Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
heute kurzfristig nach New York fliegen. Du kannst das Zimmer jedoch kostenlos weiter bewohnen. Ich melde mich, sobald der Flieger gelandet ist. Wie kann ich das Chaos wiedergutmachen?
Herzlichst Deine Kerstin
Laura antwortet:
Liebe Kerstin,
Du kannst ja nichts für das Durcheinander.
Wir sehen uns, wo auch immer.
Bis bald und liebe Grüße,
Deine Laura
Sie schreibt absichtlich nichts davon, dass es mit den hinterlegten Karten nicht geklappt hat. Entscheidend ist, dass Kerstins gut gemeinte Absicht trotzdem umgesetzt wurde, egal auf welche Weise. Die Globetrotterin muss vorerst nicht erfahren, dass sie heute zurück nach Bad Hollerbach fährt, sonst denkt sie womöglich, Laura wäre sauer auf sie.
Das Leben der Freundin wäre ihr zu stressig. Nie zu wissen, wo man am nächsten Tag hingeschickt wird, ständig den Jetlag verkraften und sich immer anderen klimatischen Verhältnissen anpassen zu müssen, das alles würde ihr höchstens für kurze Zeit Spaß machen. Kerstin dagegen scheint das nichts anzuhaben. Ihr wäre umgekehrt Lauras Dasein wahrscheinlich viel zu langweilig und zu spießig.
Der Frühstücksraum ist trotz der zeitigen Stunde gut gefüllt, und die Gäste drängeln sich am Buffet und vor allem an dem Stand, an dem man das Omelett nach Wahl ordern kann. Laura entschließt sich deshalb, heute darauf zu verzichten und schnell eine Tasse Kaffee zu trinken. Zeit für ein Brötchen mit Marmelade wird sein, denn mit leerem Magen möchte sie die Reise lieber nicht antreten. Wie bestellt verlässt ein Pärchen einen Zweiertisch am Fenster, auf den sich Laura stürzt, bevor der Kellner das schmutzige Geschirr abräumen und den Tisch säubern kann.
Mit einem entschuldigenden Lächeln für ihre Forschheit, lässt sie sich auf den Stuhl fallen, der ihr die Sicht nach draußen auf den Dom erlaubt. Deshalb bemerkt sie nicht, dass ein Mann, der bis dahin an der Kaffeebar gehockt und sie seit Betreten des Raumes beobachtet hat, passendes Kleingeld auf den Tresen legt und schnurstracks auf ihren Tisch zusteuert.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
Laura blickt erschrocken von ihrem Teller auf, und das gerade abgebissene Stück einer Brötchenhälfte bleibt ihr vor Überraschung im Halse stecken.
Genau wie Helene damals in der Oper, klopft der ungebetene Gast auf Lauras Rücken, bis das Brotstück wieder auf dem Teller landet, und rettet ihr somit das Leben.
„Entschuldigen Sie bitte! Ich konnte nicht voraussehen, dass mein Anblick Sie derartig erschrecken würde.“ Der Mann, den Laura jetzt endlich als den Fahrer des Theaters zu entlarven glaubt, setzt sich auf den anderen freien Stuhl.
„Schon gut!“, krächzt sie, alle ihre Gehirnwindungen anstrengend, was sie wohl auf dem Rückweg ins Hotel im Auto liegen gelassen haben könnte. Es kann sich nicht um ihre High Heels oder das Abendtäschchen handeln, denn diese Gegenstände befinden sich bereits wieder in der gepackten Reisetasche. Vielleicht ihre schwarze Perlenkette von Manfred? Reflexartig vergewissert sie sich, dass die noch ihren Hals ziert. Aber aus welchem Grund sollte der Fahrer sonst hier im Hotel auftauchen? Allerdings hat er eine Mappe in der Hand, die er vor sich auf dem Tisch ablegt.
„Habe ich etwas in Ihrem Auto vergessen, was Sie veranlasst, am frühen Sonntagmorgen hier aufzutauchen?“, will Laura sich herantasten. Vorsichtshalber hat sie den Verzehr des restlichen Brötchens ad acta gelegt. Noch so einen peinlichen Zwischenfall kann sie sich nicht leisten, denn inzwischen sind alle Blicke der übrigen Frühstückenden auf sie gerichtet, was sehr unangenehm ist.
Der unwillkommene Tischgenosse reicht Laura plötzlich die Hand. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, Verzeihung, aber Ihre Hustenattacke hat mich aus dem Konzept gebracht! Passiert mir selten! Ich bin Harry Wismut, der Manager der Sixpackboys!“
„Aha!“ Mehr bringt Laura nicht zustande. Hört dieser Albtraum denn gar nicht mehr auf? Endlich hatte sie mit dem gestern Erlebten abgeschlossen und befindet sich im Geiste schon wieder auf dem Rücken der Harley. Den Manager von Sven und Co will sie wirklich nicht näher kennenlernen. Sein Auftritt hier kann nichts bedeuten, was für Laura von Interesse wäre. Trotzdem reißt sie sich zusammen, gibt sich jedoch abweisend: „Ist es üblich, dass Manager Zuschauerinnen nach der Vorstellung nach Hause fahren, oder ist das ein spezieller Service der Sixpackboys?“
„Werte gnädige Frau, falls
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