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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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jetzt reden Sie«, befahl er, »oder wir fangen alle an zu singen. Und mich wollen Sie bestimmt nicht singen hören.«
    Der Earl fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Mit Chantal war am Anfang alles in Ordnung. Sie wollte mich nicht wirklich heiraten– wir wollten bloß so tun, als ob. Wegen Bertie. Sie brauchte mich, um aus Brighton wegzukommen, so weit wie möglich. Ich habe versprochen, sie in den Norden zu bringen…« Er verstummte und rieb sich die Schläfen. »O Gott, wie das dröhnt.«
    Colin stieß den Stuhl mit dem Fuß an. »Weiter!«
    Ardmores Miene verdüsterte sich. »Es stellte sich leider heraus, dass sie keine besonders amüsante Reisebegleitung war. Wenn sie sich nicht beschwerte, ich würde so schnell fahren, dass sie völlig durchgerüttelt sei, dann schimpfte sie, weil wir zu langsam vorankämen. Irgendwann sagte ich ihr, dass ich auf ein Bier anhalten wollte, und sie könnte sich zwischenzeitlich entscheiden.«
    Er verstummte und presste die Fingerspitzen an die Augen. »Bier?« Es war kaum mehr als ein sehnsüchtiges Flüstern, doch Olive hatte den Krug schon in der Hand. Einen angeschlagenen zwar, dafür großzügig eingeschenkt. Ardmore griff mit zitternden Fingern danach, aber Colin zog ihn aus seiner Reichweite.
    »Sie hielten also an, um ein Bier zu trinken?«
    Baldwin schluckte hörbar und beäugte das duftende braune Gebräu aus rot geränderten Augen. »Ich bin von meinem Wagen runter und habe meine Sachen dem Affenmenschen draußen im Hof zugeworfen…«
    »Seth«, warf Olive ein. »Er hat überall Haare, seit er klein war.«
    »Ich war noch nicht um den Einspänner herumgegangen, da hatte sie schon die Zügel in der Hand und schwang die Peitsche. Hat mich fast umgefahren, mich und den Affen.«
    Colin schob den Krug ein wenig näher an ihn heran. Der Earl of Ardmore leckte sich hoffnungsfroh die Lippen. »Sie ist losgerast, als seien sämtliche Höllenhunde hinter ihr her, und hat mich wie einen Idioten im Hof stehen lassen. Ich bin rein und habe ein Bier bestellt, um zu überlegen, was ich jetzt tun sollte.«
    »Sie haben nicht versucht, sie zu verfolgen?«
    Er zuckte die Achseln. »Es war Berties Einspänner. Und auch sein Pferd.« Er grinste. »Der Arme, er hat seine Frau, seine Equipage und sein Pferd verloren. Ich dagegen habe das beste Bier weit und breit gefunden. Alles in allem kein schlechter Tag.«
    »Danke, Mylord«, sagte Olive prompt. »Wir geben unser Bestes.«
    Colin schnippte mit den Fingern. »Warum ist sie so plötzlich losgefahren?«
    »Kann ich nicht sagen, aber so, wie sie aussah, war sie zu Tode erschrocken. Die dumme Kuh!«
    Colin rieb sich übers Gesicht. »Ist es Ihnen je in den Sinn gekommen, dass sie einen guten Grund für ihre Angst gehabt haben könnte? Haben Sie je daran gedacht, sie zu fragen, warum sie von Brighton wegwollte? Machen Sie sich überhaupt Gedanken darüber, dass sie jetzt mutterseelenallein unterwegs ist, eine Frau ohne jeden Schutz?«
    Der andere erwiderte seine wütenden Vorwürfe mit völligem Gleichmut. »Nicht im Geringsten. Sie ist Chantal Marchant, eine Schauspielerin. Meiner Meinung nach steht sie kaum zwei Stufen höher als eine Straßenhure. Warum zum Teufel sollte ich mir da Gedanken machen? Und jetzt her mit dem verdammten Bier!«
    Colin schob den Krug mit so viel Schwung über den Tisch, dass beinahe die Hälfte überschwappte. Dann kehrte er, angewidert von der Gefühllosigkeit, dem Mann den Rücken. Er ignorierte Prus ausgestreckte Hand, als er an ihr vorüberging, wandte sich stattdessen an den Gastwirt. »Mr Rugg, auf ein Wort, bitte.«
    Draußen auf dem Hof behielt Evan die Tür des Gasthauses im Blick, während Melody in der mit Unkraut bewachsenen Auffahrt spielte. Nicht dass Pru ihn je zurücklassen würde, doch er traute Lambert nicht völlig über den Weg.
    Deshalb bemerkte er auch, dass Seth, der sauertöpfische Knecht, der die Stallungen versorgte, sich lauschend vor der Tür zum Schankraum herumdrückte. Wenngleich er leider nichts verstand, schien es ihm, als habe Seth gehört, was er wissen wollte, denn plötzlich hastete der Kerl im Laufschritt zu den Stallungen. Allein die flotte Gangart war bemerkenswert.
    Und die Tatsache, dass er wenige Minuten später auf einem Pferd angeritten kam, musste als höchst verdächtig angesehen werden. Denn es sah absolut nicht danach aus, als würde er bloß einen Auftrag für die Ruggs erledigen. Nein. Die Art, wie er sich immer wieder umblickte, während er vom Hof ritt,

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