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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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dies natürlich der Himmel. Außerdem durfte man ihm nicht den Vorwurf machen, er liebe seine Verlobte nur, wenn sie ein zahmer Welpe war. Die letzten Monate und schon zuvor hatte sie ihn behandelt wie jeden anderen auch und er hatte sie genauso sehr gewollt.
    Guinievaires Lippen war klein, aber voll und kräftig und das Gefühl ihrer Zunge an seinen Zähnen war so vertraut, wie es willkommen war. Alex ließ die Hände an ihr nach oben und nach unten gleiten. Wie er diese Korsetts manchmal hasste und die Tatsache, dass er nichts an seiner Liebsten fühlen konnte bis auf stählerne Stäbe und eiserne Schnürung! Es war stets sehr qualvoll, wie sorgfältig, aber zugleich verheißungsvoll sie sich für ihn verpackte. Ihr Kleid war aus unerträglich dünner Seide gemacht und an manchen Stellen zeigte es ihre weiche Haut und ihre feste Wäsche, was ihn natürlich nur an eines erinnern konnte. Alex wollte sich also mit der Frage beschäftigen, wie man es wohl öffnete, als er sich jedoch mit einem Mal wieder an die winzige Falte zwischen ihren Augenbrauen erinnerte. War er nicht zu ihr herübergekommen, um herauszufinden, was sie beunruhigte? Er war ein Egoist, selbst wenn es darum ging, Guinievaire zu lieben, dies war eine Sache, die er sich zum Vorwurf machen musste und hatte machen lassen müssen, aber in Zukunft war er gewillt, an ihr zu arbeiten. Alles würde er tun, um niemals wieder in das schwarze Loch zu fallen, das sie hinterließ, wenn sie ging. Mit großer Bemühung löste er sich von ihrem Mund und sah sie stattdessen lange und prüfend an. Nun lächelte sie sanft und fuhr mit drei langen Fingern die glatte Linie seines Kiefers entlang.
    „Was ist mit dir, Prinzessin?“ erkundigte er sich behutsam. Meist bemühte er sich redlich darum, vorsichtig mit ihr umzugehen, schließlich war sie unvorstellbar wertvoll und unersetzlich, aber manchmal kollidierte dieses Verlangen, zu schützen, mit seinem Verlangen, alles von ihr zu haben, und dann war er in der Vergangenheit skrupellos geworden und zweifellos würde er es wieder werden. Er war erfolgreich damit, selbst wenn sie zuweilen protestierte. Guinievaire wollte für sich selbst entscheiden, ob sie ihn liebte und bei ihm sein wollte, aber dies bedeutete, dass sie auch die Option hatte, Nein zu ihm zu sagen und Alex mochte jene Option ganz und gar nicht. Außerdem tendierte seine Verlobte zu falschen Entscheidungen.
    Guinievaire drehte ihren Kopf fort von ihm und sah missmutig in seinen Kleiderschrank, wo sich Hemden und Jacketts und Hosen nach wie vor häuften, obwohl seine Liebste schon mehr als fleißig gepackt hatte. Guinievaires ausufernde Garderobe war nicht gemeinsam mit ihr in das neue Zimmer gezogen. Vielleicht hatte sie allein die Arbeit frustriert und nicht der Gedanke an den Brief, von dem sie nicht wusste, dass Alex von ihm wusste. Er hatte stets ein Auge auf alles, was sie tat, deswegen ahnte sie es eventuell. Sie konnte erraten, was er tat oder sie spürte, wo er war, manchmal. Wie hatte sie ihn jemals verlassen können? Und wieso kamen ihm diese dummen, lästigen Gedanken immer in den ungünstigsten Momenten, wenn er ihr am nächsten war?
    „Du hast so viele hübsche Anzüge,“ erklärte sie ihm besorgt. Allein Guinievaire brachte es fertig, sich über seinen Kleiderschrank den Kopf zu zerbrechen. „Und ich habe nicht ein einziges Kleid, das ich nächste Woche anziehen könnte, Liebling.“
    Liebling, Alex erfreute sich wie immer am Klang dieses Wortes, sprach sie es aus. Es war ihr einziger Kosename für ihn, der anfangs zweifellos nicht mehr als eine kleine Rache für die vielen Namen, mit welchen er sie bedachte, gewesen war, aber inzwischen meinte sie ihn ernst, wann immer sie ihn sagte. Immerhin war sie der absolut einzige Mensch, dem es gestattet war, ihn so zu rufen und Guinievaire genoss dieses Privileg ohne Zweifel, denn es zeigte, dass sie das wirklich einzige Mädchen war, das Alex jemals geliebt hatte. Er wusste, dass sie stolz war auf seine Eroberung – sie war ein eitles Wesen.
    Es ging um ihr Kleid, natürlich. Dieses Problem war nicht mehr als eine Lapalie und beinahe hätte Alex ihre kleine Sorge belächelt, wo er doch mit Liebeskummer und andauernder Sehnsucht nach dem Stallburschen gerechnet hatte, aber er rief sich streng zur Ordnung. Es war gut, dass es hier einzig um ein Stück Stoff ging, denn erstens sollte Guinievaire sich niemals mehr über schwerwiegendere Dinge Sorgen machen müssen, nun wo sie wieder bei ihm war,

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