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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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davongelaufen waren. Wie sie voller Hoffnung zu diesem Anwalt gingen und der Mann sie genau zu den Menschen zurückbrachte, vor denen sie fliehen mussten.
    Er blieb stehen und betrachtete nachdenklich die Straße, die zu dem Bauernhof führte, von dem Pru gesprochen hatte. Auch dort lebten Fremde. Misstrauen erfüllte Evan. Er brauchte niemanden, konnte ganz gut allein auf sich und Melody aufpassen. »Komm mit, Mellie. Lass uns wieder ein Picknick machen.«
    Langsam stieg Pru die Treppe hinab und lauschte. Raue Stimmen, dröhnendes Gelächter, das Geräusch von Krügen, die auf Tischen abgestellt wurden. Olive bediente die »Gäste«. Keine schlechte Idee, denn das Bier war gut und tat vielleicht seine Wirkung.
    Waren das Gaffin und seine Bande? In Brighton hatte sie nur gehört, der Mann sei gefährlich, sonst nichts. Und Chantal fand ihn offenbar sehr aufregend, denn sie wurde nicht müde, sich über ihn und seine Liebeskünste auszulassen. Wieder einmal verfluchte sie diese unnütze Miss Marchant. Warum konnte sie nichts Nützliches über Gaffin erzählen, bloß diese Bettgeschichten.
    Pru war sich nicht sicher, ob er sie erkennen würde. Eher nicht, weil er Frauen wie sie nicht zu beachten pflegte. Außerdem hatte sie immer Abstand zu ihm gehalten, weil Chantal es nicht schätzte, die Aufmerksamkeit eines Mannes mit irgendwem zu teilen, nicht einmal mit ihrer Näherin. Im Übrigen fand sie Gaffin seit jeher unheimlich, obwohl er groß und sehr attraktiv war mit seinem blauschwarzen Haar. Doch seine Augen schauten kalt, ausdruckslos und bedrohlich. Wie die eines Raubtiers, und seine Beute war Chantal gewesen, nur sie ganz allein.
    Wie dumm musste eine Frau sein, um sich mit einem so gefährlichen Mann einzulassen? Pru würde es niemals verstehen. Sie mochte den warmherzigen, fürsorglichen, familiären Typ. Einen Mann wie Colin.
    Die Sorge um ihn brachte sie fast um den Verstand. Nach dem Schmerzenslaut hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Sie werden ihn nicht umbringen, sagte sie sich immer wieder. Wenn er tot ist, bringt er kein Lösegeld. Sie wünschte bloß, sie wäre sich diesbezüglich sicherer.
    Inzwischen war sie am Ende der Treppe angekommen und konnte einen Blick in den Schankraum werfen. Hoffentlich funktionierte ihr Plan, denn sonst wusste sie nicht weiter. Sie zog sich die Haube tiefer ins Gesicht, damit vor allem ihr auffälliges Haar nicht zu sehen war, atmete tief ein und trottete betont langsam in die Schänke, rieb sich die Augen und täuschte ein Gähnen vor. »Gäste, Missus? Sie hätten mich wecken solln.«
    Ein halbes Dutzend dunkle, bärtige Gesichter drehten sich in ihre Richtung, auch einige Pistolen und Messer wurden auf sie gerichtet. Sie brauchte den Schock nicht vorzutäuschen, der ihr die Farbe aus dem Gesicht trieb. Olive räusperte sich nervös. »Höchste Zeit, dass du aufwachst, du faule Kuh. Hilf mir beim Ausschenken!«
    »Aye, Missus.« Und weil Colin sie mit ausgesprochenem Entsetzen und mehr Fragen im Blick anschaute, als gut für ihn war, fügte sie hinzu: »Gut, dass ich gestern die große Kammer aufgeräumt hab. Is alles fertig für die Gäste.«
    Olive verbarg ihr Erstaunen, nickte nur knapp, und Pru sah, dass Colin sichtlich erleichtert wirkte. Zu früh, denn jetzt wandte Gaffin sich neugierig zu ihm um. »Sie sind nicht allein hergekommen, hat Seth mir gesagt. Mit einer Frau und zwei Kindern. Wo sind die?«
    Seth. Pru erstarrte. Den hatte sie ganz vergessen. Sicher würde er sie erkennen. Doch zum Glück befand sich der Stallbursche nicht im Schankraum, und sie fragte sich, ob die Bande ihm seinen Versuch, sich wieder anzubiedern, schlecht gedankt hatte. Und wenn: Sie würde dem Mann keine Träne nachweinen, dem sie diesen Schlamassel verdankten.
    Olive übergab ihr einen dickwandigen Tonkrug und schob sie in Richtung der Männer. Pru nickte und fing an, reihum die Krüge zu füllen. Leider sahen die ungebetenen Gäste aus, als könnten sie eine Menge vertragen und mit verbundenen Augen noch eine Messerstecherei für sich entscheiden, doch jeder kleine Vorteil musste genutzt werden. Sie würden zwar kaum unter den Tisch sinken wie Lord Ardmore, aber vielleicht verlangsamte reichlich genossenes Bier ihr Reaktionsvermögen.
    Es war ihre einzige Chance, eine andere gab es nicht. Wie in Himmels Namen könnte sie sonst helfen, Colin aus den Fängen von sieben zu allem entschlossenen Banditen zu befreien? Auch wie sie sich selbst befreien sollte, das wusste sie

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