Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
fast. Als ob sich bei ihm viel regen würde, noch dazu im alkoholisierten Zustand. Die Bierfahne ekelt sie an. Außerdem hat sie heute ganz sicher keine Lust. Es gibt ganz andere Dinge, die ihr im Kopf rumgeistern. Um Manfred möglichst schnell wieder loszuwerden, murmelt sie: „Mal schauen, ob die nicht gerade in der Wäsche ist.“
Bevor sich Manfred darüber wundern kann, denn die Seidenbettwäsche hat schon seit Monaten kein Bett mehr verziert, tönt es aus dem Wohnzimmer von der Zwergin : „Fredi, es geht weiter!“
Laura verdreht die Augen wie ein Chamäleon, denn sie hasst den Spitznamen, den Helene ihrem Sohn im Babyalter verpasst hat. Ihr erleichtertes Schnaufen, als Manfred sich mit einem bedeutungsvollen Augenzwinkern entfernt, hätte sogar Bernd nebenan hören können. Eine außerplanmäßige Liebesattacke ihres Mannes hätte ihr gerade noch gefehlt.
Manfred erscheint am nächsten Morgen etwas hektisch in der Küche und haucht seiner Frau flüchtig einen Kuss auf die Wange. Ihn plagt inzwischen sein schlechtes Gewissen, an ihrem Geburtstag zum Kongress zu fahren und überlegt schon seit Tagen, in welcher Form er das wiedergutmachen kann.
Während Laura den Kaffee aufbrüht, stellt Manfred ein Päckchen an ihren Frühstücksteller. Allerdings entdeckt es nicht die Adressatin als Erste, sondern die Zwergin , die in diesem Moment mal wieder übellaunig am Tisch Platz nimmt. Helene deutet auf das Geschenk und blickt dabei ihren Sohn an: „Hast du dich im Tag vertan? Heute ist Donnerstag!“
Statt eine Antwort zu geben, hält Manfred seinen Zeigefinger an den Mund - zum Zeichen, dass seine Mutter still sein soll.
Schon dreht Laura sich mit der Kaffeekanne in der Hand um und sieht das Päckchen. Sie weiß nicht so recht, ob sie sich freuen soll. Etwas verhalten fragt sie deshalb: „Für mich? Zum Geburtstag?“
Manfred nickt verstohlen wie ein kleiner Junge, der für seine Mutter etwas gebastelt hat.
„Ja, aber erst am Samstag aufmachen! Ich hätte es dir natürlich lieber persönlich überreicht. Wir holen die Feier in einem Lokal deiner Wahl nach, wenn ich nächste Woche zurück bin.“
„Gute Idee, Fredi, wie wäre es mit dem Gourmetrestaurant in Aschau ? Da wollte ich immer schon mal hin. Erna und Anna ...“
„Ich werde mit Laura allein zum Essen gehen!“, schneidet Manfred seiner Mutter das Wort ab, denn er registriert zum Glück rechtzeitig Lauras entsetzten Blick und möchte sie nicht zusätzlich verärgern.
Trotzdem verspürt sie keine Lust, dem Abtrünnigen sein Verschwinden so einfach zu machen. „Danke!“ Dann nimmt sie das Päckchen und platziert es hinter sich auf der Anrichte.
„Na, ein bisschen mehr Begeisterung kannst du schon zeigen, wo Fredi bei seinem Stress noch schnell ein Geschenk für dich besorgt hat“, lässt Helene prompt verlauten.
Laura verzieht keine Miene, sondern bestreicht das aufgeschnittene Brötchen im Zeitlupentempo mit Himbeermarmelade.
Manfred sucht krampfhaft nach einem Thema, denn heute kann er die Stille am Tisch schwer aushalten. Laura hüllt sich in Schweigen, was er natürlich auf sich und seinen Kongress münzt.
In Wirklichkeit arbeiten ihre Gehirnzellen auf Hochtouren. Sie ist in Gedanken schon weit weg von Bad Hollerbach. Zu dumm, dass Manfred dieses Mal keinen Leihwagen zum Flughafen nimmt, sondern seinen Mercedes dort stehen lassen will. Also wird ihr nichts anderes übrig bleiben, als mit dem alten Golf nach Köln zu fahren. Sie hätte ihn schon längst beim TÜV anmelden müssen. Jetzt kann sie das erst, wenn sie nächste Woche zurück ist. Es wird schon gut gehen mit der alten Klapperkiste. Eine andere Überlegung ist, ob sie Max einweihen soll? Sich so einfach aus dem Haus zu stehlen und zu verschwinden, könnte zur Folge haben, dass Helene glatt die Polizei ruft. Natürlich nicht, weil sie sich Sorgen um die Schwiegertochter macht, sondern weil die Versorgungsmaschinerie komplett zusammenbrechen wird. Ja, sie muss ihren Sohn einweihen, und er wird verstehen, dass sie ihren Geburtstag ganz sicher nicht mit Helene, Erna und Anna feiern will. Sollte die Zwergin durchdrehen, weiß Max im Notfall, wie er sie erreichen kann.
Manfred schaut auf seine Armbanduhr. Es ist Zeit aufzubrechen. Sein Flieger geht in drei Stunden nach Stockholm, und über eine Stunde benötigt er bis zum Flughafen. Er gibt seiner Mutter zum Abschied einen Kuss auf die Wange, die sie ihm jedes Mal gnädig hinhält. Gerne hat Helene Berührungen nicht, aber
Weitere Kostenlose Bücher