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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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verbanden. Es war ein Glück, dass niemand außer ihnen hier war, denn sie wären unerträglich für all ihre Freunde gewesen, sie wären ausgelacht und verspottet worden. Unter sich mussten sie sich jedoch nicht schämen, also hielten sie die Hände des anderen in ihren. Alex gab Guinievaire eine Einführung in die Geschichte der Familie, von der sie nun ein neuer Teil war, dann bemühte er sich, alle Häuser aufzuzählen, die sich in ihrem Besitz befanden, aber er vergaß regelmäßig irgendein Schloss oder irgendeine Stadtwohnung hier oder da.
    In der nächsten größeren Stadt auf ihrer Reiseroute mieteten sie sich erst am späten Abend in das größte Zimmer eines kleinen Hotels ein, wo Alex Guinievaire stolz über die Türschwelle hob, während sie erschöpft das Gesicht unter seinem Kiefer vergrub. Vor dem Bett setzte er sie ab und war diesmal mehr als behutsam, als er ihr das wertvolle Hochzeitskleid auszog, selbst wenn Guinievaire es vermutlich nie mehr wieder tragen würde. Langsam und mit Bedacht befreite er sie von ihrem Korsett und entledigte sie ihrer Seidenstrümpfe, wobei sie genau wusste, wie sehr Alexander die Tatsache genoss, dass er seit heute Morgen das Gesetz auf seiner Seite hatte – ab sofort war es Guinievaire strikt verboten, jemals wieder mit einem anderen Mann außer dem ihren zu schlafen. Er legte sie auf das fremde Bett, beugte sich über sie und küsste sie, während er sich selbst entkleidete und in diesem Augenblick wünschte Guinievaire, sie hätte niemals mit Marion geschlafen, selbst wenn dies damals einzig aus ausgesprochen zweckmäßigen Gründen geschehen war. Es war wohl ein alberner Gedanke, aber sie hätte gerne eine einwandfreie Bilanz gehabt, obwohl sie sich darüber im Klaren war, dass ihr Ehemann über die Zahl seiner Eroberungen ebenso den Überblick verloren haben musste wie über die Zahl seiner Häuser. Sie war noch nicht einmal seine erste Frau, überlegte sie, und er hatte ihr noch niemals in rührenden Worten erklärt, wie sehr er sie liebte, wie sie es einmal in aller Dringlichkeit verlangt hatte von ihm. Er hatte ihr noch niemals versprochen, dass sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende sein würden, warum zum Teufel war sich Guinievaire bei diesem Mann also unerschütterlich sicher? Fünfmal hatten sie Sex in ihrer Hochzeitsnacht, was kein neuer persönlicher Rekord war für die beiden, aber es war dennoch beachtlich. Hin und wieder wurden sie müde und schliefen in den Armen des anderen ein, dann weckten sie sich einander wieder auf und machten ganz einfach weiter und während Guinievaire den ersten, ganzen Tag ihres Ehelebens mit Alex damit verbrachte, vollkommen erschöpft den Schlaf, der ihnen fehlte, gegen seine Schulter ruhend in der Kutsche nachzuholen, wobei seine Wange an ihren Kopf lehnte, wusste sie, dass sie nicht von ihm hören musste, wie sehr er sie anbetete. Er würde niemals romantisch oder gar kitschig sein, aber die Art und Weise, wie er es dennoch fertig brachte, ihr zu zeigen, dass sie ihm mehr wert war als alles andere auf dieser Welt, war ausgesprochen überzeugend.
     
     
    Tony hatte sehr lange darüber nachgedacht, ob er diesen Brief wirklich schreiben sollte, denn er war sich vollkommen darüber im Klaren, dass er lächerlich und armselig war und vielleicht würde sie nur spotten und lachen darüber, aber zugleich ließ sie ihm keine Sekunde seine Ruhe, wo er doch derzeit nichts mehr brauchte als Ruhe und Frieden und etwas Entspannung und Erleichterung. Müde, verzweifelt und erschöpft war er oft und wann immer er am Abend vollkommen niedergeschlagen in seine fremden Kissen fiel, wollte er nicht länger immer nur an Guinievaire Hastings denken müssen, die er nun seit beinahe einem Jahr nicht mehr gesehen hatte und die ihn mit großer Sicherheit lange vergessen hatte. Er brauchte also einen Abschluss, besonders nun wo er vorhatte schon in wenigen Tagen nach London zurückzukehren. Daher hatte er beschlossen, sie dort wiederzusehen, ein letztes Mal, bei dem sie ihm das Herz noch einmal aufs Neue und absolut endgültig brechen konnte, und er daraufhin endlich damit aufhörte, all jene heftigen, reinen Gefühle für sie zu haben, die sie noch nicht einmal verdiente. Die letzten Monate, die er in Bath verbracht hatte, hatten seinen Zustand und seine Sehnsucht nach ihr unglücklicherweise nicht im Geringsten verbessern können, vielmehr war er dank der emotionalen Situation, in der er sich dauerhaft befunden hatte, noch

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