Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
Leitung, vorsichtig eruierend, wer wohl der frühe Anrufer ist.
Laura erkennt Svens Stimme sofort, bekommt aber plötzlich kein Wort heraus.
„Hallo, wer ist denn da?“ Sven glaubt, mal wieder einen aufdringlichen, weiblichen Fan an der Strippe zu haben. Sollte sich der Verdacht bestätigen, müsste er zum dritten Mal in diesem Jahr seine Nummer ändern lassen. Keine Ahnung, wie die Weiber sie in detektivischer Sisyphusarbeit immer wieder herausfinden.
Laura gibt sich einen Ruck: „Ich bin’s!“
„Wer ist Ich bin’s ?“ Sven schmunzelt wider Willen. Das ist wohl eine ganz junge, naive Verehrerin, die an seine hellseherischen Fähigkeiten glaubt. Supermann kann eben alles!
„Na, Laura!“, und als keine Reaktion kommt, „die Königin der Nacht von gestern.“
Bei Sven scheint der Groschen endlich zu fallen: „Hi, entschuldige, ich habe zwar auf deinen Anruf gehofft, aber nicht wirklich damit gerechnet.“
„Ich kann ja wieder auflegen. Ich wollte dich nicht wecken.“
„Nein, nicht auflegen!“, fast flehentlich dringt der Wunsch an Lauras Ohr. „Wir haben gerade eine Krisensitzung, Harry und ich.“
„Wegen mir?“
„Ja, klar wegen dir! Harry hat vergessen, dir seine Visitenkarte in die Hand zu drücken und wollte dich gerade im Hotel anrufen.“
Laura hat endlich ihre pubertäre Phase hinter sich gelassen und kann wieder halbwegs kommunizieren.
„Allerdings, und ich hatte keine Chance, einen Kontakt zu ihm herzustellen.“ Sie erzählt in wenigen Sätzen ihre vergeblichen Bemühungen. Die Empfangsdame, die Harry wohl ihren Namen verraten hat, ist heute natürlich nicht im Dienst. Mit ihr wird sie noch ein Hühnchen rupfen, droht Laura nicht allzu ernsthaft. Insgeheim könnte sie die Frau dafür umarmen.
„Wie hast du dann meine Handynummer herausgefunden?“
„Schon vergessen? Du hast sie mir eigenhändig auf eine alte Tankquittung geschrieben, als wir uns auf dem Autobahnparkplatz kurz vor Köln verabschiedet haben. Ganz schön leichtsinnig übrigens. Ich könnte sie bestimmt meistbietend unter deinen Fans versteigern.“
„Untersteh dich bloß!“, versucht Sven seiner Stimme einen entrüsteten Tonfall zu verleihen. „Scherz beiseite, spann mich bitte nicht länger auf die Folter. Wie lautet deine Entscheidung? Wirst du morgen Abend mit mir dinieren?“ Schweigen, das Sven zeitlich wie das Kochen einer Fünfminutenterrine vorkommt. „Hallo, bist du noch dran, Laura?“
„Ja!“, antwortet die ungekrönte Königin einsilbig, um den Moment auszukosten, in dem Sven offensichtlich leidet, und lässt ihn noch eine Weile schmoren, bis sie endlich in Marilyn-Monroe-Manier ihr Jawort in den Hörer haucht.
„Du glaubst nicht, wie ich mich freue! Und Harry natürlich auch.“
„Kann ich mir vorstellen, wo ihr jetzt die Konventionalstrafe einspart. Ich gehe davon aus, dass dafür eine Flasche Champagner mehr fließt.“ Laura staunt über ihre Forschheit.
„Du weißt genau, dass das nicht der Grund für meine Begeisterung ist. Ich freue mich auf dich und eine tolle Zeit mit dir!“ Sven flüstert fast, offensichtlich soll Harry seinen letzten Satz nicht mitkriegen.
Damit Sven nicht auf die Idee kommt, Laura hätte allein wegen ihm ihre Meinung geändert, stellt sie klar, einzig wegen des tollen Essens zu bleiben.
Klingt Svens Stimme ein wenig enttäuscht, als er nur ein „Ach so, deswegen bleibst du“ auf Lauras Statement lapidar erwidert? Sie wünscht es sich so sehr.
„Na dann bis morgen Abend! Irgendeine Kleidervorschrift? Ich meine, weil doch die Presse erscheint. Schließlich möchte ich dich nicht blamieren.“ Als ob Laura die große Auswahl hätte. Es kommen ja nur das schwarze oder das tief ausgeschnittene rote Kleid in Betracht, wobei letzteres ganz sicher ausscheidet. Außerdem kennt Sven es schon von ihrem Maharani-Auftritt.
Er reißt sie mit einer intuitiven Idee aus ihren Grübeleien. Harry hat gerade für einen Moment den Raum verlassen, sodass er frei sprechen kann.
„Weißt du was, gib mir eine halbe Stunde, dann bin ich im Hotel, und bei einer touristischen Privatführung durch Köln erzähle ich dir, wie das morgen alles abläuft.“
Dieser spontane Vorschlag versetzt Lauras Herz einen Adrenalinstoß . Sie möchte jubeln, lässt aber souverän verlauten: „Wenn du meinst, deine Freizeit nicht besser nutzen zu können, dann erwarte ich dich!“ Was redet sie da für einen hochtrabenden Quatsch? Warum gibt sie Sven nicht zu verstehen, dass sie sich
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