Ein silbernes Hufeisen
Tonfall erkennen zu können.
„Werden wir einander dann überhaupt noch sehen?“ erkundigte er sich mit einem Schulterzucken. Dass es immer so ablaufen musste, dass er immer Pläne spinnen und Intrigen konstruieren musste. Konnte sie es ihm nicht ein einziges Mal leicht machen? Guinievaire war leider furchtbar schwierig, aber zu ihrem großen Glück war sie auch sein Lebenszweck und deswegen machte Alex sich auch diesmal die unerträgliche Mühe.
Von dieser unschuldigen Frage schien sie schockiert zu sein. Sie zog die Schultern ein wenig zusammen. „Selbstverständlich,“ zischte sie. „Alex, du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben.“
Wegen dieses Satzes hätte er sie gerne gepackt und geschüttelt, denn es bestand kein Zweifel daran, dass sie die Wahrheit sprach, aber nur Guinievaire schaffte es, sich der Tatsache, dass sie ihn liebte wie keinen Zweiten, voll und ganz bewusst zu sein und dennoch daraus allein die falschen Konsequenzen zu ziehen.
„Aber, Guinievaire, du wirst dann einen Ehemann haben,“ erinnerte Alex sie vorsichtig und hob dabei die Augenbrauen.
Sie schien jedoch auch weiterhin nicht zu verstehen, wovon er überhaupt sprach. „Tony weiß, wie gerne ich dich habe,“ entgegnete sie nachdenklich, aber dennoch etwas verunsichert. Nun war sie es, die nach Alex‘ Hand griff und etwas näher rückte, vermutlich weil sie ihn beruhigen wollte oder vielleicht musste sie sich sogar seiner Nähe versichern, was natürlich besser wäre für ihn. Alex kannte Guinievaire und die Vorstellung, ohne ihn leben zu müssen, sollte eigentlich absolut qualvoll für sie sein.
„Du hast ihm nicht erzählt, dass wir früher zusammen waren,“ protestierte er.
Scheinbar beiläufig zuckte sie daraufhin die Schultern. „Was spielt das für eine Rolle? Er weiß, dass du mein bester Freund bist. Wir waren viel länger beste Freunde als ein Paar, Alex.“
Obwohl diese Behauptung nüchtern gesehen natürlich vollkommen der Wahrheit entsprach, gefiel sie Alex nicht im Geringsten. Nervös zuckte seine Hand, als sie dies aussprach, denn schon nach kurzer Zeit, nachdem sie einander getroffen hatten, waren sie ineinander verliebt gewesen, sie waren damals nur zu dumm, zu stolz und zu vorsichtig gewesen, um dies einzuräumen, und die Rollen der besten, platonischen Freunde hatten sie, im Gegensatz zu ihren vielen anderen, immer nur wenig überzeugend gespielt.
„Aber was ist, wenn wir nach deiner Hochzeit auch das nicht mehr sein können?“ fuhr er eifrig fort. Guinievaire wollte niemals ohne ihn sein, dies hatte sie ihm sehr oft sehr feierlich erklärt. Ihr zu sagen, sie könne ihn in Zukunft vielleicht nicht mehr sehen, war die ultimative Drohung, denn sie waren einander immer nahe gewesen, selbst während ihrer schlimmsten Auseinandersetzungen. Genau wie er ihr, hatte sie ihm in der Vergangenheit früher oder später alles vergeben, was er ihr angetan hatte, einfach weil sie seine Abwesenheit überhaupt nicht gut vertrug. „Du wirst am anderen Ende der Stadt wohnen und du wirst nicht mehr mit mir ausgehen wollen und vielleicht zieht ihr sogar aufs Land, Prinzessin. Ich glaube nicht, dass ich noch viel von dir haben werde.“
Alexander verlieh seiner Stimme einen tieftraurigen Ton und sah sie bettelnd an, aber Guinievaire weigerte sich weiter mit aller Macht, in die Richtung zu denken, die er wiederum mit aller Macht anstrebte.
„Ich werde niemals aus London fortziehen!“ rief sie empört, wobei sie nun auch nach seiner zweiten Hand griff und beide fest umschlossen hielt. „Und wir werden uns jeden Tag sehen, Liebling, das verspreche ich dir. Ich werde schon morgens zu Lovett Residence fahren und wir können so viel Zeit miteinander verbringen, wie wir möchten.“
Dieses Versprechen gefiel Alex natürlich ausgesprochen gut und vielleicht würde er in einer schrecklichen Zukunft einmal darauf zurückgreifen müssen, dennoch konnte er nicht glauben, dass Guinievaire ihn mit ihren hübschen, grünen Augen ansehen konnte und dabei nicht bemerkte, was es eigentlich war, was sie tun sollte, wollte sie wirklich ab sofort jeden Tag mit ihm verbringen.
„Prinzessin, das ist doch albern,“ erklärte er deshalb. „Du wirst die Frau eines anderen Mannes sein.“ An dieser Stelle machte Alex eine dramatische Pause, so wie er es sich zuvor vorgenommen hatte. Den Satz, den er gleich aussprechen würde, hatte er sich schon lange zurecht gelegt, denn er würde an ihr nagen und ihr keinen Frieden mehr lassen in
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