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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Rennpferd.
    Ihretwegen.
    Pru hielt es kaum aus. Hier stand er, der alles verkörperte, was sie an einem Mann bewundernswert fand, aber was würde er über sie denken, wenn er von ihrem Geheimnis erfuhr?
    Er wird es verstehen.
    Würde er das? Wie konnte sie sich so sicher sein? Als eine, die zwischen den Welten stand, hatte sie das Schlimmste von beiden Seiten kennengelernt und schließlich den Glauben an das Gute im Menschen verloren.
    Sie war durch die Umstände aus ihrem bequemen, behüteten Leben in ein unfreundliches, schutzloses Dasein geworfen worden. Obwohl sie zumindest ihre Unschuld vehement verteidigt hatte, haftete bereits ein Makel an ihr, weil niemand ihr glauben würde, dass sie innerlich eine Dame geblieben war.
    Eine Dame? Als er deine Röcke hinter dem Wagen bis zur Taille hochgeschoben hat, warst du da eine Dame?
    Seit sie Mr Lambert kannte, fiel es ihr zunehmend schwerer, ihre Verstellung aufrechtzuerhalten. Sie wollte mehr mit ihm teilen, auf einer Stufe mit ihm über Dinge reden, die den Horizont einer einfachen kleinen Näherin überschritten. Aber sie wagte es nicht, blieb einfach nur dort stehen, dicht an ihn geschmiegt in dem Wunsch, an dieses pochende Herz glauben zu können.
    Da bewegte er sich zum ersten Mal, jedoch nur, um sie in die Arme zu schließen. Ganz sanft, nicht drängend. Der Moment dauerte an, und Pru spürte, wie sie nach Verbindung mit ihm strebte, wie Verlangen und Sehnsucht und Hoffnung sie beide umwoben wie ein Kokon, sie miteinander verbanden– ihre Seelen, ihre Herzen, ihre Gedanken.
    Stumm standen sie da im Dunkeln. Waren eins geworden.
    Colin festigte seinen Griff nicht, zog sie nicht enger an sich, zerstörte nicht die zarte Harmonie, sie in den Armen zu halten. Er atmete sie bloß ein, genoss ihre Wärme, den frischen Frühlingsduft ihres Atems und ihrer Haare. Die Versuchung war groß, sie für immer so zu halten.
    Nimm sie. Behalte sie. Heirate sie und zeig ihr die Welt. Lass sie dich zugleich die Welt mit ihren Augen entdecken. Lass sie dich selbst durch sie neu sehen.
    Wie sehr wünschte er sich das, aber es würdeMelodys Leben zerstören.
    Schmerz durchzuckte ihn. Schuldgefühle und Verlustangst rangen miteinander. Er war bereits zu weit gegangen, sollte es besser beenden, bevor der Schaden noch größer wurde .
    Der Zauber zerbrach.
    Er räusperte sich und trat einen Schritt zurück, dann noch einen, um nicht wieder in Versuchung geführt zu werden. Sie öffnete verwundert die Augen und schaute ihn wie aus weiter Ferne an.
    »Miss Filby, ich weiß, dass Sie meine Suche nach Miss Marchant nicht gutheißen. Sie müssen wissen, dass ich meine Gründe dafür habe. Chantal ist…«
    Er hielt inne, als Melody sich im Schlaf bewegte. Sie rollte sich, einen kaum hörbaren Laut des Protests von sich gebend, ein paarmal ruhelos hin und her, bis sie Gordy Anne fand und, einen Zipfel des schmuddeligen Stoffes im Mund, beruhigt weiterschlief.
    Colin rieb sich mit der Hand übers Gesicht. »Ach, vielleicht ist jetzt weder der richtige Zeitpunkt noch der richte Ort.«
    Pru nickte traurig. Sie war wieder sein Dienstmädchen, nicht eingeweiht in seine Geheimnisse, keine Frau aus seiner Welt.
    Sag es ihm.
    Vielleicht sollte sie das wirklich tun, dachte sie.
    Morgen.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    A m nächsten Morgen wachte Pru früh auf und zog sich an, bevor die anderen aufstanden. Sie legte Melodys Kleider zurecht und rüttelte zärtlich an Evans Schulter. »Hector wird sein Frühstück haben wollen«, flüsterte sie. »Warum stehst du nicht auf und hilfst dem Stallburschen?«
    Ihr Bruder rieb sich die Augen und erhob sich langsam, aber nicht unwillig.
    »Er heißt Seth«, sagte er leise. »Der taugt nix. Ich kümmer mich selbst um Hector.«
    Pru vermied es, den schlafenden Mann neben Evan anzuschauen. Außer ganz kurz, um sicherzustellen, dass sie ihn nicht geweckt hatte. Na schön, nicht wirklich kurz, denn wie er da lag, bot er schon einen verteufelt guten Anblick. Zum ersten Mal bemerkte sie, dass er ein paar Sommersprossen auf der Nase hatte. Und sogar die fand sie bei ihm attraktiv, während sie ihre eigenen hasste.
    Als sie den Schankraum betrat, sah sie Lord Ardmore immer noch ausgestreckt auf dem Boden liegen. Genau der richtige Ort für ihn, fand sie. »Ich konnte ihn nich rauftragen«, erklärte Rugg, der gerade die Bänke, Tische und Stühle wieder aufstellte, sofern sie heil geblieben waren.
    »Natürlich nich«, sagte sie und wandte sich dann Olive zu, um ihr

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