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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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erwehren konnte. Selbst in diesem lächerlich altmodischen Anzug sah er großartig aus.
    „ Was?“ spuckte er nach einer weiteren langen Pause endlich aus, hauchte das Wort dabei beinahe und zog es lange, wie er es so gerne tat. Zuerst sah er dabei sie an, dann stierte er vom Balkon herab, dann gegen die schwarze Hausfassade, dann sah er wieder Guinievaire an. Schließlich schüttelte er verständnislos den Kopf und warf ihn in den Nacken, um tief einzuatmen. Wenn er es nun wirklich wagen sollte, nicht ebenfalls stürmisch seine Liebe zu bekunden, dann würde sie ihm den Kopf abreißen. „Sie scherzen mit mir,“ stieß er hervor.
    „ Nein,“ verteidigte Guinievaire sich stur, obwohl sie diese Vorlage hätte nutzen sollen. Ein großer Teil von ihr wünschte, es wäre so. Was war nur mit ihr geschehen? Warum hatte sie es ihm nur gesagt? Sie wusste genau, dass es keinen Sinn hatte, aber dennoch fuhr sie fort, wo sie doch nun einfach hätte lächeln können, um das Gesagte als lächerlich abzutun. Er hätte sie dann für grausam gehalten, aber damit hätte er durchaus ein wenig recht gehabt. „Ich mag Sie wirklich sehr,“ betonte sie stattdessen. „Aber Sie sind immer nur gemein zu mir.“
    Diese leicht übertriebene Anschuldigung ließ er nicht einmal für eine Sekunde lang über sich ergehen. „Ich bin nicht gemein, Guinievaire. Ich versuche lediglich, mir keine falschen Hoffnungen zu machen!“
    Guinievaire schüttelte heftig den Kopf. „Aber warum nicht?“
    Sie sollte ihn nun unbedingt aufhalten, denn er hatte natürlich vollkommen recht. Was tat sie bloß? Nun war sie tatsächlich grausam zu ihm, aber zugleich wollte sie es nun auch hören, dass ihre Mühen nicht umsonst gewesen waren. Sie wollte ihr Können wieder einmal bestätigt wissen.
    „ Weil ich dachte, ich sei nicht mehr als ein Angestellter für Sie!“ keuchte Tony. Aufgeregt drehte er sich ein wenig fort von ihr und fuhr mit der Hand durch sein mehr als rebellisches Haar. Er sollte es wirklich kämmen, dachte Guinievaire währenddessen.
    „ So bin ich aber nicht,“ erwiderte sie. Warum log sie? Natürlich war sie genau so – ein Spielzeug war er für sie gewesen von Beginn an. Und nun hatte sie sich vermutlich verliebt in ihn, in Anthony Ford. Sie konnte stolz auf sich selbst als brillante Verführerin sein.
    „ Nein, das sind Sie nicht,“ stimmte Tony ihr mit einem Seufzen zu.
    Sie hatte wohl recht. Er hatte sie falsch eingeschätzt und er war voreingenommen gewesen, denn Guinievaire Hastings war kein Snob, wie ihre Herkunft und ihr Auftreten es zuweilen vermuten ließen. Vielmehr war sie bodenständig und sehr vernünftig.
    Eine weitere Pause folgte nun in ihrem Gespräch, wobei Tony es vermied, Guinievaire anzusehen, stattdessen auf seine Finger auf der Balustrade starrte und ruhig atmete. Er konnte es nicht recht glauben, überlegte er dabei. Sie, so beteuerte sie, hatte tatsächlich Gefühle für ihn, für Anthony Ford. Nach einiger Zeit konnte er sie plötzlich leise und unvermutet lachen hören.
    Verwirrt sah er sie an. „Sie haben mich doch hereingelegt, nicht wahr?“ überprüfte er weiterhin fassungslos, während sein Herz wild klopfte und er trotz allen Wahrscheinlichkeitsregel heftig hoffte. Sie durfte nicht derart grausam zu ihm sein, denn wäre es ihm wirklich gelungen dieses Mädchen zu erobern, dann wäre dies definitiv mehr als es jemals zuvor für ihn gewesen war. Mit Guinievaire wäre alles sehr ernst und erwachsen.
    „ Nein,“ erwiderte sie schlicht, wobei ihre tiefe, sarkastische Stimme mit einem Mal ungewohnt sanft klang. „Ich fürchte, es ist die Wahrheit.“
    „ Dann habe ich noch eine weitere Frage,“ sagte Tony, während er den Kopf wieder hob, aus einem sehr plötzlichen Impuls heraus.
    „ Fragen Sie mich,“ gab Guinievaire zurück.
    Er atmete tief ein. „Darf ich Sie küssen?“ bat er sie dann und sah sie dabei sogar etwas herausfordernd an. Wenn sie nur mit ihm spielte, dann musste sie es ihm in diesem Moment endlich doch gestehen.
    Sie musterte ihn und ihr Blick erschien ihm neugierig und bekümmert zugleich. „Tun Sie es,“ sagte sie, ganz so als glaube sie nicht, dass er es wirklich wagen würde.
    Dennoch, Tony blieb mutig wie zuvor und mit einem heftig schlagenden Herzen lehnte er sich ganz langsam zu ihr herüber, die links von ihm erwartungsvoll und zögerlich stand, dabei nahm er sich zugleich fest vor, jede einzelne, nun folgende Sekunde zu genießen, denn vielleicht würde dies auf

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