Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
spürt sie ganz deutlich, aber ist ein solcher Mann, der mit so vielen Frauen tagtäglich zu tun hat, wirklich in der Lage, jemanden zu lieben?
Kerstin schlägt in der SMS vor, Laura solle ihr doch vom Hotel aus eine Mail schicken und über alles ausführlich berichten. Laura sucht daraufhin den Internetraum auf und antwortet:
Liebe Kerstin,
Du kannst Dir nicht vorstellen, was Du mit Deinem Geschenk angerichtet hast .
Zu Sven: Ich weiß nichts über ihn, wo er herkommt, aus was für einer Familie er stammt und warum er sich letztendlich jeden Abend für Frauen auszieht. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb geht eine große Faszination von ihm aus. Er ist nicht oberflächlich in seiner Art, mir alle Wünsche von den Augen abzulesen. Sein Charme ist unaufdringlich sanft und rücksichtsvoll. Ich kann das gar nicht richtig in Worte fassen. Vielleicht verstehst Du mich zwischen den Zeilen. Jedenfalls genieße ich jede Sekunde des Zusammenseins mit ihm und kann mir im Moment nicht vorstellen, dass bald alles vorbei sein soll. Er wird weiter auf Tournee sein, und ich werde ins beschauliche Bad Hollerbach zurückkehren, als wäre nichts geschehen. Ich fürchte, ich kann nicht mehr einfach da weitermachen, wo ich vor meiner Reise nach Köln aufgehört habe. Auch Manfred scheint Lichtjahre von mir entfernt. Kann ich ihm überhaupt unter die Augen treten? Wird er mir nicht sofort anmerken, dass ich Gefühle für einen anderen Mann entwickelt habe, wenn ich auch nicht genau definieren kann, wie weit diese gehen? Die Tatsache, dass ich bei Svens Anblick oder allein bei seiner Stimme Herzflattern bekomme, zeigt doch, dass meine Ehe nicht mehr stimmig ist, oder?
Ich will Dich jetzt nicht weiter belatschern . Wie Du angedeutet hast, gibt es am Broadway Probleme mit der gebuchten Halle. Ich halte Dir die Daumen, dass Du das hinkriegst. Ich freue mich auf unsere Telefonate, wenn ich zurück bin. Der einzige Lichtblick!
Jetzt muss ich erst mal Schluss machen. Ich besuche gleich das Römisch-Germanische Museum, und danach werde ich mich für den Abend herrichten. Ob Du es glaubst oder nicht, ich bin total aufgeregt. Vielleicht werde ich ja endlich mehr aus Svens Leben erfahren. Hoffentlich mache ich keine Dummheiten, die ich morgen bereue . Jedenfalls garantiere ich für nichts.
Sven ist einfach eine Wucht!
Alles Liebe und noch mal vielen Dank für alles,
Deine Laura
Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Laura besichtigt wie geplant das Museum und betrachtet anschließend vom Dom aus die herrliche Aussicht über die Stadt. Tatsächlich hat sie die 509 Stufen nach oben geschafft. Köln ist schon eine tolle Metropole. Schade, dass Sven nicht mit dabei sein kann, denn einige Ecken von Köln kennt er auch nicht. Es ist wohl das Los eines jeden Künstlers, dass er auf Tournee wenig von den Städten sieht, in denen er abends auftritt. Wie Sven erzählte, bleiben die Sixpackboys in Großstädten fünf bis acht Tage, in der Provinz jeweils einen Abend. Das ist dann sehr stressig, weil sie nach der Vorstellung sofort mit ihrem Tourbus in die nächste Stadt düsen. Nur in den Großstädten gibt es die Maharadscha-Nummer mit dem Gewinn des Dates bei der jeweils ersten Vorstellung. Die Boys wechseln sich dabei ab. Es war purer Zufall, dass Laura ausgerechnet zur Premiere die Show besuchte und so in den vermeintlichen Genuss des Auftritts kam. Je länger der Abend und das Ereignis entfernt sind, desto mehr kann sie selbst darüber schmunzeln. Ihre vornehm tuenden, ehemaligen Freundinnen aus München würden ihr so etwas sicher niemals zutrauen, genauso wenig wie Helene und ihre giftigen Verbündeten Erna und Anna. Was würden die wohl dazu sagen? Sie an den Pranger auf den Dorfplatz stellen? Laura lacht bei diesem Gedanken in sich hinein. Auf jeden Fall würden Erna und Anna dafür sorgen, dass das ganze Kaff davon erfährt. Welch Glück, dass Manfred seine Kanzlei in München hat, sonst wäre das vielleicht nicht so lustig für ihn. Überhaupt, soll sie ihrem Mann von den Sixpackboys erzählen? Nein, warum sollte sie das tun? Niemand weiß es, außer Kerstin, und die hält dicht.
Allmählich muss sich Laura sputen, um wieder ins Hotel zu gelangen. Sie möchte sich genug Zeit zum Stylen nehmen, auch wenn Sven gesagt hat, dass die Maskenbildnerin des Theaters ihr den letzten Schliff verpassen wird. Fast fühlt sie sich schon selbst wie ein Promi.
Zurück im Zimmer zieht Laura sich das schwarze Kleid über, das ihre
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