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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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wenn er nur einige Male klopfte, und Guinievaire sähe er dann immerhin noch früh genug.
    „Alex?“ rief sie, als sie zuerst heraus in den Flur und dann in die Eingangshalle trat. „Alex? Liebling?“ Kurz lauschte Guinievaire angespannt, aber es war keine Antwort zu hören. Er litt, dies war ihr mehr als bewusst, er litt ebenso sehr wie sie, wenn nicht sogar noch um vieles mehr. Denn er verstand nicht und er wusste nicht, warum sie nicht mehr zusammen sein konnten. Jener Zustand, in dem sie sich derzeit befanden, er war beinahe schmerzhaft. Sie saßen im gleichen Zimmer, viele Meter voneinander entfernt und sprachen höflich über nichtige Themen. Guinievaire hatte niemals gewollt, dass es einmal so wurde zwischen ihnen.
    „Alex?“ rief sie noch einmal, doch nichts folgte dem. Guinievaire schloss die Augen und seufzte ein weiteres Mal. Wohin hatte er sich wohl geflohen? Nun, er war verletzt, er hatte einen pessimistischen Tag und er machte sich Gedanken über ihre ungewisse Zukunft. Also war er, dies wusste sie dank ihres magischen Gespürs Alexander betreffend, auf dem Balkon im ersten Stock, denn er rauchte mit großer Sicherheit, um sich etwas zu beruhigen, und nur der Balkon war überdacht, worauf er wert legen würde, denn ihr Alex wurde nicht gerne nass.
    Plötzlich dröhnte das nasse Holz der Eingangstüre. Jemand klopfte. Guinievaire raffte den Rock und stieg die Treppe hinauf zu Alex. Der Butler sollte öffnen.
     
     
    Guinievaire schloss die Augen, obwohl es bereits nachtschwarz und finster war. Sie atmete tief ein, dann hob sie die Hand und klopfte vorsichtig gegen seine Türe.
    Sie hatte es versucht, aber sie konnte nicht schlafen. Es war zwei Uhr nachts und sie hatte sich verzweifelt im Bett gewälzt bis ihr plötzlich eingefallen war, welcher Tag heute war: der vierzehnte Dezember. Eine weitere halbe Stunde lang hatte sie unter ihrer warmen Decke gelegen, deswegen in die Finsternis gestarrt und überlegt, ob sie es wirklich tun sollte, dann hatte sie sich endlich dafür entschieden, hatte sich eilig einen Morgenmantel übergeworfen und sich langsam den Flur hinunter getastet, wo sie schließlich gegen seine Türe geklopft hatte.
    Es gab keine Antwort darauf, aber es war Vollmond und Guinievaire wusste ganz genau, dass er deshalb wach sein musste und sie nicht einließ, weil er tödlich beleidigt war und sie kaum noch sehen mochte. Schon seit einigen Tagen war er nun bereits unerträglich, vermutlich um seinen Standpunkt zu zementieren, er wolle nicht mehr ihr Freund sein, wenn sie einen anderen Mann heiratete. Dies war ein raffiniertes und bösartiges Spiel, das er mit ihr spielte, und es funktionierte bestens – Guinievaire war verzweifelt und mühte sich mit ihm. Besonders heute musste sie dies tun. Welcher Tag konnte schon besser dazu geeignet sein, um jene beschwerlichen Differenzen zwischen ihnen auszumerzen als der vierzehnte Dezember?
    Sie drückte also ohne seine Erlaubnis die kühle Klinke und trat ungebeten in sein Zimmer, wo die Vorhänge weit offen standen und der Mond leuchtend hell auf das stille Mobiliar fiel. Natürlich hatte Guinievaire sich nicht geirrt, Alexander war wach, saß aufrecht in seinem Bett und wirkte ausgesprochen nachdenklich. Als er sie endlich bemerkte, warf er ihr einen finsteren Blick zu, der sogar im Halbdunkel genau zu erkennen war.
    Mit seiner anhaltenden Feindseligkeit konnte er sie nicht schrecken, denn sie ertrug sie schon zu lange und sie litt heftig darunter, deswegen hatte sie sich fest vorgenommen, ein für allemal ihren schlimmen Konflikt zu beseitigen in dieser Nacht. Also würde sie auch seine bösen Worte und Blicke erdulden und ihnen mit Sanftmut und Ruhe entgegentreten. Guinievaire wollte, dass Alex ihr vergab, was sie getan hatte und tun würde, also würde sie für die nächsten Minuten wieder sein Kätzchen sein.
    „Was willst du?“ knurrte er leise und sehr unerfreut darüber, sie zu später Stunde in einem dünnen Nachthemd in seinem Schlafzimmer begrüßen zu dürfen, immerhin musste er ahnen, dass sie nicht gekommen war, um zu tun, was sie früher einmal um diese Uhrzeit getan hatten, hatten sie beide nicht schlafen können.
    „Ich möchte mit dir sprechen,“ begann sie behutsam, dabei kam sie herüber zu ihm und kroch auf seine kühle Matratze, bis sie ihm direkt gegenüber saß. Zu ihrem großen Unglück war er kaum bekleidet, denn Alex fror selbst im Winter nicht, genauer gesagt fror er niemals und ihm war auch niemals wirklich

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