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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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warm. Er fasste sich glatt und kalt an wie ein lebloses Objekt, was Guinievaire immer ausgesprochen gut gefallen hatte. Während sie ihm derweil tief und bettelnd in die schwarzen Augen sah, war leicht zu erkennen, dass sie ihm eine Antwort gegeben hatte, die ihm nicht ein winziges Bisschen gefiel.
    „Verschwinde aus meinem Bett, Guinievaire,“ befahl er also ohne Umschweife und wandte die Augen ab von ihr, die seufzte und verzweifelt den Kopf neigte, um seine Aufmerksamkeit wieder für sich zu gewinnen. Zugleich verstand sie ihn schrecklich gut: sie quälte ihn. Tag um Tag verschwendete er seine kostbare Zeit in dieser Einöde, einzig und allein für sie, hoffend und bangend, wo er sie eigentlich in der Wildnis aussetzen sollte, um sie dem eigenen, traurigen Schicksal zu überlassen. Seitdem er ihr gesagt hatte, Guinievaire müsse ihr Leben in Zukunft ohne ihn bestreiten, hatte er damit beeindruckend vieles verändert in ihrem Kopf. Sie war ihm nicht länger böse und sie wollte auch nicht, dass er einen Groll auf sie hegte. Sie wollte, dass sie wieder Freunde wurden.
    „Weißt du, dass heute der vierzehnte Dezember ist?“ fragte sie vorsichtig, seine dunkle Bitte einfach übergehend.
    Alex starrte beharrlich auf seinen großen, vollen, finsteren Schrank. „Natürlich weiß ich das,“ murrte er mit einem Zucken seiner schönen Braue. Nach einer langen Sekunde sah er sie endlich wieder an. „Geh jetzt,“ befahl er. „Ich ertrage dich nicht länger in meiner Nähe und dieser Tag macht alles nur schlimmer. Du solltest auf dem Bett deines Verlobten sitzen, nicht wahr, und nicht auf dem meinen.“
    „Ich entscheide aber, wo ich sein möchte,“ entgegnete Guinievaire weiterhin voller Geduld. „Alex, ich weiß, dies ist eine grauenhafte Situation für dich. Ich versuche doch nur, das Richtige zu tun,“ klagte sie dann.
    Alex machte daraufhin ein ausgesprochen abschätziges Geräusch und schüttelte den Kopf ein wenig, was er langsam und voller Abscheu tat. So weit hatte sie ihn inzwischen getrieben, dachte Guinievaire schuldbewusst, sie widerte ihn an mit ihren geheuchelten Liebesbekundungen und ihrer tatsächlichen Unentschlossenheit. Sie selbst wusste nicht, was sie tat. Nach Paris hätte sie zu ihm zurückkehren sollen oder aber sie hätte von Anfang an stark sein müssen. Sie hatte ihm Hoffnung gemacht, um ihn wieder zu enttäuschen und dies war scheußlich von ihr gewesen, die doch ihren Alex früher einmal besser behandelt hatte als jeden anderen Menschen auf der Welt.
    „Ich will nichts von dem hören, was du zu sagen hast,“ sagte er ihr nüchtern. „Es langweilt mich zu sehr, wie du mit deinem Gewissen ringst. Verschwinde aus meinem Zimmer.“
    „Alex, können wir nicht reden? Ich werde dir alles erklären und du darfst mir alles an den Kopf werfen, solange wir danach nur wieder miteinander leben können,“ beharrte sie weiter, denn wenn sie bettelte, dann würde er aufgeben müssen und wenn sie weinte, dann wurde er stets nachgiebig. Heute musste eine Lösung gefunden werden, dies hatte sie sich geschworen.
    „Nein, das können wir nicht, Guinievaire,“ erwiderte er voller Ungeduld und starrte sie dabei nieder. „Denn ich kann mich nicht konzentrieren. Ich höre nicht ein Wort, von dem, was du von dir gibst, und du weißt genau, warum, und dennoch sitzt du hier in ein wenig Seide auf meinen Bettlaken.“
    Selbstverständlich verstand Guinievaire, wovon er sprach, und sie überlegte deswegen für eine kurze Weile, dabei biss sie sich voller Unbehagen auf die Unterlippe. Wenn sie wirklich wollte, dass sie Fortschritte machten, dann musste auch sie Opfer bringen, dies war ihr bewusst und dazu musste sie bereit sein, selbst wenn es ihr den Körper zerriss bei einem einzigen Gedanken daran.
    „Ich darf keine Erwartungen an dich stellen, Alex,“ erklärte sie also schweren Herzens. „Du musst mir nicht treu sein.“
    „Sei still,“ wurde sie jedoch sofort aufgebracht unterbrochen.
    „Du kannst fortgehen, wenn du möchtest, oder du kannst mich fort schicken,“ sagte sie dennoch voller schmerzhafter Entschlossenheit. „Und du kannst schlafen und zusammensein, mit wem du möchtest, wenn du dich einsam fühlst.“
    Sie wollte selbstverständlich nicht, dass er dies tat, nichts von dem, was sie ihm vorgeschlagen hatte, denn Guinievaire liebte ihn und sie wollte auf ewig die einzige Frau sein, die er liebte, aber zugleich hatte sie auch Versprechen gemacht und war entschlossen gewesen, ein neues

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