Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
wiederhaben.“ Max lehnt sich plötzlich wie ein kleiner Junge an seine Mutter, sodass bei ihr Zweifel aufkeimen. Soll sie ihre Pläne lieber über den Haufen werfen? Kerstin wäre zwar enttäuscht, würde es ihr aber bestimmt nicht übel nehmen. Sie nimmt Max in den Arm und drückt ihn an sich, was er zu ihrem Erstaunen diesmal widerstandslos über sich ergehen lässt.
„Pass auf dich auf, Ma! Ich brauche dich und hab dich lieb!“
Laura ist gerührt, denn das hat ihr Junge zuletzt zu ihr gesagt, als er sich beim Fußballspielen das Knie verletzt, Laura es verbunden und ihn getröstet hatte. Warum fällt es ihr auf einmal so schwer, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen? Wie sehr hat sie sich auf den Moment gefreut, endlich mal einige Zeit der Zwergin fern zu sein und den öden Hausfrauenfrust hinter sich zu lassen. Jetzt steht sie eng umschlungen mit ihrem erwachsenen Sohn in der Küche und tut so, als würde sie am nächsten Tag zum Mond fliegen. Laura schalt sich selbst, wie blöd sie sich anstellt.
„Kannst du dann morgen bitte mit dem Rad zur Arbeit fahren? Ich brauche den Golf.“ Laura befreit sich aus der Umklammerung ihres Sohnes und hat den Gefühlsausbruch wieder unter Kontrolle.
„Klar doch, Ma, aber nimmst du nicht besser den Zug oder den Flieger? Der Golf gehört in die Werkstatt. Du weißt doch, die Batterie schwächelt seit einiger Zeit, und ich musste sie immer wieder mal aufladen. Da gehört dringend eine Neue rein.“
Kapitel 5
Erschrocken wacht Laura auf, als der Wecker klingelt. Geschlafen hat sie kaum. Bis spät in die Nacht hat sie sich im Internet über die Route nach Köln schlaugemacht und erforscht, ob das von Kerstin gebuchte Hotel eine Tiefgarage besitzt. Sie staunte nicht schlecht, als die Homepage des Hotels verriet, dass es über vier Sterne und natürlich über den entsprechenden Komfort verfügt. Wie gut, dass Kerstins Arbeitgeber das Zimmer zahlt. Obwohl Manfred gut verdient und auch sie den einen oder anderen Euro von den genähten Dirndln beisteuert, hat Laura immer Hemmungen, sich selbst etwas zu gönnen. Die Ursache dafür ist ihr eigenes Elternhaus, in dem sehr spartanisch gelebt wurde. Dabei ist Manfred ihr gegenüber ein großzügiger Mensch. Schon oft hat er seiner Frau geraten, sich mal so richtig in den schicken Münchener Boutiquen einzukleiden. Laura sieht allerdings gar keinen Sinn darin. Sie würde in Bad Hollerbach mit extravaganten Klamotten nur unangenehm auffallen, von Helenes Bemerkungen, die sie dann ertragen müsste, ganz zu schweigen. Außerdem kreiert sie ihre Kleider lieber selbst.
Etwas zögernd steht Laura auf und zieht die gepackte Reisetasche unter dem Bett hervor. Es fehlt der Kulturbeutel, den sie nach dem Zähneputzen hineinsteckt. Ein Brief für Helene ist vorbereitet und findet seinen Platz auf dem Frühstückstisch. Laura kann es nicht lassen und deckt ihn schnell. Sie schüttelt über sich den Kopf, isst selbst nichts. So schnell wie möglich möchte sie das Haus verlassen, damit Helene ihr nicht in die Quere kommen kann. Den Golf hat sie bereits spät am Abend aus der Garage gefahren und seitlich vom Haus geparkt, damit das Öffnen des Garagentores niemanden unnötig weckt. Das Abenteuer kann also beginnen.
Wie eine Geheimagentin schaut Laura sich um und wirft ihre Reisetasche auf die Hinterbank des Golfs. Mit einem Seufzer der Erleichterung dreht sie den Zündschlüssel herum. Nichts, aber auch gar nichts regt sich! Der Motor ist tot. Nicht einmal ein Orgeln ist zu vernehmen.
Bitte, lieber Golf, lass mich jetzt nicht im Stich !, schießt es ihr durch den Kopf. Immer wieder dreht sie den Zündschlüssel herum. Was hatte Max gesagt? Die Batterie ist schwach auf der Brust? Warum hat sie nicht auf ihn gehört und am Abend das Ladegerät noch mal angeschlossen? Nun hat sie den Salat. Das Unternehmen Köln ist geplatzt, bevor es begonnen hat.
Enttäuscht schnappt Laura die Reisetasche und schleppt sich wie ein geprügelter Hund zurück ins Haus, in dem glücklicherweise alles still ist. Der Zwergin hatte Laura am Abend ihren Lieblingswein hingestellt, der offensichtlich die beabsichtigte Wirkung erzielt hat.
Am liebsten würde Laura losheulen. Sie wird sich aber schnell klar darüber, dass ihr das am wenigsten hilft. Sie muss überlegen. Gibt es eine andere Möglichkeit, die Reise anzutreten? Den Gedanken an eine Zugfahrt verwirft sie schnell wieder, denn der Bus zum Bahnhof in Rosenheim ist gerade vor zehn Minuten abgefahren, und der
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