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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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zurückhaltend legte sie jedoch lediglich den Kopf glücklich gegen seine Brust und hörte eine Weile lang zu, wie er atmete und wie ihm das Herz schneller schlug, während seine Finger Muster auf ihrer warmen Haut zeichneten. Es war klug gewesen, mit ihm zu schlafen, denn nun würden sie auch endlich in der Lage sein, zu sprechen, immerhin waren sie beide befriedigt und besänftigt und damit gänzlich im Stande, sich allein auf ihre vielen, komplizierten Emotionen zu konzentrieren. Mit geschlossenen Lidern und fühlenden Fingern versuchte Guinievaire sich für einen Moment daran, war jedoch schon bald ernüchtert. Sie schwieg stattdessen weiter, atmete seinen Duft und beschloss, einfach glücklich zu sein. Sobald er wieder konnte, war sie bereit, es noch einmal zu tun.
    „Ich hatte vergessen, dass es wie Medizin ist,“ seufzte sie gegen Alex‘ silbernen Hals, der im Mondlicht eine unmöglich attraktive Farbe hatte.
    Alex lachte daraufhin kurz, wobei Guinievaires müder Kopf sich zusammen mit seinem Brustkorb bewegte, was sie die Nähe zu ihm noch mehr genießen ließ.
    „Wenn du so von deiner Verwirrung geheilt werden kannst, dann werde ich dich gerne weiter pflegen,“ entgegnete er, diesmal in einem neuen, alten Tonfall, der geduldig und warm war, wenn auch ein wenig sarkastisch.
    „Meine Verwirrung,“ wiederholte sie, wobei sie ihm in die Augen sah und ihn ein wenig bewunderte. Wie leicht es doch war, bei ihm zu sein! Seitdem sie hier in Italien waren, hatte sie immer geglaubt, sie könne sich kaum dazu zwingen und die Angst und die schlechten Erinnerungen und das Gewissen und die Ungewissheit würden sie zerfressen, würde sie sich wieder in seinen Armen finden. Vermutlich hatte sie sich selbst überschätzt und sie konnte wirklich niemals ein braves Mädchen und eine gute Verlobte werden, geschweige denn eine anständige Ehefrau für einen Mann, der im Grunde nur als Gegenentwurf zu jenem existierte, den Guinievaire wahrhaftig liebte. „Das ist noch harmlos ausgedrückt.“
    Der Blick, den Alex ihr in diesem Moment schenkte, war mit einem Mal bedeutend ernster, zugleich erinnerte er sie aber auch an alte, harmonische Zeiten. „Nun, Prinzessin,“ sagte er schlicht. „Ich habe dich krank gemacht, ich kann dich auch wieder gesund machen.“
    Verwirrt von seiner Antwort legte Guinievaire die Stirne in Falten, während sie ihn ratlos ansah, er drückte ihr jedoch ohne ein weiteres Wort einen feurigen Kuss auf den spitzen Mund und bedeutete damit unmissverständlich, dass er keine weitere Diskussion wünschte. Nachdem er sich zunächst so leidenschaftlich geholt hatte, was er brauchte, belohnte er Guinievaire jetzt mit einem besonderen Vergnügen – er machte Liebe mit ihr, sehr offensichtlich, langsam, liebevoll. Lächelnd schlief sie danach ein, als sie feststellte, dass sie dieses Datum im letzten Jahr ebenfalls in den Armen des anderen verbracht hatten. Seitdem war vieles besser geworden, schloss sie.

11 Mai
     
     
    Zuerst sah sie nur dumpfes, gelbes Licht im Wechsel mit Schatten. Auf ihren nackten Füßen konnte sie Sonnenstrahlen spüren und ihr Nacken schmerzte ein wenig, aber erst als Guinievaire die Augen aufschlug, konnte sie sich daran erinnern, wo sie war.
    „Ich bin eingeschlafen,“ stellte sie noch etwas heiser fest.
    Sie lagen unter einem der gewaltigen Bäume etwas weiter draußen im Garten auf einem der hölzernen, weich gepolsterten Liegestühle, die Alex vor wenigen Tagen zum Frühlingsanfang hatte aufstellen lassen.
    „Das habe ich bemerkt,“ entgegnete Alex.
    Guinievaires schwerer Kopf ruhte auf seiner Schulter und ihre Hand auf seiner Brust, er hatte derweil einen herrlich kühlenden Arm um sie geschlungen und las. Richtig, dachte sie, als die Bilder in ihrem Kopf langsam zurück kamen: es war einer der ersten, wirklich warmen Tage in diesem Jahr. Nach dem Essen hatten sie sich gestritten, daraufhin war sie nach draußen geflohen, um zu lesen, wobei es ihr jedoch nicht sonderlich gut gelungen war, sich auf ihr Buch zu konzentrieren. Stattdessen hatte sie also ein wenig geweint. Guinievaires Wimpern waren noch ein wenig feucht deshalb.
    „Kannst du deinen Arm überhaupt noch spüren? Du hättest mich wecken sollen,“ meinte sie besorgt und etwas vorwurfsvoll, aber Alex zog sie lediglich fester an sich und blickte ihr dabei zum ersten Mal in die Augen. Er schien inzwischen wieder blendend gelaunt zu sein.
    Sie hatten sich natürlich wegen Tony gestritten, wieder einmal, denn

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