Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
auseinandergerollte Speisekarte, in der eine weitere rote Rose steckt, verrät den beiden die Menüfolge. Bei der Vorspeise handelt es sich um Thunfisch-Carpaccio mit Lachsforellenkaviar. Anschließend wird Saltimbocca vom Seeteufel mit Rucola-Risotto serviert, dazu ein trockener Weißwein. Das Galadinner endet mit einer Dessertkreation, bestehend aus einer karamellisierten Banane mit Mandeln und Vanilleeis, in dem angezündete Wunderkerzen stecken.
Während des Essens fällt kaum ein Wort zwischen den beiden, außer, dass alles exquisit schmeckt und zubereitet ist. Laura genießt die Speisen und lässt sie sich bewusst langsam auf der Zunge zergehen. Ob sie jemals wieder solch einen Abend erleben wird? Egal, was die Zukunft weiter bereithält, dieses Ereignis wird sie niemals vergessen.
Den Martini hat sie entgegen ihrer guten Vorsätze ganz ausgetrunken, und auch von dem Weißwein hat sie mehr intus als vorgesehen. Darum ist ihre Zunge inzwischen gelöster.
„Wie bist du überhaupt zu dem Job bei den Sixpackboys gekommen?“ Erwartungsvoll blickt sie in Svens Augen. Er lässt sich eine Weile Zeit mit der Antwort und nippt am Weinglas, als wolle er sich vorher etwas Mut antrinken.
„Das ist eine lange Geschichte!“
Laura merkt, dass sie wohl an einen wunden Punkt in Svens Leben kratzt. „Du musst mir nichts erzählen, wenn du nicht magst. Ich möchte nicht aufdringlich sein wie all deine anderen Fans.“
„Meine Ehe mit Lisa, die an derselben Klinik in Hamburg wie ich tätig war, ging in die Brüche. Sie verfolgte das ehrgeizige Ziel, möglichst schnell Oberärztin zu werden und hat mich mit unserem Chef betrogen. Eine Welt brach für mich zusammen. Wir waren so lange ein Paar, seit der Uni schon.“
„Dann bist du auch Arzt?“, entfährt es Laura, die ihre Augen vor Staunen weit aufreißt.
Sven nimmt es lächelnd zur Kenntnis: „Ja, ich bin Internist. Ich kann mir vorstellen, dass du einen Sixpackboy nicht mit einem Akademiker in Verbindung bringst.“
Damit hat Sven den Nagel auf den Kopf getroffen, aber sie erwidert nichts, sondern lässt ihr Gegenüber weiter erzählen.
„Ich habe meine Stelle sofort gekündigt, als ich meine Frau während des Nachtdienstes mit dem Chef in eindeutiger Situation erwischte. Ich hatte zu Hause gekocht und wollte ihr etwas davon ins Krankenhaus bringen und ihr die Zeit verkürzen. Ich dachte, sie freut sich darüber und konnte nicht ahnen, dass sie bereits eine andere Abwechslung gefunden hatte.“
Wie Sven, der von so vielen Frauen umschwärmt und begehrt wird, von seiner Niederlage berichtet, lässt ihn so rührend und verletzlich erscheinen, dass Laura ihn am liebsten in die Arme nehmen und trösten würde. Sie spürt ihrem inneren Impuls folgend jedoch, dass es nicht der richtige Moment ist.
„Ich war von heute auf morgen arbeitslos und komplett ohne Energie, habe mich tagelang bei meinen Eltern verkrochen, zu denen ich ein sehr gutes Verhältnis habe. Sie stellten keine Fragen und kommentierten meine Trennung von Lisa nicht. Dabei weiß ich, dass sie meine Wahl nie verstanden haben. Sie konnten Lisa nicht leiden, obwohl sie es nie ausgesprochen haben. So tolerant sind meine Eltern eben. Das haben sie im Umgang mit Frieder lernen müssen!“
„Frieder? Was hat der damit zu tun?“, hakt Laura nach.
„Mein Bruder ist das, was man das schwarze Schaf der Familie nennt. Er hat kurz vor dem Abi die Schule geschmissen und ist nach New York abgehauen. Einfach so. Er hielt sich dort mit Komparsenrollen über Wasser und wurde eines Tages bei einer solchen von einem Fotografen als Model entdeckt.“
„Wen wundert’s! Er ist ja ein sehr attraktiver Mann!“
„Etwa attraktiver als ich?“, beginnt Sven mit einem Augenzwinkern zu flirten, lässt diese Frage jedoch in der lauen Sommerluft stehen und spricht weiter. „Irgendwann wurde unser heutiger Manager Harry durch ein Modemagazin auf Frieder aufmerksam. Er hatte vor fünf Jahren die Idee, die Sixpackboys nach dem englischen Vorbild ins Leben zu rufen, und lud ihn zu einem Casting nach Deutschland ein. Ich hatte mich inzwischen in unser Ferienhaus auf Sylt zurückgezogen, das ich nach der Scheidung von Lisa behielt. Plötzlich erschien an einem Wochenende Frieder, um nach mir zu sehen, der von unseren Eltern von dem Trennungsdilemma mit Lisa erfahren hatte. Zu dieser Zeit hing ich wie ein Schluck Wasser in der Kurve, mich ganz meinem Schmerz hingebend, ohne Zukunftsperspektive. Mein Bruder rüttelte mich
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