Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
Model geht an ihr vorüber. Sie hat die Rechnung jedoch leider ohne die Tatsache gemacht, dass es sich bei ihrer männlichen Begleitung um einen echten Promi handelt, der Unmögliches möglich machen kann und das mit einem einzigen Anruf.
„Hi, hier ist Joe!“
Auf Lauras Stirn zeichnet sich ein Fragezeichen ab. Wieso benutzt Sven jetzt seinen Künstlernamen? Auch das weitere Gespräch gibt keinen Aufschluss darüber. Zu gerne würde sie wissen, wer am anderen Ende der Strippe hängt.
„Klar bekommst du eine Freikarte. Ich lasse sie an der Kasse hinterlegen, Indianerehrenwort!“, fährt Sven mit seiner geheimen Mission fort. „Okay, wir kommen zum Seiteneingang! Super, dass du mir den Gefallen tust. Bis gleich!“
Laura schwant Übles. Er wird doch nicht jemanden gefunden haben, der den Laden hier für sie vorzeitig öffnet?
Ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich, als zwanzig Minuten später eine junge Frau von innen den Seiteneingang aufschließt. Für Lauras Geschmack trägt sie einen viel zu kurzen Rock für ihr Alter, das sie auf circa dreißig Jahre schätzt, und das Oberteil lässt viel zu dekolletierte Einblicke zu. Küsschen rechts und Küsschen links, so begrüßt die Frau, die augenscheinlich ein glühender Fan von Joe ist, Lauras selbst ernannten Einkaufscoach. Täuscht sie sich oder keimt ein Anflug von Eifersucht in ihr auf? Joe, beziehungsweise Sven, erwidert die Küsse wie selbstverständlich.
„Danke, Claudia, du bist ein Schatz! Welch glücklicher Zufall, dass du gerade Zeit hast. Wir werden uns beeilen.“
Er stellt die beiden Frauen kurz gegenseitig mit Namen vor.
Zu gerne wüsste Laura, in welcher Beziehung Sven zu Claudia steht. Welche Frau lässt schon alles stehen und liegen, um der weiblichen Begleitung eines Mannes, der ihr offensichtlich selbst nicht gleichgültig ist, einen Bikini zu verpassen? Das unsichtbare Fragezeichen auf Lauras Antlitz vergrößert sich.
Sven ergreift Lauras Hand und zieht sie sanft hinter sich her. Wie weich sich seine Hand anfühlt und dabei ein Kribbeln in ihren Fingern auslöst, als hätte sie in eine Brennnessel gefasst. Die Rolltreppen laufen natürlich nicht, und so nehmen die drei den Aufzug hinauf zur Badeabteilung. Claudia erkundigt sich nach der gerade begonnenen Tournee und den anderen Sixpackboys. Sven gibt bereitwillig Auskunft, dass sie sich einige Tage in Tirol und Süddeutschland erholt haben, bevor die nächsten Monate keine Atempause mehr zulassen werden. Der Tourneeplan ist eng gesteckt.
„Und du bist das gestrige Maharadscha-Girl, wenn ich mal raten darf?“, richtet Claudia plötzlich das Wort an Laura, sie von oben bis unten taxierend.
So eine dreiste, kleine Schlaubergerin. Laura möchte die Frage nicht beantworten. Als habe Sven ihre stumme Bitte erhört, übernimmt er die Regie: „Ja, sie ist das aufregendste Maharadscha-Girl, das ich je hatte“, und nimmt damit der Neugierigen den Wind aus den Segeln.
Claudia ist tatsächlich die Lust vergangen, weiter nachzuhaken.
„Na dann!“, ist ihr einziger Kommentar.
In der Badeabteilung strebt Sven direkt zu den Ständern mit den Bikinis und greift zielsicher drei Modelle in Größe 38 heraus. „Probier die mal an!“, schlägt er der irritierten Laura vor und hält ihr die Auswahl hin.
„Woher weißt du meine Größe?“
„Weil ich Augen im Kopf habe! Oder trägst du etwa 36?“, täuscht Sven den Entsetzten vor ob seiner möglichen Fehleinschätzung.
Laura kann es nicht fassen, dass ein wildfremder Mann ihre Konfektionsgröße weiß. Im Stillen wettet sie, dass nicht einmal Manfred die kennt. „Ich bin beeindruckt!“
„Das ist meine Absicht! Beeil dich bitte, wir wollen nicht den restlichen Tag in einem Kaufhaus verplempern.“
„Ich trage keine Bikinis!“, trotzt Laura wie ein Kleinkind.
„Willst du mich jetzt veräppeln? Keine Frau mit solch einer Klassefigur trägt einen Einteiler, es sei denn, sie muss den Ärmelkanal durchschwimmen.“
War das gerade ein Megakompliment? Laura traut ihren Ohren nicht. Manfred weiß nicht mal, wie man das Wort buchstabiert, und diesem Sunnyboy kommt es problemlos über die Lippen. Widerwillig lässt sich Laura die Bikinis in die Hand drücken und in Richtung Ankleidekabinen schieben.
„Damit eines klar ist“, muckt sie auf, „ich werde die Teile nicht vorführen. Entweder es gefällt mir ein Bikini oder nicht. Es ist allein meine Entscheidung!“
„In Ordnung!“, zwinkert Sven ihr spitzbübisch zu.
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