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Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Titel: Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rike Stienen
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meine Eltern dort zu treffen. In die Vorstellung werden sie nicht kommen, aber das wollen Frieder und ich auch gar nicht. Es wäre für alle Beteiligten peinlich. Ich bin zurzeit in meiner Suite und warte sehnsüchtig auf ein Zeichen von Dir.
     
    Alles Liebe, Dein Sven
     
    Lauras Finger drückt mechanisch auf die Antworttaste und beginnt zu schreiben:
     
    „Lieber Sven, bitte lass mich in Ruhe!“
     
    Schnell löscht Laura die Zeile wieder, zu unerträglich ist ihr plötzlich der Gedanke, dadurch den Kontakt zu ihm für immer abzubrechen. Seine SMS sind wie Balsam auf ihrer kranken Liebesseele, halten sie doch ihre Illusion aufrecht, begehrt und geliebt zu werden, auch wenn ihre Vernunft etwas anderes sagt. Die Fotos von all den Königinnen der Nacht als Svens Trophäen sprechen dagegen. Sie hat sich lediglich in diese Sammlung eingereiht.
    Der Alltag holt die Grübelnde wieder ein, als die Zwergin im Türrahmen erscheint. Anzuklopfen gehört nicht zu Helenes Höflichkeitsrepertoire. Auf diese Weise demonstriert sie, dass es ihr Haus ist, in dem Manfred, seine Frau und Max mit wohnen dürfen.
    „Die schmutzige Wäsche türmt sich im Keller!“, stellt die Zwergin fest. „Ich habe keine saubere Unterwäsche mehr.“
    Laura schnauft vor emporsteigender Wut. Kaum ist die Luft rein und Manfred aus dem Haus, scheint Helene wieder Oberwasser zu bekommen. Sie wiegt sich offensichtlich in Sicherheit, was ihre Verschwiegenheit anbelangt. „Ach, keine Migräne mehr?“ Laura kann einen ironischen Unterton nicht vermeiden. „Weißt du nicht, wie man eine Waschmaschine bedient?“
    „Ist das meine Aufgabe?“, zischt die Alte schnippisch wie eh und je zurück. „Wer hat sich denn gut erholt in Köln? Ich oder du?“ Schon stampft sie wie ein Arbeitspferd auf dem Acker davon.
    Seufzend bleibt Laura zurück. Ihre Hoffnung, Helene könne sich tatsächlich zum Positiven verändert haben, zerplatzt in diesem Moment wie eine Seifenblase.
    Wie ferngesteuert steigt sie in die Waschküche hinab und sieht die Bescherung. Dem Kleidungshaufen nach zu urteilen, werden dies fünf oder sechs Maschinen sein. Als die Familie zu Helene zog, fand Laura den direkten Wäscheschacht vom Badezimmer in den Keller super, nicht ahnend, dass das einen erheblichen Nachteil für sie selbst bedeuten würde. Jeder Mitbewohner wirft jeden Tag seine schmutzige Wäsche in den Schacht, ohne dass diese irgendwo störend oder riechend herumliegt. Würden sich diese Kleidungsstücke zum Beispiel im Badezimmer stapeln, sähe das anders aus. Natürlich ist Laura selbst schuld, dass sie vom Einzug an ganz selbstverständlich alle Haushaltstätigkeiten übernommen und ihre eigenen Bedürfnisse darüber vergessen hat. Wie hat sie es genossen, in Köln von einem Mann nach Strich und Faden verwöhnt zu werden! Eine tiefe Traurigkeit überfällt sie bei dem Gedanken, so etwas wahrscheinlich nie mehr wieder erleben zu dürfen. Sich in ihr Schicksal ergebend, kehrt Laura an diesem Tag mehrmals in den Keller zurück, um die Waschmaschine zu entleeren und erneut zu befüllen . Es ist unerträglich, Manfreds und Helenes Sachen sortieren zu müssen. Wo sind ihre Vorsätze geblieben, nicht mehr als Sklavin fungieren zu wollen? Offensichtlich in Köln!
    Erschöpft und unglücklich deckt sie anschließend den Abendbrottisch für zwei, denn Helene wird bestimmt an ihrer Migräne festhalten, wenn ihr Fredi heimkehrt. Max ist zu Eva nach nebenan gegangen und wird vielleicht gar nicht zurückkommen. Hilfe !, schießt es Laura durch den Kopf, dann bin ich ja mit Manfred allein.
    Im nächsten Moment vernimmt sie den Schlüssel in der Haustür. Möge es bloß Max sein! Ihr Stoßgebet verhallt ungehört im Universum, denn zwei Sekunden später erscheint Manfred in der Küche. Er wirkt wie versteinert und blickt unglaublich böse, als er schweigend eine Zeitschrift auf den Küchentisch knallt.
    Laura wischt sich in Zeitlupentempo die gerade gewaschenen Hände am Handtuch ab, und ihr Magen zieht sich wellenförmig zusammen. Schon aus der Entfernung wird ihre Befürchtung Gewissheit. Sven und sie haben es auf die Titelseite geschafft. Ein Albtraum!
    Böse wie ein abgerichteter Kampfhund blickend, wartet Manfred auf eine Reaktion von Laura, die sich nicht traut, den Promitreff näher in Augenschein zu nehmen.
    „Woher hast du die Zeitschrift?“, bringt Laura mühsam hervor, um Zeit für eine Erklärung zu schinden, wobei sie sich insgeheim fragt, was an dem Foto anrüchig sein

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