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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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Stattdessen setzte er sich jedoch etwas verbittert auf den weichen Futon, der diagonal vor den Fenstern arrangiert war, und beobachtete seine Liebste lediglich eine Weile. Wie so oft in letzter Zeit schien sie ihn nicht einmal bemerkt zu haben. Alex räusperte sich also ein wenig.
    „Guinievaire,“ begann er sehr diplomatisch. „Würdest du dich bitte einen Augenblick lang zu mir setzen?“
    Auf diese höfliche Bitte hin wandte sie ihm ihren schönen Kopf zu, dabei schlug sie zweimal die dunklen Lider aufeinander und musterte ihn prüfend – wie immer ging sie davon aus, dass er etwas im Schilde führte und wie immer hatte sie recht – dann nickte sie kurz. Während sie zu ihm herüber kam, seufzte sie. „Was für ein grauenhaftes Wetter wir haben. Er wird furchtbar nass werden.“
    Er, natürlich, es ging immer nur um ihn. Ihm galten all ihre Sorgen und Alexander interessierte sie noch nicht einmal mehr. Nun, nicht mehr lange würde dies der Fall sein, denn er würde dafür sorgen, dass sie ihre Prioritäten endlich korrigierte und zudem würde sie dies alleine von sich aus tun. Alex hatte nämlich darüber nachgedacht, sehr viel sogar, auf welche Art er Guinievaire zurück haben wollte und er war zu dem zugegeben etwas sturen Schluss gekommen, dass er sie nur dann haben wollte, wenn sie aus freien Stücken wieder zu ihm kam und wenn sie dadurch auch zugab, dass es ein großer Fehler gewesen war, ihn überhaupt verlassen zu haben. Vielleicht würde sie für diese Epiphanie noch ein wenig mehr Zeit benötigen, aber Alex war wie durch Zauberhand geduldig geworden und deshalb wollte er einzig das Mädchen, das er liebte, und nicht etwa die abgelegte Verlobte des Pferdejungen.
    „Nun, ich bin mir sicher, er hat eine Jacke,“ murrte er zunächst ungehalten. Zu Anfang ihres gemeinsamen Aufenthaltes in Italien war es Alex deutlich leichter gefallen, ihre zahlreichen Liebesbekundungen für den Pferdejungen zu übergehen, weil er sie schlicht nicht ernst genommen hatte, aber inzwischen waren seine Nerven derart strapaziert, dass sich ihm ganz wie von selbst die Fäuste ballten, dachte er nur an Anthony Ford. Er durfte ihr aber nicht sagen, wie sehr sie ihn damit quälte. Vermutlich hatte sie es ohnehin bemerkt.
    „Das tut er,“ sagte Guinievaire mit einer Stimme, die etwas abwesend klang. „Es ist aber nur eine sehr, sehr schäbige Jacke.“
    Während sie sanft sprach, setzte sie sich neben Alex und sah ihn aufmerksam an, wobei sie ihre dürren Hände in ihren Schoß legte. Sie war ihm so nah, dass er ihr Parfum riechen konnte, also atmete er tief ein, denn meist hielt sie leider deutlich zu viel Abstand von ihm. Auch sie quälte sich, dies war leicht zu erkennen, nur wusste Alex schon lange nicht mehr, warum genau es ihr derart schlecht erging. War er der Grund oder war es der Stallbursche?
    „Wir können ab sofort wohl jeden Tag mit ihm rechnen,“ bemerkte Alex. Er hatte sich gegen die runde, samtene Lehne des Futons gelegt und ein Bein angewinkelt. Guinievaire nickte derweil selig.
    „Das glaube ich auch,“ erwiderte sie darauf mit einem zufriedenen Lächeln. Seit einigen Wochen benahm sie sich nun schon derart seltsam. Sie war ruhig. Es war nicht zu übersehen, dass sie jemanden oder etwas vermisste, und ihm gegenüber war sie abgeklärt und freundlich, aber distanziert. Alex gefiel sie ganz und gar nicht in diesem Zustand.
    „Deswegen wollte ich auch mit dir sprechen,“ erklärte er. „Liebling, wenn du ihn heiratest, was wird dann aus dir und mir?“
    Kurz dachte Alex darüber nach, eine ihrer Hände zu nehmen, stattdessen sah er sie aber nur eindringlich an. Sie sollte nicht sofort misstrauisch werden, denn natürlich führte er dieses Gespräch nur mit ihr, damit sie ein schlechtes Gewissen bekam oder sogar Angst davor, ihn endgültig zu verlieren. Bisher war er stets zu nachsichtig mit ihr gewesen und hatte die Fehler, die sie machte, niemals geahndet und vermutlich würde er nicht wirklich den Kontakt mit ihr abbrechen, wenn all seine Alpträume wahr werden sollten und sie Mrs Ford wurde, aber noch gab es Hoffnung und noch hatte er Zeit, nur musste Alex unbedingt bedacht handeln. Wollte er endlich Ergebnisse sehen, so hatte er also beschlossen, musste er sie sehr behutsam unter Druck setzen.
    Guinievaire zog die Augenbrauen zusammen, aber bevor sie ihm antwortete, warf sie einen prüfenden Blick aus dem Fenster. „Was meinst du?“ fragte sie dann. Alex glaubte, so etwas wie Beunruhigung in ihrem

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