Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
sein! Die Alte wird sich schnell daran gewöhnen. Sie ist im Grunde ihres Herzens nicht böse, sondern verbittert, warum auch immer. Vielleicht war ihre Ehe nicht so harmonisch, wie es den Anschein hatte, und sie hat sich zu sehr an Manfred geklammert, der dadurch zum Mamasöhnchen mutierte.“
„Hey, an dir ist ja eine Psychologin verloren gegangen“, staunt Laura.
„Andere kann ich glasklar durchleuchten, nur bei mir selbst steh ich oft auf dem Schlauch.“
„Wie meinst du das? Du und Probleme?“
„Ja, habe ich, mit meinem Job, mit meinem Singleleben. Ich spiele nach außen die Coole, bin es aber nicht. Mir wird die ewige Fliegerei von einem Ende der Welt ans andere allmählich lästig. In meiner schönen neuen Wohnung in Frankfurt bin ich vielleicht sechs Wochen im Jahr. Freundschaften kann ich persönlich kaum pflegen, höchstens per Mail oder Telefon. Nicht alle sind so verständnisvoll wie du.“
„Aber du siehst die ganze Welt, lernst immer neue Menschen, neue Kulturen kennen!“, hält Laura dagegen.
„Glaub mir, ich würde das alles im Moment gerne gegen einen Schreibtischjob und eine feste Beziehung eintauschen.“
Intuitiv legt Laura ihren Arm um die Schultern der Freundin: „Um deine Worte zu benutzen: Auch du kannst jederzeit etwas Neues anfangen.“
Kerstin lehnt ihren Kopf an Lauras Schulter: „Weißt du, dass du der einzige Mensch bist, mit dem ich so quatschen kann? Einfach genial, dass wir uns bei diesem idiotischen Kochkurs getroffen haben.“
Beide lachen in Erinnerung daran, wie sie sich gemeinsam von dem Römertopf befreit hatten.
Die Sonne verschwindet allmählich hinter dem gegenüberliegenden Berg. Zeit umzukehren, denn sie haben stundenlang geplaudert und alles um sich herum vergessen.
Einsam und verlassen hockt Laura am PC und liest Kerstins Zeilen, die sie von ihrem Laptop aus geschickt hat. Am Morgen ist die Freundin direkt von München nach Dubai geflogen und von dort aus nach Shanghai. Was bleibt, sind die unpersönlichen Kommunikationswege. Aber besser die, als gar keine, und so beginnt Laura mit ihrer Antwort.
Liebste Kerstin,
über Deine zahlreichen SMS habe ich mich riesig gefreut, linderten sie ein wenig unseren Abschiedsschmerz. Ich hoffe, wir halten unsere gegenseitigen Versprechen und besuchen uns einige Male im Jahr. Vielleicht fahren wir sogar gemeinsam in Urlaub? Das hatten wir doch immer schon mal ins Auge gefasst. Ich bin gespannt, wie es bei Dir weitergeht, ob Du tatsächlich nach Deinem Shanghai-Aufenthalt den Mut aufbringst und Deinen Chef um weniger Reisetätigkeit bittest. Mir geht es nicht gut. Ich habe definitiv Panik, heute Abend das erste Mal nach meinem Köln-Trip mit Manfred allein zu sein. Helene lässt sich kaum blicken. Sie täuscht vor, Migräne zu haben und vergräbt sich in ihrem Zimmer. Ich gebe zu, Schadenfreude zu empfinden, dass sie endlich mal kleine Brötchen ohne Spiegelei backt . Auf der anderen Seite fällt sie dadurch als eine Art Prellbock zwischen Manfred und mir weg, sodass wir allein miteinander kommunizieren müssen. Ich vermute, dass er wegen Dir bisher stillgehalten hat, was seine Harley anbelangt, und heute das Gewitter über mich hereinbrechen wird. Hast Du nicht auch das Gefühl, dass er sich mir gegenüber seltsam verhält? Sicher, Du weißt nicht, wie es vor seiner Dienstreise war, aber Du verfügst über ein besonderes psychologisches Gespür. An Sven denke ich Tag und Nacht. Er schickt mir immer noch jede Menge SMS, die ich nicht beantworte. Es ist besser so. Irgendwann wird er aufhören und mich vergessen, ich ihn umgekehrt nicht. Nie hätte ich gedacht, für einen anderen Mann solche Gefühle entwickeln zu können. Aber jetzt wiederhole ich mich und möchte Dir meine Tagträume ersparen.
Ich drücke ganz fest die Daumen, dass bei Dir alles klappt und Du bald Dein Leben so gestalten kannst, wie Du es Dir vorstellst.
In Verbundenheit,
Deine Laura
Kaum ist die Mail an Kerstin abgeschickt, kündigt das Handy, das Laura seit ihrer Köln-Tour immer in ihrer Nähe platziert, eine neue SMS an. Insgeheim hofft die Verliebte natürlich, dass Sven nicht aufgibt, und richtig, er schreibt:
„Liebe Laura,
findest Du es fair, mir keine Verteidigungsmöglichkeit zu geben? Was immer der Grund für Deine Flucht und Dein Verhalten ist, ich entschuldige mich für alles. Melde Dich doch bitte endlich! Ich möchte wissen, ob es Dir gut geht. Wir reisen heute nach Hamburg ab, und ich freue mich schon,
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