Ein sinnliches Angebot
Arm halten oder mit ihr zusammen sein. Etwas Schwereres konnte er sich gar nicht vorstellen.
Später saß Luke auf einem großen Felsen am Strand vor seinem Haus und beobachtete die Wellen. Er hatte sich mit Emmas Hausärzten in Verbindung gesetzt. Die hatten ihm bestätigt, was Faith ihm bereits gesagt hatte: Man konnte nichts mehr für Emma tun außer ihre Schmerzen zu lindern.
Das hatte Luke getan und sich wieder gefragt, wieso es Krankheiten geben musste, gegen die jedes Medikament machtlos war.
Luke wollte die Menschen heilen, und er hasste es, wenn er das nicht konnte. Obwohl sie Emma noch nicht verloren hatten, kam es ihm so vor, als sei es bereits geschehen.
„Wieso sitzen Sie so bedrückt hier draußen rum? Ich habe Ihnen einen mexikanischen Auflauf gekocht, der himmlisch schmeckt.“
Luke drehte sich zu Carmen um, die sich neben ihn setzte. „Danke, aber ich habe keinen Hunger.“
Theatralisch seufzte Carmen auf. „Haben Sie das mit Faith vermasselt?“
„Nein.“
„Wahrscheinlich haben Sie irgendetwas falsch gemacht. Jetzt sind Sie länger als zwei Monate zusammen. Wurde Ihnen das alles zu eng?“
„Es sind schon fast drei Monate, und bei Faith wird mir nichts zu eng.“
„Stört Sie irgendwas an ihr? Schnarcht sie? Isst sie mit offenem Mund? Dreht sie die Zahnpasta nicht zu?“
„Nein, nichts von allem. Carmen, Sie sind verrückt.“ Er fuhr sich übers Gesicht.
„Ich soll verrückt sein? Sie sitzen doch hier, anstatt mit Faith zusammen zu sein.“
„Faith und ich haben keine Beziehung. Nächste Woche ist mein Dienst in ihrer Klinik zu Ende, und dann werden wir uns nicht mehr sehen.“
„Wer hat sich das denn überlegt?“
Luke seufzte. „Müssen Sie nicht das Bad putzen oder so etwas?“
„Ich nerve Sie lieber.“ Carmen machte es sich bequem. „Also noch mal von vorn. Zum ersten Mal gibt es in Ihrem Leben eine Frau, die Ihnen sehr viel bedeutet, und Sie lassen sie einfach gehen? Dabei dachte ich die ganze Zeit, Sie wären wirklich klug.“
„Wir waren uns beide einig, dass es nur vorübergehend ist.“ Es fiel ihm schwer, das überhaupt auszusprechen.
„Sex für eine befristete Zeit?“ Carmen lachte auf. „Klingt nicht schlecht. Aber es hat sich mehr daraus entwickelt, ja? Und Sie Idiot sind zu stolz, das zuzugeben.“
„Mehr ist für mich nicht drin. Nicht bei meinem ausgefüllten Leben.“
„Darf ein Arzt jetzt kein Privatleben mehr haben? Ich glaube, Sie haben nur Angst.“
Luke brachte ein Lachen zustande. „Das ist lächerlich.“
„Sie haben Angst zu heiraten und Kinder zu haben, weil Sie fürchten, Sie wären als Vater genauso schlecht, wie Ihr eigener Vater es war.“
Verwundert sah er sie an. Carmen nickte. „Ihr Bruder hat gestern angerufen. Er wollte mit Ihnen sprechen, und ich habe ihm alles erzählt. Matt glaubt, Sie wollen keine ernsthafte Beziehung anfangen, weil Ihre Eltern ihren Kindern gegenüber nicht genug Verantwortung gezeigt haben. Matt sagt, er hätte dasselbe Problem gehabt, bis er diese tolle Wissenschaftlerin getroffen hat. Es hat ihn förmlich umgehauen, und jetzt will er sie heiraten.“
Luke beschloss, seinen Bruder bei nächster Gelegenheit umzubringen. „Carmen?“
Sie stand auf. „Ja, es geht mich nichts an. Schon verstanden.“ Sie ging weg, drehte sich aber noch einmal um. „Mich wundert nur, dass Faith genauso stur und stolz ist wie Sie. Wir wissen alle, wieso Sie zögern. Wegen dieses blöden männlichen Stolzes. Aber warum zögert diese Frau? Wenigstens einer von Ihnen sollte ein bisschen kämpfen.“ Damit ließ sie Luke allein.
Unaufhörlich brandeten die Wellen an den Strand. Luke bekam Kopfschmerzen vom Grübeln. Vielleicht hatte er tatsächlich Angst, aber warum sollte er versuchen, ein Familienleben zu führen, wenn er wusste, dass ihm das nicht möglich war?
12. KAPITEL
Dann kam das letzte Wochenende. Faith würde die Klinik auch am Sonntag öffnen, weil sie an diesem Tag ein spezielles Seminar für Frauen abhalten wollte über bewusstes Leben.
Luke hatte sich bereit erklärt, an beiden Tagen zu arbeiten, und Faith schloss aus seiner Hilfsbereitschaft, dass er genauso wenig wie sie wollte, dass ihre gemeinsame Zeit zu Ende ging.
Am Samstag wachte sie voller Sorge auf. Sie grübelte über ihre finanzielle Situation, über ein paar Patienten und über den Kurs, den sie abhalten wollte. Außerdem machte sie sich Gedanken wegen ihres Blutzuckers. Gestern Nacht hatte sie so einen Heißhunger auf Süßigkeiten
Weitere Kostenlose Bücher