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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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zurückgeblieben war, zu bewahren. »Ich dachte nur gerade, dass wir am besten sofort aufbrechen sollten, damit wir noch vor Einbruch der Nacht ein Gasthaus erreichen.«
    Sie schürzte die Lippen. »Oder wir brechen morgen früh auf.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich muss wirklich so schnell wie möglich Chant…, ich meine Miss Marchant finden. Ich möchte morgen Abend in Ardmore Hall sein.« Er hoffte, sie würde nicht durchschauen, dass er ein geradezu mörderisches Tempo anzuschlagen gedachte, doch er hatte bereits zu viel Zeit auf dem Weg nach Brighton verloren. Er musste Chantal finden, bevor sie diesen Bertie heiratete.
    »Können wir aufbrechen?«
    Sie wandte sich von ihm ab und stieß einen leisen Seufzer aus, den er wahrscheinlich nicht hatte hören sollen. »Ich hol bloß noch Evan, Chef. Wir haben schon gepackt.«
    Colin verlagerte Melody auf den anderen Arm, wo sie warm und schlaff an seiner Schulter weiterschlief. Mist, er hatte gar nicht überlegt, wie sie alle Platz in dem Einspänner finden sollten.
    Egal, entweder sie quetschten sich zusammen, oder er fuhr allein mit Melody weiter, eine andere Möglichkeit gab es nicht.
    Pru blinzelte ihre Müdigkeit fort und machte sich auf die Suche nach Evan. Sie hatte das Gefühl, dass ihm dieses Arrangement nicht gefallen würde. Ihr Bruder konnte manchmal schrecklich stur sein! Sie wusste wirklich nicht, wie Geschwister so verschieden sein konnten.
    Ein Mann stand im spätnachmittäglichen Zwielicht des Theaters und beobachtete den Direktor, der gerade den Aufbau des Bühnenbilds überwachte.
    Er rührte sich nicht von der Stelle, machte auch nicht auf sich aufmerksam, sondern wartete einfach, bis der Theatermann seine Anwesenheit bemerkte und zu ihm nach hinten kam. Dann beäugte er die korpulente Gestalt eine Weile, bevor er anfing zu sprechen. »Sie haben ihr nicht gesagt, dass ich hier bin. Warum nicht?«
    Der Direktor schluckte. »Sie ist nicht da.«
    Der andere atmete tief und langsam ein. »Sie meinen, sie ist abgehauen?«
    »Seit fast zwei Tagen. Ohne eine Nachricht oder irgendwas zu hinterlassen.«
    Der Besucher schaute ihn an: »Das mögen die Tatsachen sein, aber Sie verschweigen mir, was man so redet.«
    Der Direktor zog eine Grimasse und betupfte sein Gesicht mit einem Taschentuch. »Man erzählt sich, dass sie mit einem Kerl abgehauen ist. Kann mich nicht an den Namen erinnern…«
    »Doch, das können Sie.« O ja, er würde den Namen rauskriegen, den Mann finden– und dann… Er verzog das Gesicht zu einem boshaften Grinsen. Der Mensch hatte sein Leben verwirkt, denn niemand spannte ihm die Frau aus.
    »Ich hab was von einem Bertie gehört.« Der Theaterleiter wandte den Blick ab. »Nur Bertie, sonst nichts.«
    Es war ein Anfang. Dieser Bertie war zweifellos ein wohlhabender Mann, denn ansonsten hätte sich seine reizende Chantal ihm nicht zugewandt. Wahrscheinlich ein Adliger. Und deren Kreis war überschaubarer als das Milieu, in dem er selbst sich bewegte und wo die meisten das Licht der Öffentlichkeit scheuten. Er würde sich unter den feinen Leuten umhören. Zumindest hatte er jetzt einen Anhaltspunkt.
    Bertie.
    Weit weg im quirligen London machten sich gegen Abend eben diese Herren auf den Weg zu ihren Clubs, zu denen gewöhnliche Leute keinen Zutritt hatten. Einer davon war Brown’s Gentlemen Club, so ziemlich der älteste von allen und deshalb ein bisschen verstaubt und altertümlich wie die meisten seiner Mitglieder. Mit den glitzernden, luxuriösen Etablissements wie White’s oder Boodle’s ließ er sich nicht vergleichen. Während sich dort die Spieltische, Salons und Restaurants Abend für Abend mit reichen Dandys füllten, die sich amüsieren wollten, dösten in den Räumen von Brown’s bloß die betagten Herren vor den Kaminen.
    Lediglich im unteren Stockwerk, wo Wilberforce, der langjährige Majordomus, regierte, wurde noch gearbeitet. Der Speisesaal musste wieder hergerichtet und hier und da ein Schlummertrunk serviert werden. Ansonsten war es auch dort sehr ruhig, und wenn Wilberforce von oben Kinderlachen zu hören glaubte, dann war das eine Illusion oder Wunschdenken. Es war allerdings noch gar nicht lange her, dass es das hier tatsächlich gegeben hatte.
    Als er um die Ecke zur Hauptküche bog, fiel sein Blick auf seinen jüngsten Lakaien, Bailiwick, der gerade den letzten Rest seines enormen Abendessens verdrückte. Er saß an dem schweren Holztisch, an dem die Dienstboten üblicherweise ihre Mahlzeiten einnahmen.
    Bei

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