Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
Vom Netzwerk:
genüsslichen Spott sehr wohl verdient hatte. Guinievaire war immerhin ausgesprochen kläglich daran gescheitert, ihre positiven Charaktereigenschaften zu kultivieren, wie sie es sich vollmundig vorgenommen hatte, was zu großen Teilen jedoch auch die Schuld ihres lieben Alex war. Sie konnte ganz einfach nicht Nein zu ihm sagen, und dessen war er sich voll und ganz bewusst, wenn er auf dem Balkon mit ihr rauchen wollte oder schon am Nachmittag damit begann, ihr unerhört starke Drinks zu servieren.
    „Sobald Tony hier ist, werde ich mich wieder bemühen,“ verkündete sie stur, wobei dies ausnahmsweise nicht nur eine leere Provokation für ihren besten Freund war. Sollte ihr Verlobter kommen, so hatte sie sich tatsächlich vorgenommen, sich für ihn ein wenig zu bessern. Immerhin würde er damit einen unmenschlichen Glauben an sie beweisen und hätte somit eine bessere Frau verdient als jene, die er bisher in ihr gehabt hatte. Auch dies hatte Guinievaire inzwischen lange eingesehen.
    „Er mag dich nicht sonderlich gerne so, wie du bist, nicht wahr?“ überlegte Alex mit einem aufmerksamen Blick auf sie und Guinievaire gefiel die Richtung, in die dieses unverfängliche Gespräch mit einem Mal glitt, ganz und gar nicht. Sie würden sich wieder einmal streiten an diesem Abend, wenn sie von nun an nicht vorsichtig waren. Aber zugleich konnte sie diese unverschämte Behauptung unmöglich einfach unkommentiert lassen.
    „Er betet mich an,“ zischte sie etwas beleidigt, wobei sie im Grunde nicht ganz die Wahrheit sprach, denn Tony würde sicherlich gerne einige Dinge an ihr verändern. Er würde es jedoch niemals wagen, dies laut auszusprechen.
    „Aber er mag es nicht, wenn du rauchst oder trinkst oder fluchst oder spielst,“ antwortete Alex, dabei nahm er Guinievaires ersten Bauern vom Spielfeld und lächelte zufrieden. Anstandslos griff sie nach ihrem gut gefüllten Glas und nahm den in den Regeln vorgeschriebenen großen Schluck Wein zu sich. „Er scheint mir recht langweilig.“
    Empört zog Guinievaire daraufhin die Augenbrauen zusammen, nachdem sie das Glas wieder abgesetzt hatte. „Er ist ganz und gar nicht langweilig,“ verteidigte sie ihren Liebsten sehr eilig. Nun, sie musste wohl einräumen, dass seine Vorstellungen von angemessener und amüsanter Freizeitgestaltungen deutlich ruhiger und entspannter waren als die Guinievaires, und er war in der Tat kein großer Bewunderer ihrer schlechten Manieren und Angewohnheiten, aber dennoch hatte er auch zahlreiche und hoch interessante Vorzüge. „Du kennst ihn noch nicht einmal, Alex.“
    „Natürlich kenne ich ihn, Guinievaire,“ erwiderte ihr bester Freund streng und währenddessen schlug er mühelos ihren Turm, vermutlich weil Guinievaire noch nicht einmal mehr auf die Geschehnisse auf dem Spielfeld achtete. Dennoch trank sie artig. „Ich kenne seine Freunde und ich weiß genau, was er jeden Abend unternimmt und womit er seine Tage verbringt, woraus sich sehr leicht schließen lässt, was er von Menschen wie dir und mir üblicherweise hält.“ Eine kleine Sekunde lang machte Alex ein Gesicht, als wolle er noch etwas hinzufügen, schloss jedoch dann stumm seinen schönen Mund. Guinievaire musste ein wenig lächeln. Offenbar hatte er sich soeben ein Engel oder ein Prinzessin verbieten müssen.
    „Tony ist aber nicht derart voreingenommen,“ erklärte sie Alex etwas stolz. „Immerhin wäre er nicht mit mir zusammen, hätte er sich nicht die Mühe gemacht, mich zunächst kennenzulernen.“
    „Er ist ein selbstgerechter, eitler Idiot, der dich nicht einmal im Geringsten verdient hat,“ analysierte ihr bester Freund eiskalt und sein Springer schlug zur gleichen Zeit ihren Läufer, den Guinievaire ausgesprochen dumm positioniert hatte. Sie trank wieder, war aber plötzlich ausgesprochen ungehalten.
    Wie konnte er es wagen, derart schlecht von ihrem Verlobten zu sprechen, wo Tony mehr als offensichtlich ein besserer Mensch war als Alex und zudem auch ein besserer Mensch als Guinievaire? „Er ist ehrlich. Und ausgesprochen umsichtig und offen und zugänglich und klug und interessiert und respektvoll,“ zischte sie wütend, das Spiel vollkommen vergessend, und Alex sah ihr dabei streitlustig in die Augen. „Er schenkt mir Bücher, von denen er glaubt, sie könnten mir gefallen. Er sorgt sich um meine Gesundheit und außerdem kann ich ihm blind vertrauen und er ist niemals eifersüchtig und er würde mich niemals verletzen.“
    „Was? Und du glaubst, ich

Weitere Kostenlose Bücher