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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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Matratze und Guinievaire leistete keinerlei Widerstand, vielmehr streckte sie die Arme nach ihm aus und wickelte sie fest um seinen Nacken, als er sich zu ihr herabbeugte. Sie hob den Kopf und küsste ihn gierig. Sein Kätzchen, er hatte es wieder, das Mädchen, das alles vergab und alles verstand, den Engel, der dem Rest der Welt verborgen blieb, seine eigene Version von Guinievaire Hastings, sozusagen. Guinievaire Lovett, dachte Alexander und dieser Gedanke richtete Unglaubliches mit ihm an. Verzweifelt suchte er nach dem Verschluss ihres Kleides, aber als seine hastigen Finger keine Schleifen und keine Knöpfe oder Ösen finden konnten, gruben sie sich für eine Sekunde in die Spitze und rissen sie dann gnadenlos auf. Guinievaire machte ein Geräusch gegen seine Zähne, eine Mischung aus Empörung und Erregung, aber sie ließ sich ohne Proteste von ihm aus den übrigen Fetzen befreien. Während Alex daraufhin die strenge Schnürung ihrer Korsage löste, legte sie den lauen Mund an sein Ohr. „Ich liebe, liebe, liebe dich,“ wisperte sie. Alex lächelte zufrieden. Er hatte sie tatsächlich wieder.
     
     
    Manchmal verspricht ein Tag schon am Morgen einfach perfekt zu werden. Dann hat man außergewöhnlich gut geschlafen, tief und glücklich, man hat nicht geträumt und die Wangen sind einem warm und man erwacht nicht zu früh und nicht zu spät aus diesem friedlichen Schlaf. Die Sonne scheint sanft, nicht heiß, durch die kristallklaren Fensterscheiben und die Vögel singen in den grünen Ästen. Guinievaire konnte sie durch die zarten, weißen Vorhänge ihres alten Zimmers beobachten, wie sie auf und ab sprangen und die gelben Schnäbel öffneten, während sie sich aufrichtete und ihr Haar glatt strich, dabei musste sie, überrascht über sich selbst, feststellen, dass sie entzückt war von ihrem Anblick. Im Grunde rührte so etwas wie kleine Vögel auf braunen Ästen sie nicht sonderlich, deswegen lächelte sie ein wenig, weil sie leicht zu durchschauen war. Noch während sie geschlafen hatte, hatte man sie leise mit Kaffee und Croissants versorgt – eine große Tasse und ein geblümter Teller standen auf einem Tablett auf ihrem Nachttisch und dufteten dort verlockend, also griff Guinievaire nach dem Kaffee und warf einen sehnsuchtsvollen Blick neben sich. Heute Nacht hatte sie zum ersten Mal seit Langem und hoffentlich zum letzten Mal in ihrem Leben allein geschlafen und sie vermisste ihren Liebsten bereits, selbst wenn sie es gewesen war, die auf diesen ausgesprochen frommen Brauch bestanden hatte. In großen Zügen trank sie und dachte dabei an ihn und an all das, was ihnen heute bevorstand. Sie konnte es kaum erwarten.
    Guinievaire aß nicht, natürlich nicht, und nachdem sie den Kaffee ausgetrunken hatte, erhob sie sich eilig, um sich anzuziehen und bereit zu machen. Das Kleid, das berühmte Kleid, mit ihren und seinen verschlungenen Initialen verziert, lag über dem hellen Korbstuhl beim Fenster, zwischen den zahllosen Koffern, die den massigen Rest von Guinievaires Garderobe beherbergten. Auf dem Boden neben dem Stuhl stand ein Paar zartrosa Schuhe und auf dem Schminktisch in der Ecke warteten die wertvollen Diamanten, die sie für diesen wichtigsten Tag von allen ausgewählt hatte. Mit größter Sorgfalt zog sie sich aus und wieder an, dann musterte sie sich prüfend im Spiegel. Sie schmückte sich mit Armbändern und Ohrringen, sie verknotete das lange Haar, sie steckte Lilien hinein, sie färbte die Lippen, sie schlüpfte in ihre Schuhe, dabei sang sie leise und mit hoher Stimme, wenig bedacht darauf, ob sie die Töne ihres Liedes traf oder nicht. Ein letztes Mal überprüfte sich dann ihr Spiegelbild und war schließlich zufrieden. Einzig er würde sie heute sehen, aber dennoch, noch nie zuvor war es Guinievaire wichtiger gewesen, schön auszusehen. Sie fand, sie hatte ihr Ziel erreicht. Und nun konnte sie keine Sekunde länger mehr ohne ihn sein, ohne ihren zukünftigen Ehemann. Nur noch wenige Minuten musste sie sich gedulden.
    Guinievaire war ganz und gar nicht aufgeregt, dies hatte sie schon gestern, als er sie ins Bett gebracht hatte, festgestellt, was vermutlich allein daran lag, dass der Gedanke, Alexanders Frau zu sein, schon lange nicht mehr neu und vage für sie war. Kurz nachdem sie ihn getroffen hatte, war es nicht mehr gewesen als eine abwegige Phantasie und dennoch hatte sie sich den Moment oft ausgemalt. Mit der Zeit war es eine realistische Vorstellung und ihr ein dringlicher Wunsch

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