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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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gerne hätte auch er Pläne und Erwartungen gehabt und doch fühlte er nichts weiter als Verzweiflung und Antriebslosigkeit.
    Der heutige Tag war dabei besonders grauenhaft. Nicht nur war nach einem herrlichen Sommer der Herbst nun schon seit einigen Wochen schrecklich unbequem und ernüchternd geworden und grau und kalt und voller Regen, Tony fühlte sich auch besonders niedergeschlagen. In seinem alten, schäbigen Mantel, den Guinievaire leidenschaftlich gehasst hatte, fror er ausgiebig, als er mit den Händen in den löchrigen Taschen über das knarrende, frostige Gras schritt und dabei auf den Boden starrte. Die stechende Luft brannte in seiner Nase und schmerzte an den Ohren, aber er konnte nicht im Haus am Feuer sitzen, denn er konnte einfach nicht in der Nähe der glücklich verliebten Vicky und ihres Mannes sein. Ein wenig Kälte war nichts gegen das Unbehagen, das ihm der Anblick seiner beiden Gastgeber derzeit bereitete. Neben einem grauen Baum hielt er inne und ließ den Blick ein wenig schweifen. Alles war braun und dunkel, also ganz und gar nicht mehr so, wie damals, als er in Shropshire angekommen war und die neue Umgebung ihm eine derartige Freude bereitet hatte. Natürlich wusste Tony, dass er sich lächerlich benahm. Sie war fort, sie hatte ihn für den großen Lord Lovett verlassen und vergessen und niemals wieder würde sie ihn auch nur für wenige Sekunden ansehen, aber wenn er in der Lage gewesen wäre, den Schmerz einfach mit Vernunft zu überwinden, dann hätte er es auch getan. Er konnte es jedoch nun einmal nicht.
    Einer der Burschen aus dem Haus kam über die Veranda auf ihn zu und winkte mit einem Arm, als halte er etwas in den Händen. Tony verdrehte deswegen ein wenig die Augen. Er wäre gerne etwas alleine, war das denn wirklich so schwer zu verstehen? Missmutig nahm er die Hände aus den Taschen und rieb sie sich, machte aber keinerlei Anstalten, dem jungen Mann entgegen zu kommen. War er etwa ein wenig verbittert geworden? Nun, es wäre wohl möglich: früher war er zu allen Menschen stets und immer freundlich und höflich gewesen, aber allein der Gedanke erschien ihm inzwischen unerträglich. Deswegen murrte er auch nur ein winziges Dankeschön, als der Junge ihn endlich erreicht und ihm einen zerknitterten Brief übergeben hatte, auf dem in roten Lettern das Wort Dringend und sein Name und die Adresse von Hatsfield Park standen. Tony kannte die kleine, ungerade Handschrift, hatte sie aber schon eine sehr lange Zeit nicht mehr vor Augen gesehen, also riss er mit klopfendem Herzen das Kuvert auf, während der Überbringer wohl einsah, dass man ihn nicht mehr benötigte und den abgelenkten Tony sich schließlich wieder selbst überließ. Mit zitternden, schmerzenden Fingern schlug er derweil ausgesprochen eilig das Schreiben auf und las es schnell, aber sorgfältig genau zweimal durch. Eine Sekunde lang starrte er dann absolut ungläubig auf die blauen Buchstaben, daraufhin holte er sich gewaltsam aus seiner Schockstarre zurück und befasste sich mit seiner unmittelbaren Zukunft. Nun, worauf wartete er noch? Er musste sofort ins Haus und seine Sachen packen. Er musste so schnell wie möglich fort von hier.
    In Windeseile lief er zurück ins Haus und die Treppen hinauf in sein Zimmer, wo er begann, wahllos all sein Hab und Gut in seine beinahe verstaubten Reisetaschen zu werfen, während der Kopf ihm ebenso heftig pochte wie das Herz. Er war wohl laut gewesen, denn nach wenigen Minuten steckte Vicky den Kopf durch die Türe. Sie schien sich nur sehr eilig in ihr Kleid gewickelt zu haben und machte ein verwirrtes Gesicht.
    „Was ist los?“ fragte sie ratlos. „Was tust du, Tony?“
    Dieser hatte leider keinerlei Zeit dafür, sie anzusehen oder ihr alles in Ruhe zu erklären. „Ich reise ab,“ erwähnte er lediglich kurz angebunden, dann griff er nach dem Brief auf seiner Bettdecke und überreichte ihn Vicky mit einer fahrigen Bewegung. „Lies das einfach,“ wies er sie hastig an, während er weiter zahllose Hemden in die inzwischen gut gefüllten Taschen stopfte.
    „Um Himmels Willen, Tony,“ murmelte Vicky, nachdem sie geendet hatte. „Möchtest du gleich aufbrechen?“
    Sie klang nicht eben traurig über jene Aussichten, bildete Tony sich ein, aber vielleicht tat er ihr unrecht. Was auch immer, es war ihm vollkommen gleichgültig in diesen Sekunden, denn nun hatte er endlich wieder wichtigere Sorgen, hatte ein Ziel und auch lange vermissten, drängenden Handlungsbedarf. Mit

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