Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

vorübergehen und die Zeit stehen bleiben!
    Als hätte eine unsichtbare Macht etwas dagegen, spürt Laura plötzlich die schwarze Perlenkette von Manfred auf ihrer Haut brennen und sich wie eine würgende Python um ihren Hals schlingen. Blitzartig schiebt sie Sven von sich und löst die Umarmung.
    „Entschuldige!“, bringt sie mühsam zustande. „Ich muss mich kurz frisch machen!“ Eine Sekunde später ist Laura in der Kajüte verschwunden.
    Sven lehnt sich an die Reling, benommen aufs Wasser starrend. Er will Laura nicht kompromittieren und nicht das Gleiche tun wie sein ehemaliger Chef mit seiner Lisa, nämlich eine Ehe zerstören. Lauras Lebensgeschichte hinterlässt bei ihm jedoch erhebliche Zweifel, dass ihre Beziehung zu Manfred wirklich glücklich ist. Ihre leidenschaftliche Erwiderung seines Kusses bestätigt seinen Verdacht. Sie müssen ihr Begehren unter Kontrolle bringen und sich damit abfinden, dass dieser Abend einen einzigartigen Platz in ihrer beider Leben einnehmen wird - mehr nicht. Laura wird zu ihrer Familie zurückkehren, und auf ihn selbst warten einige Monate mit einem vollen Tourneeplan . Sven beschließt, Harry zu bitten, ihn vorläufig nicht mehr für das Date mit der Königin der Nacht einzuteilen. Er würde solch einen Abend mit einer anderen Frau nicht ertragen. Seit Lisa hat er nie wieder derartige Gefühle für jemanden entwickelt. Aber für ihn wird es wohl kaum eine Zukunft mit Laura geben.
    Wie aufs Stichwort erscheint seine Angebetete zurück auf Deck. Sie hat neuen Lippenstift aufgetragen, als wolle sie die unsichtbaren Spuren von Svens Kuss übertünchen. Es ist nicht mehr die Laura, die vor wenigen Minuten in seinen Armen lag. Das registriert Sven schmerzhaft, als sie ihm zu verstehen gibt, zurück zum Jachthafen zu wollen.
    „Verzeih, ich bin müde. Es war ein wunderschöner Abend, und ich werde ihn nie vergessen!“
    Sven bemerkt, wie eine Träne sich aus ihrem Auge einen Weg über ihr schönes, zartes Gesicht bahnt, die ihm zuzuflüstern scheint: „Auch ich verlange nach dir, aber es darf nicht sein!“ Am liebsten würde Sven sie sofort wieder in die Arme schließen, aber er respektiert ihren Wunsch. Er will ihnen beiden den Abschied nicht schwerer machen als nötig.
    Die ganze Rückfahrt stehen die beiden nebeneinander an der Reling, jeder für sich in seine Gedanken versunken und seinen verloren geglaubten Träumen nachhängend.
    Als Laura eine Stunde später ihr Hotelzimmer betritt, wirft sie sich heftig schluchzend aufs Bett und trommelt vor Verzweiflung mit den Fäusten aufs Kissen. Wird sie den Abschied von Sven ertragen können?
     
    Es folgt eine fast schlaflose Nacht, in der sie immer wieder zu weinen beginnt und sich im Bett unruhig hin und her wälzt. Sven hat noch eine SMS geschickt:
     
    Danke für den unvergesslich schönen Abend! Dein Sven
     
    Die bewirkt erst recht, dass Laura sich die vergangenen Stunden immer wieder in Erinnerung ruft. Wie weit wäre sie mit Sven gegangen, wenn Manfreds Perlenkette ihr nicht Einhalt geboten hätte? Es ist eine rein rhetorische Frage, die nicht beantwortet werden kann. Fakt bleibt, dass sie Svens Kuss erwidert und dabei ein heißes Verlangen nach mehr verspürt hat. Wie gut, dass sie ihn nicht wiedersehen und bald in ihr altes Leben zurückkehren wird.
    Als die Sonne bereits aufgeht, fällt Laura endlich für einige Stunden ins Traumland, aus dem sie am liebsten nicht mehr aufwachen würde, denn dort trifft sie natürlich auf Sven.
    Nach dem Frühstück begibt sie sich in den Internetraum des Hotels, um zu schauen, ob vielleicht eine Mail von Kerstin im Postkasten wartet. Sie wird nicht enttäuscht.
     
    Liebe Laura,
    wie war der Abend? Spann mich nicht so lange auf die Folter. Mit dem Telefonieren ist es zurzeit blöd, auch wegen der Zeitverschiebung. Meine Mails rufe ich regelmäßig ab.
     
    Deine Kerstin
     
    Eine Hand legt sich plötzlich auf Lauras Schulter, und sie dreht sich erschrocken um, direkt in Svens fröhliche Augen schauend. „Was machst du denn hier?“, klingt ihre Stimme verkrampft. Sie hat sich während der Nacht mühsam mit dem Gedanken abgefunden, Sven nie mehr wiederzusehen, und jetzt gehören alle ihre guten Vorsätze, sich nicht mehr mit ihm zu beschäftigen, von einer Sekunde auf die nächste der Vergangenheit an. Was soll er überhaupt von ihrem schrecklichen Aussehen halten? Sicher entgehen ihm die verquollenen Augen nicht, auch wenn sie sich heute Morgen sorgfältig geschminkt hat.
    „Ich