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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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starrte sie an. »Was meinst du damit? Du und ich, wir rennen doch immer zusammen weg.«
    Sie hatte es nicht aussprechen und nicht einmal sich selbst eingestehen wollen. Jetzt drehte sie sich zu Evan um, und als sie ihrem Bruder in die Augen sah, traf sie ihre Entscheidung. »Ich kann nicht weg. Die Eindringlinge sind Banditen, und ich glaube, sie haben Mr Lambert.«
    Als Colin auf die Knie gestoßen und ihm die Kapuze vom Kopf gezogen wurde, verspürte er Angst wie noch nie zuvor in seinem Leben.
    Sie hatten ihn zum Gasthof zurückgebracht.
    O Gott, Melody!
    Pru und Evan!
    Olive wich vor den üblen Gesellen zurück, die sich in ihren Schankraum drängten. Ihr Blick traf seinen für eine Sekunde, dann wandte sie ihn ab. Sehr gut, dachte er. Sie tat, als würde sie ihn nicht kennen .
    Heimlich blickte er sich um. Kein Zeichen von Pru und den Kindern. Vermutlich schliefen sie oben. Würden sie den Lärm hören? Und wissen, dass sie sich verstecken mussten, oder rannten sie etwa die Treppe hinunter mitten hinein in die Gefahr? Vor Angst war er wie gelähmt, und er konnte nur einen Gedanken fassen:
    Melody!
    Pru würde dafür sorgen, dass ihr nichts passierte, aber wer kümmerte sich um Pru?
    Der Anführer, der Mann mit den Zeichen von Wahnsinn in den Augen, trat auf die Wirtsfrau zu. »Wo ist dein Mann?«
    Olive begann zu weinen. »Er… is… ins nächste Dorf gegangen. Wir… wir brauchen… neue Krüge«, stotterte sie.
    »Lüg mich nicht an, Frau!« Drohend hob der Verrückte die Faust, und Olive kreischte vor Angst.
    Colin erhob sich protestierend, wollte auf den Mann losgehen, als etwas Hartes seinen Magen traf und er stöhnend zusammenklappte.
    Oben schlich Pru sich leise aus der Kammer, wartete eine Weile und lauschte. Unten erklangen Stimmen und das Geräusch schwerer Stiefel sowie boshaftes Gelächter, doch niemand schien auf dem Weg nach oben. Jedenfalls noch nicht.
    Sie hatte sich richtig erinnert, denn im Flur hing eine einfache Laterne. Rasch nahm sie sie vom Haken und schlüpfte zurück in das Zimmer, wo sie, vor dem Feuer kniend, mithilfe eines Strohhalms die Kerze in dem kleinen Kasten aus Glas und Eisen anzündete. Warmes Licht fiel auf Evans besorgte Miene und Melodys aufgeregte Augen.
    »Mellie, Evan hilft dir beim Runterklettern. Du musst ganz, ganz leise sein.«
    »Sind die Piraten wieder da?«
    Piraten. »Genau, Schatz.«
    »Mäuschen. Maddie nennt mich Mäuschen.«
    Pru atmete tief ein. »Ja, natürlich, Mäuschen. Die Piraten sind zurückgekommen, und Olive und ich müssen unsere Nudelhölzer bereithalten. Und du und Evan, ihr versteckt euch wieder.«
    »Ich will lieber zusehen.«
    »Nicht dieses Mal«, entschied Pru streng. »Dieses Mal sucht ihr euch ein weiter entferntes Versteck.«
    Sie wandte sich an Evan. »Nimm die Laterne und bind sie an deine Hosenträger. Kletter runter und geh dann die Straße zurück, auf der wir gekommen sind. Halt dich hinter den Hecken. Auf dem Weg hierher sind wir an einem Bauernhof vorbeigekommen. Dort bleibt ihr, bis ich euch hole.«
    Evan nickte. Sein mageres Gesicht wirkte plötzlich sehr erwachsen. »Ich pass auf Mellie auf.«
    Ja, Evan nahm die Gefahr sehr ernst, denn er hatte schon so einiges erlebt mit Leuten, die einem Böses wollten. Pru zog beide Kinder rasch an sich und umarmte sie zum Abschied. Dann half sie erst Evan aus dem Fenster und hob anschließend Melody auf seinen Rücken. Ein letzter schmerzerfüllter Blick zu seiner Schwester, und der Junge balancierte über den Sims, glitt mit seiner Last auf dem Rücken am Fallrohr nach unten, wo er ein wenig unsanft landete, schaute noch einmal winkend zum Fenster hinauf und verschwand mit Melody in der Dunkelheit. Auch das Licht der Laterne wurde bald vom Schatten der Hecken und Büsche verschluckt, sah bestenfalls aus wie ein herumschwirrendes Glühwürmchen.
    Pru verdrängte ihre Sorge um sie, machte sich selbst Mut, indem sie sich vor Augen hielt, dass in diesem Fall die Straße weniger Gefahren barg als der Gasthof. Dann drehte sie sich um, wischte ihre vor Angst schweißnassen Hände an ihren Röcken ab und schlüpfte aus der Kammer. Dieses Mal schloss sie nicht ab, damit es aussah wie ein ganz normales unbenutztes Gästezimmer. Und daran war gar nichts verdächtig.
    Während Evan Melody hinter sich herzerrte, dachte er nach. In Brighton hatten sie in genug Pensionen gewohnt, um zu wissen, dass man Fremden niemals vertrauen sollte. Er erinnerte sich an die Nacht, als er und Pru vor den Trotters

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