Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
schmale Taille optimal betont, und die High Heels komplettieren ihr perfektes Aussehen. Heute lässt sie ihre Lockenpracht offen auf die Schultern fallen. Die neue Perlenkette von Manfred rundet das Gesamtbild ab. Bewusst schminkt sie ihre Augen nicht so stark, sondern verwendet ein bisschen Kajal, denn sie möchte die eigentliche Arbeit der Maskenbildnerin überlassen. Wie jede Frau ist sie gespannt, was eine Profivisagistin wohl aus ihrem Gesicht herausholt.
Die männlichen Blicke wohlwollend auf sich gerichtet spürend, schreitet Laura durch die Hotellobby. Sie ist heute die Königin der Nacht für Sven, und auf einmal schiebt sie alle guten Vorsätze beiseite und will den Abend mit allen Sinnen auskosten.
Auf den Gongschlag pünktlich hält eine weiße Stretchlimousine vor dem Hoteleingang. Der Fahrer steigt aus und lächelt Laura an: „Sie müssen Frau Baumgartner sein!“ Galant verfrachtet er sie auf die Rücksitzbank. Das Abenteuer kann beginnen!
So fühlt es sich also an, als Promi zu leben. Laura könnte sich daran gewöhnen. Der Wagen bietet allen erdenklichen Komfort, den man sich erträumen kann. Als sie im Inneren des Autos Platz genommen hat, wartet bereits ein Glas Champagner in der Mittelkonsole. Sie hat sich vorgenommen, mit Alkohol an diesem Abend vorsichtig umzugehen. Zum einen trinkt sie sehr selten welchen, zum anderen möchte sie auf jeden Fall beim Zusammensein mit Sven die Kontrolle behalten, und so manches Glas von diesem Prickelwasser mag die Hemmungen mehr lockern als vorgesehen. Trotzdem kann Laura nicht widerstehen, wenigstens einmal zu nippen. Schließlich wird sie nicht jeden Tag in solch einem Vehikel durch die Gegend kutschiert. Schon der Geruch des Gesöffs vermittelt ihr das Gefühl, dass besondere Stunden vor ihr liegen, die sie in jeder Phase zu genießen gedenkt. Ihre konservativen, altbackenen Hausfrauengedanken werden einfach weggesperrt.
Die Limousine hält vor dem Eingang des Theaters, wo schon eine Traube von Menschen auf sie zu warten scheint. So sehr Laura sich auch umschaut, Sven ist nirgendwo zu entdecken. Plötzlich fühlt sie sich dem ganzen bevorstehenden Prozedere hilflos ausgeliefert. Mit Sven als Beschützer würde sie sich viel wohler fühlen. Es bleibt keine Zeit, darüber nachzudenken, denn schon fliegt die Tür auf, und ein junger Mann reicht ihr die Hand zum Aussteigen.
„Herzlich willkommen, Frau Baumgartner!“
Laura greift mechanisch nach seiner Hand und verlässt das Auto. Fast bleibt sie dabei mit ihrem Absatz hängen. Im letzten Moment hält der Mann sie fest, sodass ein Stolpern über die eigenen Füße verhindert wird.
Na, das fängt ja gut an !, schalt sie sich selbst insgeheim für ihre Schusseligkeit. Eine Schlagzeile wie Königin der Nacht stolpert auf High Heels zu ihrem Sixpackboy Date hätte gerade noch gefehlt.
„Ich bin übrigens Tom“, stellt sich ihr Retter vor, „und habe das Vergnügen, Sie in die Künstlergarderobe zu geleiten.“ Galant bietet er Laura seinen Arm zum Unterhaken an, den sie dankbar ergreift, um einer erneuten Strauchelattacke vorzubeugen.
Als sie die Künstlergarderobe betritt, weiß sie sofort, dass es sich um die von Sven handelt. Sein besonderer Geruch, der sie immer wieder aufs Neue schwindelig macht, verrät es.
Tom rückt einen Stuhl vor dem überdimensionalen Spiegel zurecht und bittet Laura, Platz zu nehmen, die seiner Aufforderung mit leichter Anspannung nachkommt.
„Die Visagistin ist gleich bei Ihnen!“ Damit verabschiedet er sich und lässt sie allein zurück, die sich neugierig im Raum umschaut. Da hängen alle Kostüme der Show, einschließlich des Maharadscha-Turbans. Bei dessen Anblick errötet die unfreiwillige Bühnengespielin sofort, und am liebsten würde Laura in diesem Augenblick das Weite suchen. Zu spät!
Eine etwa gleichaltrige Frau erscheint plötzlich hinter ihr im Spiegel und lächelt.
„Ich bin Nora und habe die angenehme Aufgabe, Sie fürs Pressefoto zu verschönen.“
Lauras Gedanken sind noch bei ihrem Maharani-Auftritt, und deshalb reagiert sie nicht direkt, was Nora veranlasst, munter loszuplappern : „Bestimmt sind Sie aufgeregt? Hab ich recht?“ Statt eine Antwort abzuwarten, fährt sie unbekümmert fort: „Egal ob jung oder alt, jede Königin der Nacht , die ich bisher kennengelernt habe, war aufgeregt und gespannt, was das Date wohl an Überraschungen bereithält.“
„Äh, ja, Entschuldigung, was haben Sie gerade gesagt?“, kehrt Laura in die Gegenwart
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