Ein sinnliches Angebot
willst du hin?“
„Nach Hause.“
„Aber …“ Luke stand auf und folgte ihr. „Du hast mir gar nicht verraten, wieso du überhaupt gekommen bist.“
Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe, und Luke sah wie gebannt auf ihren Mund. „Ich wollte dir für neulich danken. Als du abends bei mir warst, warst du so nett und ich so …“
„Mürrisch?“
Sie musste lächeln. „Genau.“
„Gehts dir jetzt besser?“
„Auf jeden Fall.“
Lange sahen sie sich an, dann schüttelte Luke den Kopf.
„Was ist?“ fragte Faith flüsternd.
Er lachte nur. „Du treibst mich noch in den Wahnsinn, weißt du das eigentlich? Wir sind so verschieden. Wir arbeiten völlig gegensätzlich und müssen uns ständig streiten.“
„Aber?“
Sanft strich er ihr über die Wange. „Aber andererseits muss ich immer an dich denken. Und das hat nichts mit den Gegensätzen zwischen uns zu tun.“
„Ja, und genau deswegen müssen wir sehr vorsichtig sein.“ Sie trat einen Schritt zurück. Luke ließ seine Hand sinken. „Wir müssen diese … Anziehungskraft zwischen uns überwinden.“
„Ja.“
Faith sah Luke misstrauisch an und griff hinter sich nach dem Türknauf. „Ich weiß wieso wir dieser Anziehungskraft nicht nachgeben dürfen, aber weißt du es auch? Liegt es daran, dass ich keine Ärztin bin?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Stört es dich, dass ich etwas anderes als die Schulmedizin praktiziere?“
„Nein.“ Luke sah in ihre schönen Augen und fragte sich, wieso das alles so schwer war. Ehrlichkeit war für ihn noch nie ein Problem gewesen, auch wenn er dadurch die Gefühle anderer verletzt hatte. „Das ist schon etwas kompliziert.“
„Ja.“ Faith wirkte enttäuscht.
„Faith.“
„Ich sollte lieber gehen.“
Luke blickte ihr nach, als sie die Treppe hinunterging, und versuchte sich einzureden, dass sie Recht hatte. Sie mussten diese Anziehungskraft überwinden. Faith passte nicht in sein Leben und er nicht in ihres.
Aber echte Gründe dafür fielen ihm im Moment einfach nicht ein.
Der Samstagmorgen war strahlend schön. Faith fühlte sich ausgeruht und bereit für die Arbeit. Sicher hatte sie nur deshalb so gut geschlafen, weil sie Dr. Universum an diesem Wochenende nicht sehen würde. Er war aus ihrem Leben verschwunden und mit ihm all ihre Sorgen.
Doch dann rief Guy an und meldete sich krank. Genau wie Faiths Angestellte vom Empfang. Und schließlich auch noch Catherine.
Alle drei hatten die Grippe, wahrscheinlich dasselbe Virus, unter dem Faith vor einigen Tagen auch gelitten hatte. Faith legte den Hörer auf und sah Shelby an. „Wir sind aufgeschmissen.“
„Vielleicht kann ich noch ein paar Termine absagen.“
Und das gerade jetzt, wo sie anfingen, wieder ein paar Patienten mehr zu bekommen!
Genau in diesem Moment ging die Hintertür auf, und wie ein Geschenk des Himmels kam Luke herein.
„Guten Morgen.“ Er blickte in die erstaunten Gesichter von Faith und Shelby. Als die beiden Frauen kein Wort sagten, hob er prostend seinen Plastikbecher mit Kaffee. „Kein Gesundheitstee, ich weiß, und noch dazu aus dem Automaten, aber jeder Mensch braucht ein Laster.“
„Sind Sie … gekommen, um zu arbeiten?“ Shelby klang hoffnungsvoll. „Wenn ja, dann bekommen Sie auf der Stelle einen dicken Kuss von mir.“
„Ja, ich will arbeiten, wenn niemand was dagegen hat. Aber das mit dem Kuss ist nicht nötig.“
„Ob wir was dagegen haben?“ Shelby lachte. „Na, Faith, haben wir was dagegen?“
Und ob. Faith blickte Luke an und wusste, dass er gespannt auf ihre Antwort wartete.
„Na gut, sie will es nicht zugeben, weil sie so stur ist wie ein Maulesel.“ Shelby winkte ab. „Dann sag ich es Ihnen eben. Wir sind heute unterbesetzt und haben viel zu viele Termine.“
Keinen Moment lang wandte Luke den Blick von Faith ab. „Ach, wirklich?“
„Ja, und wenn Sie nicht aufgetaucht wären, hätten wir viele Patienten wegschicken müssen.“
„Das hätte wehgetan.“
„Und wie!“ stimmte Shelby zu, bevor sie Faiths wütenden Blick bemerkte. „Da sitze ich hier und plaudere, obwohl die Arbeit wartet.“
Faith blickte Shelby nach und wandte sich dann an Luke: „Wieso bist du wirklich hier?“
„Vielleicht, weil ich Arzt bin und gerne helfe.“
„Hast du vergessen, dass niemand mehr von dir verlangt, dass du hier arbeitest?“
„Das habe ich nicht vergessen.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen und wippte auf und ab. „Ich vergesse allerdings auch niemals, meine
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