Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
Baumgartners auserkoren, um bei ihnen sein Haustier auszusetzen? Laura stellt die Tüten ab und bückt sich hinunter zu dem jammernden Etwas. Ein winziges Kätzchen blickt ihr erwartungsvoll mit braunen Kulleraugen entgegen. Erst jetzt bemerkt Laura die rote Schleife am Gitter und die daran befestigte Karte. Sie ist an sie persönlich adressiert, trägt aber keinen Absender. Wirklich merkwürdig. Nachdem Laura die Einkaufstaschen im Haus deponiert hat, trägt sie die Katzenunterkunft in den Garten, setzt sich in einen Stuhl und öffnet den Umschlag. Das kann doch nicht wahr sein, was sie da liest.
Liebe Frau Baumgartner,
leider konnten wir Ihnen unser Geschenk an Ihrem Geburtstag nicht persönlich überreichen, und auch heute trafen wir Sie nicht an. Wir hoffen, Ihnen mit dem Kätzchen eine Freude zu bereiten.
Mit besten Grüßen
Anna Gruber und Erna Markreiter
Laura lässt die Karte in ihren Schoß sinken und weiß nicht, ob sie lachen oder weinen soll. Diese alten Weiber sind wohl übergeschnappt. Bestimmt steckt Helene dahinter. Von wegen Erna und Anna haben extra ein Geschenk für sie gekauft! Das Kätzchen stammt garantiert vom Bauernhof von Ernas Sohn. Dort werfen die Katzen dauernd Junge im Überfluss, und niemand weiß, wohin damit. Schon oft wurde Max gefragt, ob er nicht eines haben wollte. Das konnte Laura jedes Mal verhindern, denn aus Erfahrung kennt sie das Problem, dass Kinder schnell die Lust an einem Haustier verlieren, wenn sie sich selbst darum kümmern müssen. In ihrer Familie gab es einen Hund namens Waldi , und das Interesse, bei Wind und Wetter mit ihm Gassi zu gehen, war nach wenigen Wochen erloschen. Wie oft musste ihre Mutter mit ihm beim Tierarzt hocken. Niemand nahm ihr das ab. Sie fügte sich notgedrungen in ihr Schicksal, denn an den Züchter zurückgeben oder ihn ins Tierheim bringen, brachte sie nicht übers Herz.
Es war bestimmt die Idee der Zwergin , um sich wegen der ins Wasser gefallenen Feier an Laura zu rächen. Was soll sie jetzt machen? Niedlich ist das Tierchen ja, da gibt es keinen Zweifel. Behalten wird sie es aber auf keinen Fall und wenn die Zwergin einen Kopfstand macht. Sicher bekommt sie einen Tobsuchtsanfall, wenn die böse Schwiegertochter das gut gemeinte Geschenk verschmäht. Kann Laura denn gar nichts mehr ungestraft genießen? Gerade kam sie beschwingt aus der Stadt zurück, und gleich wartete eine unangenehme Überraschung auf sie. Dabei kann das arme Viecherl gar nichts dafür.
Max schreckt sie aus ihren Überlegungen und wedelt mit einem geschlossenen Briefumschlag: „Hier bist du also! Ich suche dich schon im ganzen Haus. Ich habe Post vom Hochschulstart und will sie mit dir zusammenlesen“, und dann erstaunt auf die Box deutend, „was ist das denn?“
Seine Mutter seufzt: „Du wirst es nicht glauben, aber es handelt sich um ein Geschenk von Erna und Anna. Eine Katze!“
Max zieht zweifelnd die Augenbrauen hoch, um sich dann selbst vom Inhalt der Box zu überzeugen. „Ich kriege die Krise. Als kleiner Junge durfte ich keine haben, und jetzt hast du selbst eine.“
„Glaubst du vielleicht, ich behalte sie? Das Ganze ist doch bestimmt auf dem Mist deiner Großmutter gewachsen. Wahrscheinlich denkt sie, das Tier würde mich endgültig ans Haus ketten. Da hat sie sich aber geirrt.“
Max lässt sich neben Laura auf die Bank plumpsen, legt den Brief beiseite und öffnet das Gitter des Käfigs, um das Kätzchen herauszuheben. Sofort krallt es sich in seinem Pullover fest, als wolle es sagen: „Mich wirst du so schnell nicht mehr los!“
„Schau mal, wie niedlich!“, hält Max die Mieze seiner Mutter vors Gesicht, die augenblicklich ein Kribbeln in der Nase verspürt und heftig niesen muss. Das Tierchen fällt vor Schreck von Max’ Arm und flüchtet unter die Bank.
„Gesundheit, Ma!“
Laura vermag nicht herauszuhören, ob ihr Sohn das ehrlich meint oder verärgert über ihr Niesen ist, denn er geht auf Tauchstation, um die Katze einzufangen. Es gelingt ihm glücklicherweise recht schnell, und er bugsiert die Mieze vorsichtig zurück in die Box, wo sie sofort wieder zu wimmern anfängt.
„Na, das kann ja heiter werden. Sicher hat sie Kohldampf. Ich hole ihr mal etwas Milch aus der Küche.“ Schon verschwindet Max im Haus.
Lauras Blick fällt auf die Bank und den Brief, der wegen der Katze in Vergessenheit geraten ist. Es wird wohl die Mitteilung über den heiß ersehnten Studienplatz sein, auf die Max schon seit einer Woche
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