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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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Guinievaires Herz eifrig klopfte.
    Weil sie nicht in der Lage war, sich zu zügeln, küsste sie seine Wangen, seine Nase, seine Lippen, seine Lider und seine Stirne. „Wie könnte ich anders?“ hauchte sie ihm zu, während sie kleine Pausen machte. „Fast vier Jahre habe ich warten müssen.“
    Sie waren längst losgefahren, aber Guinievaire wusste nicht, wohin ihr Weg sie führte, sie wusste nur, was Alex, der die Kapelle und den Pfarrer ausgesucht hatte, ihr erzählt hatte: es war kein weiter Weg und es war nichts Besonderes. Alex hatte alle Entscheidungen getroffen, was diese Hochzeit betraf: dass sie überhaupt heiraten sollten, hatte er ihr beinahe beiläufig mitgeteilt, er hatte den Termin und den Ort festgelegt, ihr Kleid mitgebracht und den Rest der Reiseroute bestimmt. Außerdem hatte er ihr aber auch eine große Party in London versprochen, die sie höchst persönlich planen sollte, und damit gab Guinievaire sich vollkommen zufrieden. Früher, mit sechzehn oder siebzehn, hatten sie und Vicky und Cici viel Zeit damit verbracht, in Gedanken bereits ihre Hochzeiten zu planen – wenn sie bei Vicky übernachtet und Bier aus Flaschen getrunken hatten, hatten sie sich dann gegenseitig geschildert, was sie sich wünschten und nicht wünschten, wobei sie stets unendlich naiv und albern gewesen waren. Vicky hatte immer ein stilvolles Fest gewollt, mit leiser Musik, vielleicht mit einem Pianisten, mit teuren, exotischen Blumen, simpel und elegant, mit sehr viel Silberschmuck und in einem intimen Restaurant ohne zu viele Gäste. Zudem hatte Vicky immer die höchsten Ansprüche gehabt, was den zukünftigen Bräutigam betraf, wohl weil ihr zugleich immer bewusst gewesen war, dass sie dank ihrer Eltern an dieser Entscheidung am Wenigsten beteiligt sein würde. Cici hatte ein pompöses Fest gewollt, bei dem die ganze Stadt zugegen war und wegen dessen ihre ungeliebten Schwestern vor Neid vergehen sollten. Sie hatte rote Rosen und royalblauen Schmuck gewollt, eine riesige Kirche oder gar eine Kathedrale und ein unwahrscheinlich aufwendiges Kleid. Cici hatte im Mittelpunkt stehen wollen an ihrer Hochzeit und neben einem Mann, der praktisch die Definition von Prestigeträchtig war. Guinievaire hingegen hatte damals eine Version ihrer Hochzeit gehabt, die sie ihren Freundinnen schilderte, wann immer sie über dieses Thema sprachen und dann hatte sie noch eine private Vorstellung gehabt, die sie damals niemals gewagt hätte, auszusprechen. Offiziell hatte sie sich eine Party gewünscht, viel Alkohol, laute Musik bis in die frühen Morgenstunden und eine riesenhafte Tanzfläche. Für sich allein hatte sie immer nur eines gewollt: die Frau von Lord Lovett zu werden. Vielleicht war es deswegen mehr oder weniger leicht zu verschmerzen, weil sie den Mann ihrer Träume bekommen hatte, dass der Wunsch, der ihr und Vicky und Cici stets am meisten am Herzen gelegen hatte, ihr heute verwehrt blieb: sie hatten sich immer geschworen, dass ihre Hochzeiten allesamt großartig sein würden, wenn sie nur alle drei zusammen waren, um einander zu unterstützen. Nun, in dieser Hinsicht hatten sie wohl alle drei versagt: Vicky und Cici waren nicht einmal im selben Land wie Guinievaire, Guinievaire hatte Victorias unglückliches Fest verpasst und bei Cicis Eheschließung waren sie zwar alle anwesend gewesen, Guinievaire hatte ihre Freundin aber selbstverständlich nicht im Geringsten unterstützt. Wäre sie nun hier, Guinievaire hätte ihr längst vergeben.
    Das Wetter war absolut perfekt und sonnig, obwohl der Sommer dieses Jahres definitiv langsamer und milder begann als der letzte, vergangene in Shropshire. Wie an den Vögeln heute Morgen konnte Guinievaire sich in diesem Augenblick, in dem Alex seinen langen Arm um sie gelegt hatte, sogar an dem Anblick der zart verlaufenen Landschaft mit den kräftigen, dünnen Bäumen und den verschlungenen, einsamen Wegen erfreuen, selbst wenn sie in ihr heftig die Sehnsucht nach England weckten. Nur wenige Stunden noch, dann befanden sie sich auf der Heimreise.
    „Bist du enttäuscht?“ fragte Alexander nach einer Weile mit ruhiger Stimme.
    Verwirrt hob Guinievaire den Kopf von seiner Schulter und sah ihn fragend an. „Wieso?“ wunderte sie sich. Was sollte an diesem Tag denn bloß enttäuschend sein für sie? Sie hatte doch alles.
    „Dies ist nicht gerade ein ausuferndes Fest,“ bemerkte Alex, als habe er erraten, was sie in den letzten Minuten gedacht hatte.
    „Aber ich will dich einfach nur

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