Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
Führerschein und Fahrzeugschein!“
Laura wird es plötzlich heiß und kalt zugleich. In der Hektik am Morgen hat sie vergessen, den Fahrzeugschein für die Harley einzustecken. Sie wüsste auch gar nicht, wo Manfred den überhaupt aufbewahrt. So ein Mist! Wie dämlich ist sie eigentlich? Verlegen nestelt Laura an ihrem Anzug herum, um Zeit zu gewinnen. Sie löst den Gürtel, und der Schlabbersack von Motorradkluft zeigt sich in voller Größe und Breite.
Das entlockt dem Beamten ein Grinsen. „Harley fahren und das Outfit im Sonderangebot kaufen. Das nenne ich sparsam.“
Laura möchte vor lauter Scham hinter den nächsten Busch springen und sich den blöden Anzug vom Leib reißen. Sie kann nicht wissen, dass gerade ihr komisches, hilfloses Aussehen den Polizisten milde stimmt.
Er streckt die Hand aus zum Zeichen, dass er die Papiere erwartet.
Laura hat inzwischen einen glühend roten Kopf, als hätte sie mehrere Schnäpse getrunken. Nach längerem Kramen in der Jackentasche kommen zunächst die in eine Serviette eingewickelten Brötchen zum Vorschein, die völlig zermatscht sind. Sie drückt sie dem verdutzten Polizisten in die Hand, um endlich den Führerschein ans Licht zu befördern, der bereits über zwanzig Jahre alt und dementsprechend abgegriffen ist. Auch das Foto lässt lediglich erahnen, dass es sich um die heutige Laura handelt. Als junges Mädchen trug sie die Haare ganz kurz. Es war ihre burschikose Phase. Erst mit Anfang zwanzig hat sie sich ihrer Weiblichkeit besonnen und die Haare lang wachsen lassen, sehr zum Gefallen der Männer. Das verschafft ihr bei dem Verkehrshüter ebenfalls einen Bonus, der die Sünderin äußerst attraktiv findet.
Laura hat in der langen Ehe mit Manfred und geläutert von Helene vergessen, ihre weiblichen Reize geschickt zum Einsatz zu bringen. Zu selten kommt sie zu Hause in die Verlegenheit, sich entsprechend herzurichten. Dabei bedarf es gar nicht viel Schminke, um Lauras Vorzüge optimal zur Geltung zu bringen. Ihre Wimpern sind von Natur aus lang und dunkel und betonen ihre Kulleraugen. Die Naturlocken umrahmen Lauras schmales Gesicht und geben ihr einen engelhaften Touch , der bei Männern gleich den Beschützerinstinkt weckt.
Auch jetzt verfehlt ihr Aussehen nicht die Wirkung auf den Beamten. Sein Blick fällt auf ihr Geburtsdatum. Überrascht stellt er fest, dass sie am nächsten Tag zweiundvierzig Jahre alt wird. Seine Neugierde ist geweckt.
„Sie kommen aus Südbayern. Darf ich wissen, wohin sie wollen?“
Ohne zu zögern, verrät Laura, dass sie auf dem Weg nach Köln ist.
„Geburtstagsfeier in Kölle, verstehe! Da wollen Sie es wohl so richtig krachen lassen.“
Zu Lauras grenzenloser Überraschung reicht der Polizist ihr den Führerschein samt den Brötchen zurück.
„Bei Geburtstagskindern drücke ich beide Augen zu.“ Er zwinkert Laura ausgelassen zu. „Ich glaube, unser Radargerät ist defekt. Ich wünsche Ihnen eine gute Fahrt und viel Spaß in der Domstadt. Essen Sie einen halven Hahn für mich mit!“
Laura versteht nur Bahnhof. Was soll ein halver Hahn sein? Ein halbes Brathähnchen? Zwar war sie in ihrer Jugend mal mit der Schulklasse in Köln, kann sich jedoch an diesen Begriff nicht erinnern. Egal, Hauptsache, sie muss nichts zahlen und kann endlich ihre Reise fortsetzen. Wie gut, dass Kerstin erst am Abend im Hotel eintrifft und nicht stundenlang auf ihr Kommen warten muss. Es ist bald Mittag, und normalerweise wäre die Fahrt schon fast geschafft. Diese ganzen unfreiwilligen Stopps müssen aufhören. Damit der Polizist es sich nicht anders überlegt, schlingt Laura schnell wieder den Gürtel um ihre schmalen Hüften und versteckt ihre Lockenpracht unter dem Helm, nicht ohne sich vorher mit einem strahlenden Lächeln für das vorzeitige Geburtstagsgeschenk zu bedanken. Diesmal gibt sie vorsichtig Gas und entdeckt im Rückspiegel schadenfroh, dass eine Motorradgang ebenfalls in die Radarfalle getappt ist und angehalten wird. Die kann wohl nicht mit einem Geburtstag aufwarten.
Endlich erscheint am Straßenrand das Hinweisschild für die nächste Autobahnauffahrt. Erleichtert gibt Laura ein wenig mehr Gas. Komisch, die Harley wird davon aber nicht schneller. Sie versucht es erneut, aber stattdessen verlangsamt sich die Fahrt auf 80, 60, 30 und schließlich macht es blob , blob , das Motorrad rollt aus und kommt am Straßenrand zum Stehen.
„Das kann doch alles nicht wahr sein“, flucht Laura vor sich hin, „jetzt gibt das
Weitere Kostenlose Bücher