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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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eine Stufe über ihnen vor dem Altar seinen Platz einnahm und mit der Zeremonie begann. Guinievaire interessierte sich nicht besonders dafür, was er sagte, viel lieber sah sie Alexander in die funkelnden, schwarzen Augen und drückte hin und wieder aufgeregt seine Finger. Er sah so hübsch aus heute, es war unglaublich. Etwas geistesabwesend wiederholte Guinievaire die Sätze, die man ihr vorgab und erfreute sich am glücklichen Klang seiner Stimme, wenn ihr Liebster es ihr gleich tat, bis sie mit feuchten Augen dabei zusah, wie er behutsam den dünnen, eleganten Ehering auf ihren Ringfinger neben den teuren Verlobungsring gleiten ließ, und mit beinahe zitternden Händen steckte sie Alexander sein identisches Exemplar an, in dessen Innenseite endlich ihr Name graviert war. Guinievaire schluckte fassungslos. Der italienische Pfarrer erklärte sie zu Mann und Frau, dann erteilte er Alexander die Erlaubnis, seine Braut zu küssen, welcher dieser natürlich ohne Umscheife nachkam. Er nahm ihr Gesicht in seine weißen Hände und beugte sich zu ihr herab, wobei seine Lippen, vermutlich aus Respekt vor diesem heiligen Ort oder vielmehr dem anwesenden heiligen Mann, der ihre übliche Art, sich zu küssen, nicht begrüßen würde, nur kurz die ihren berührten, aber für Guinievaires Verfassung genügte schon dieser winzige Kuss. Als Alex den Kopf wieder hob, lief eine selige Träne ihre Wange hinunter. Mit einem Daumen und einem Lächeln strich ihr Ehemann sie eilig fort, dann griff er nach ihrer Hand und küsste sie. Wie in einem sehr leisen, sehr friedlichen Rausch verabschiedeten sie sich und stiegen zurück in den Wagen, wo Alexander beide Arme um seine Frau schlang und Guinievaire die Beine über seine Knie legte und für eine Weile küssten sie sich nur, wobei Guinievaires Finger nach wie vor etwas fassungslos auf Alex‘ Ehering lagen.
    „Du hast geweint,“ bemerkte ihr Mann nach einiger Zeit. Sie waren auf dem Weg zurück zur Villa, um den Wagen zu wechseln. Guinievaire sah ihn an und er grinste sein schiefes Grinsen auf eine unverschämt selbstzufriedene Art und Weise.
    „Es waren Freudentränen,“ gab sie ohne Bedenken zu.
    „Ich hoffe, ich werde ihnen gerecht,“ entgegnete Alex.
    Guinievaire hatte daran keine Zweifel, zumindest nicht heute. Früher hatte sie oft Angst davor gehabt, seine Frau zu werden, selbst wenn es gleichzeitig manchmal ihr dringlichster Wunsch gewesen war, denn sie hatte befürchtet, er könne ihr nicht treu sein oder er würde noch besitzergreifender werden, als er es ohnehin schon war, aber in diesem Augenblick hatte Guinievaire jene finsteren, vergangenen Gedanken lange verworfen.
    „Der Pfarrer war hingerissen von dir,“ sagte Alex nach einer kleinen Pause, wobei er natürlich haltlos übertrieb.
    „Er bekommt vermutlich nicht sehr oft Frauen zu Gesicht,“ meinte sie mit einem Schulterzucken, während sie liebevoll durch das glänzende Haar ihres Mannes strich und zärtlich sein Kinn küsste. Alex roch gut. Alles an ihm war perfekt.
    „So eine wie dich hat er definitiv noch niemals gesehen,“ beharrte er stolz. „Aber du bist meine Frau.“
    Richtig, dachte Guinievaire, ab sofort war sie tatsächlich Alexander Lovetts Frau. Selbst in diesem Moment, wo es endlich geschehen war, konnte dieser Gedanke sie nicht schrecken, denn sie wusste bereits genau, was Alexander Lovetts Frau zu sein bedeutete und was sie ab sofort zu tun hatte und was von ihr erwartet wurde. Die letzten vier Jahre hatten sie mehr als gründlich darauf vorbereitet.
    „Guinievaire Lovett,“ murmelte sie. Selbst laut ausgesprochen barg dieser Name keine Schrecken mehr in sich. Er würde ihr treu sein und er würde sie lieben in genau dem richtigen Maß. Ab sofort würde alles wieder gut werden für den Rest ihres Lebens, nicht wahr? Nun, vermutlich nicht. Aber wenn sie dies nicht an ihrem eigenen Hochzeitstag glauben durfte, wann durfte sie es dann?
    „Lady Guinievaire Lovett,“ korrigierte Alexander sie eilig. „Herzogin von und zu Longset und so weiter und so fort.“
    Es war tatsächlich ein perfekter Tag. In der neuen Kutsche hatten Guinievaire und Alex etwas mehr Privatsphäre und keiner der beiden blickte zurück, als sie die Heimreise schließlich antraten. Stattdessen küssten sie sich oder sie sahen einander einfach an und schwiegen oder aber sie sprachen über all die vielen Dinge, die sie nun gemeinsam vorhatten und sie erinnerten sich an all die Geschichten, die sie bis zu diesem Augenblick

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