Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
nicht aus ihrem Konzept bringen, „nachdem deine Freundinnen aus München den Weg offensichtlich nicht mehr hierher finden. Die beiden freuen sich auf deine Geburtstagstorte. Ich habe sie im letzten Jahr mal kosten lassen. Du weißt schon, die mit Marzipanüberzug.“
Lauras Gesicht nimmt eine gefährliche Rötung von aufsteigender Wut an. „Du hast die Torte also mit deinen Freundinnen vertilgt und seelenruhig mit angehört, als ich Max und Torsten deswegen verdächtigt habe? Was bist du bloß für ein Mensch!“
Sie wirft das in ihrer Hand befindliche nasse Wäschestück mit aller Kraft vor Helenes Füße, sodass sie aufkreischt.
„Pass doch auf!“
„Pass du lieber auf, dass hier nicht bald ganz andere Zeiten anbrechen!“ Laura ist sich in diesem Moment nicht bewusst, was sie sagt und dass es keine leere Drohung bleiben wird. Sie lässt die Wäsche und das Monster einfach stehen, denn sie hat endgültig die Nase voll und will endlich Kerstin anrufen.
Als am Abend mal wieder alle vor dem Fernseher hocken und ein Bierchen kippen, lässt Laura sich von der Freundin zurückrufen. „Entschuldige, wenn ich dich geweckt haben sollte, aber es handelt sich um einen Notfall. Die Zwergin raubt mir den Verstand.“
„Du hast mich nicht geweckt. Ich bin nicht in Shanghai.“
„Nicht?“ Bei Laura keimt Hoffnung auf.
„Mein Chef hat an dem alten Plan festgehalten, und ich bin kurzfristig nach London geflogen. Wie sieht es aus, bleibt es bei unserem Treffen übermorgen in Köln? Ich habe gleich ein Doppelzimmer in einem Hotel direkt am Domplatz gebucht und werde gegen 18 Uhr auf dem Flughafen Köln-Bonn landen.“
Als Laura nicht gleich antwortet, hakt sie nach: „Du hast es dir hoffentlich nicht anders überlegt? Das Zimmer kostet dich nichts. Es geht auf mein Reisebudget.“
Laura könnte Luftsprünge machen, so erleichtert ist sie:
„Ganz im Gegenteil, du rettest mich vor dem Untergang. Natürlich komme ich, werde gleich meine Sachen packen. Soll ich dich dann abholen?“
„Nein, brauchst du nicht, ich werde von meinem Auftraggeber höchstpersönlich in Empfang genommen, weil er mir Unterlagen übergeben muss. Wir sehen uns im Hotel.“
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich freue!“
„... dass du dem Monster entkommst oder dass du mich endlich in deine Arme schließen kannst?“, neckt Kerstin.
„Beides“, gibt Laura ehrlich zu.
„Übrigens habe ich ein ganz außergewöhnliches Geburtstagsgeschenk für dich. Du wirst staunen.“
„Mit welchem Buchstaben fängt es denn an?“ Lauras Neugierde ist geweckt.
„Es beginnt mit einem S!“
Laura zieht die Stirn in Falten, um kurze Zeit darauf die Lösung zu haben: „S wie Singapur Sling. Das war ja echt leicht.“ Sie kann zum Glück nicht sehen, wie Kerstin am anderen Ende der Leitung mühsam einen Lachanfall unterdrückt. Sie hatte Laura tatsächlich von diesem Cocktail vorgeschwärmt, die daraufhin meinte, den Drink einmal gerne kosten zu wollen. Offensichtlich glaubt die Freundin, dass sie ihr den Cocktail von Singapur mitgebracht hat. Kerstin ist die falsche Fährte recht, denn sie ist überzeugt, dass Laura sich das tatsächliche Geschenk niemals selbst erlauben würde.
„Dass du immer alles erraten musst!“, täuscht sie daher die angebliche Entlarvung des Präsentes vor.
Nach dem Gespräch mit Kerstin vergehen keine zwei Minuten, da holt Laura heimlich eine kleine Tasche aus dem Keller, die völlig verstaubt ein unbenutztes Dasein zwischen Kartons und Regalen fristet, und beginnt sie im Schlafzimmer sorgfältig zu bestücken: Nachtzeug, ein eleganteres Kleid, eine Jeans, diverse T-Shirts und ein Paar Sandalen. Mehr möchte sie gar nicht mitnehmen. Es wird toll sein, sich in Köln auf der Hohe Straße vielleicht ein neues Kleid zum Geburtstag zu gönnen und das unter fachkundiger Beratung von Kerstin. Was für einen Spaß werden sie haben! Bei diesem Gedanken ist Laura richtig froh zumute, wie schon lange nicht mehr.
Plötzlich hört sie Schritte. Oje, offensichtlich eine Werbepause. Schnell verstaut sie die Tasche im Schrank, bevor Manfred den Kopf zur Tür hereinstreckt.
„Gehst du schon schlafen, Schatz? Es ist nicht mal neun Uhr!“
Laura fällt so schnell keine passende Ausrede ein.
„Nein, aber ich dachte, neue Bettwäsche könnte nicht schaden.“
Manfred kommt näher und umarmt seine Frau von hinten.
„Gute Idee, nimm die Seidenbettwäsche! Die törnt mich immer besonders an.“
Laura verschluckt sich
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