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Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Titel: Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rike Stienen
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und wird von einem besonderen Ambiente empfangen. Alles ist mit Holz vertäfelt und in Nischen aufgeteilt. Richtig gemütlich! Das wäre der ideale Ort, um mit Manfred allein bei einem romantischen Dinner mit Kerzenschein ihren Geburtstag zu feiern.
    Die nette Kellnerin erscheint gerade aus der Küche mit dem Frühstück, als Laura nach einem Hinweis zur Toilette sucht. Einer Eingebung folgend täuscht sie vor, es sei ihr doch etwas zu frisch draußen. Kann sie hier drinnen essen?
    „Aber natürlich, suchen Sie sich einen Tisch aus!“
    Laura ist der Platz völlig egal, Hauptsache weit genug weg von den Motorradkollegen. Statt die Leckereien zu genießen, schlürft die Vertriebene ihren Kaffee in zwei Schlucken hinunter. Das Omelett verschlingt sie unelegant und ist froh, dass niemand es sieht. Dann schmiert sie sich die zwei Semmeln, belegt sie mit Salami, wickelt sie in eine Serviette ein und lässt sie in ihrer Hosentasche verschwinden. Aus der auf dem Tisch liegenden Speisekarte entnimmt sie den Preis und hinterlässt das Geld neben dem Teller, in der Eile nicht bemerkend, dass es selbst mit Trinkgeld zu viel ist. Sicher gibt es noch einen Hinterausgang. Sie möchte so schnell wie möglich auf der Harley entkommen, bevor die Männer spannen, dass sie getürmt ist.
    Laura schleicht sich in Richtung Toilette, die sie benutzt, bevor sie tatsächlich durch eine Hintertür in den Hof verschwinden kann.
    Vorsichtig schaut sie um die Ecke, ob die Luft rein ist. Auf dem Parkplatz ist niemand zu sehen, aber da die Kerle ja direkt am Eingang Platz genommen hatten, haben sie natürlich die Harley im Visier. Ihre eigene Überwachungstaktik wird ihr scheinbar zum Verhängnis. Wie soll sie erklären, dass sie bereits drinnen innerhalb von wenigen Minuten gefrühstückt hat und warum? Auf der anderen Seite schuldet sie niemandem Rechenschaft. Zum Glück sind die Männer mit der Kellnerin und ihrer Bestellung so abgelenkt, dass sie Lauras Anschleichen gar nicht bemerken.
    Schnell den Helm aufgesetzt und gestartet. Fast verliert Laura das Gleichgewicht, weil sie zu viel Gas gibt.
    Erst dadurch bemerken die Motorradfahrer Lauras Flucht, lassen sich ihre gute Laune aber nicht verderben. Frauen auf Feuerstühlen sind eben eine ganz besondere Spezies.
     
    Viel zu schnell rast Laura weiter auf der Landstraße in der Hoffnung, bald die nächste Autobahnauffahrt zu erreichen. Die Kellnerin hatte doch etwas von zehn Kilometern gesagt. Seltsamerweise sind kaum Autos auf der Strecke. Wahrscheinlich hat sich der Stau auf der Autobahn mittlerweile aufgelöst.
    Laura plagt wieder das schlechte Gewissen. Ob zu Hause alles in Ordnung ist? Ob Max nachher bei seiner Großmutter ausbaden muss, dass sie die Flucht ergriffen hat? Sie ist entschlossen, die nächste Raststätte anzufahren und Max auf seinem Handy anzurufen, Dienst hin oder her. Sie ist derart in Gedanken versunken, dass sie den Blitz am Straßenrand zu spät bemerkt. Was war denn das?
    Etwa einen halben Kilometer weiter erfährt Laura den Grund. Ein Polizeibeamter steht mit der Kelle auf der Fahrbahn. Auch das noch! Ausgerechnet ihr passiert eine Überschreitung der Geschwindigkeit, wo sie sonst immer mit dem Auto im Schneckentempo unterwegs ist. Manfred und Max nervt das stets, und sie setzen sich lieber selbst ans Steuer, bevor sie Lauras Fahrstil ertragen müssen. Komischerweise wird die Zwergin gerne von der Schwiegertochter rumkutschiert, denn sie hasst angeblich schnelles Fahren. Natürlich durchschaut Laura Helenes Scheinheiligkeit, die ganz bestimmt nicht auf ihre Taxidienste verzichten will.
    Laura nimmt das Gas weg und kommt gerade rechtzeitig vor dem Beamten zum Stehen, der vorsichtshalber zur Seite springt. Typisch, diese Motorradfreaks glauben, die Straßen gehören ihnen allein. Ein hämisches Grinsen macht sich auf dem Gesicht des Polizisten breit. Er freut sich jedes Mal, wenn ihm ein Zweirad ins Netz geht. Sein Mienenspiel wechselt schlagartig, als der vermeintliche Kerl den Helm absetzt und ihm zwei entgeisterte, blaue Augen entgegenstarren .
    „War ich zu schnell?“, fragt Laura kleinlaut.
    „Allerdings, gute Frau“, besinnt sich der Beamte auf seine Aufgabe, „auf der Landstraße ist Tempo hundert erlaubt und bei Ihnen sind hundertfünfzehn Stundenkilometer gemessen worden, die Toleranz schon abgerechnet.“
    Lauras Gesichtszüge entspannen sich. Gott sei Dank, überlegt sie. Das Bußgeld kann also nicht allzu hoch ausfallen.
    „Ihre Papiere bitte!

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