kehle fest und schmerzhaft zugeschnürt. Verzweifelt vermied er den Blick seiner Gastgeberin und sah sich in dem hübschen Zimmer um, mit einem plötzlichen Interesse für jedes kleine Detail, von den filigranen Figuren auf dem Kaminsims bis hin zur Maserung des honiggelben Parketts. Nun, er musste wohl oder übel etwas sagen, wenn er Antworten wollte, also fuhr er sich nervös durch sein unordentliches Haar und zwang sich schließlich dazu.
    „Guinievaire war nicht mehr bei ihrer Tante,“ erklärte er und musste sofort eine Pause machen. Jedes Wort war ihm schwierig.
    „Aber wie kann das sein?“ wunderte sich Vicky nach wie vor mit sanfter Stimme. „Wieso wusstest du nichts davon?“
    Tonys Blick traf derweil den Roberts. Was musste er wohl von ihm denken, von dem Mann, der derart schrecklich unter der Trennung von einem Mädchen litt, das er für die abscheulichste Person auf Erden hielt? Tony selbst fand sich und seinen Herzschmerz inzwischen lächerlich und mehr als ermüdend, wie musste es also seinen lieben Freunden ergehen, die ihn seit Anfang des Jahres immer wieder trösteten?
    „Der Gärtner, Marion, er hat mir ihre Abreise mit voller Absicht verheimlicht. Er wollte mich von ihr fernhalten,“ sagte Tony, wobei seine Stimme kräftiger wurde. Der Zorn und der Wille, endlich Licht ins Dunkel zu bringen, ließen ihn seinen geschwächten Zustand für einen Augenblick vergessen.
    „Wieso sollte er dies tun?“ meinte Rob ratlos und hob fragend eine lange Handfläche, woraufhin Vicky ihn weise ansah und einen schmalen Mundwinkel nach oben zog.
    „So etwas tut man wegen Guinievaire, natürlich,“ analysierte sie, wobei sie so klang, als sei nichts anderes zu erwarten gewesen. Was für ein Glück, dass Tony sie hatte, dachte dieser derweil. „Sie hat fatale Auswirkungen auf eines jeden Moralkodex.“ Dies war eine beeindruckend akkurate Beschreibung von Tonys Verlobter, dankbar sah er also Victoria an und nickte stumm, während Robert lediglich müde den Kopf schüttelte.
    „Ich fürchte, ich werde dieses Phänomen niemals verstehen,“ verkündete er erhaben.
    Seine Frau machte jedoch ein abschätziges Geräusch. „Sag mir nicht, dir hätte die Idee nicht gefallen, sie zu heiraten, als du sie zum ersten Mal gesehen hast,“ konterte sie mit strikter Stimme und hob die schweren Augenbrauen.
    Robert zuckte lediglich die schmalen Schultern. „Sie hat mir gefallen, bis sie ihren Mund geöffnet hat, vielleicht,“ räumte er ein. „Danach fand ich dich weitaus interessanter.“
    Victoria machte nun Anstalten, auf dieses Kompliment zu antworten und Tony verlor dabei seine strapazierte Geduld. Schließlich war er hier, um über sein Problem zu sprechen und nicht etwa, um in den liebsten Erinnerungen eines jeden Anwesenden zu schwelgen.
    „Vicky, Rob, bitte,“ klagte er deshalb und drückte die Handflächen aneinander, woraufhin die Doyles ihn entschuldigend ansahen.
    „Guinievaire war also nicht mehr dort,“ wiederholte Victoria dann noch einmal betont aufmerksam. „Hast du den Gärtner noch einmal getroffen? Hat er dir gesagt, wo sie ist? Sie kann doch nicht einfach geflohen sein.“
    Nun waren sie wohl oder übel am schrecklichen Kern des Problems angelangt und deswegen fiel es Tony wieder einmal recht schwer, seinen Freunden mitzuteilen, was er sie wissen lassen musste. Was, wenn sie es entgegen aller Erwartungen tatsächlich für wahrscheinlich hielten? Er selbst wusste noch immer nicht, was er denken sollte.
    „Er hat mir eine Erklärung gegeben,“ erzählte Tony sehr zögerlich, seine Wimpern zuckten dabei und er konzentrierte sich voll und ganz auf seine kurzen, unregelmäßigen Fingernägel. „Aber ich weiß ganz einfach nicht, ob er nicht wieder gelogen hat.“
    Robert stützte nun die Ellbogen auf die Knie und lehnte sich nach vorne, während Tony ihn in diesem Moment wirklich sehr beneidete, denn er hatte das große Glück, sich nichts um Guinievaire Hastings zu scheren und hatte stattdessen Vicky zur Frau, die schön war und klug und wesentlich gesünder für sein

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