Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
Vom Netzwerk:
ernst, und eine Sorgenfalte erschien auf ihrer Stirn. „Leider gibt es noch ein Problem, Mylord. Ich habe keine Zofe, nicht einmal anständige Kleidung. Vielleicht sollte ich Ihrem Vater meine Lage schildern.“
    „Tun Sie es nicht“, riet Bromwell ab und stellte sich insgeheim vor, die kleine Falte fortzuküssen. „Mein Vater wird Ihnen erklären, dass es Ihre Pflicht ist, Ihren Eltern zu gehorchen, und umgehend an Ihren Vater schreiben. Zufällig war ein Freund von mir kürzlich auch in einer Situation, wo das Fehlen einer Zofe zu unangenehmen Fragen hätte führen können. Wir werden dem Earl sagen, Ihre Zofe sei fortgelaufen und habe fast all Ihre Kleider mitgenommen.“
    „Sie wollen Ihren Vater belügen?“
    „In diesem Fall ja.“ Ihretwegen.
    Sie wirkte nicht überzeugt. „Wird der Earl nicht die Behörden einschalten, wenn er glaubt, es läge ein Diebstahl vor?“
    „Nicht wenn ich anbiete, die Angelegenheit zu regeln. Selbst wenn er meine Befähigung anzweifelt, wird er froh sein, sich nicht mit der Sache befassen zu müssen.“
    Sie starrte ihn mit großen Augen an. „Aber bei all der Erfahrung, die Sie gesammelt haben, all den Orten, an denen Sie gewesen sind, den Gefahren, denen Sie getrotzt haben, kann er doch Ihre Kompetenz nicht infrage stellen?“
    Ihr Erstaunen schmeichelte ihm, und da sie eine so hohe Meinung von ihm zu haben schien, antwortete er ehrlich. „Er kann es und er tut es, wie Sie gehört haben. Aber das ist unwichtig angesichts der Tatsache, dass Sie auf Granshire Hall in Sicherheit sind, solange Ihr Patenonkel nicht in Bath weilt.“
    Lady Eleanors grüne Augen funkelten wie Smaragde, als sie schließlich zustimmend nickte. „Gut denn, Mylord. Ich werde die Einladung Ihres Vaters annehmen und behaupten, meine Zofe, oh weh und ach, habe sich mitsamt meiner Garderobe davongemacht.“
    Die Fahrt in Lord Granshires luxuriöser Kutsche hätte überaus angenehm sein können. Das Wetter war schön, das Panorama eindrucksvoll, der Landauer gut gefedert, und die Sitze waren angenehm gepolstert. Nell hatte die ganze Bank für sich, und mit Lord Bromwell, der ihr gegenübersaß, als einziger Gesellschaft wäre die Zeit sicher wie im Fluge vergangen.
    Doch leider reiste sein Vater mit ihnen in der Kutsche, und anscheinend hielt der Earl Schweigen für eine Art Untugend. Stunde um Stunde mussten Nell und der Viscount seinen unentwegten Redefluss ertragen, wehrlos wie zwei Fliegen in einem Spinnennetz. Seine Lordschaft beschwerte sich über den beklagenswerten Zustand der Straßen, die überzogenen Preise von Baumaterial, den Schlendrian bei der Post, die Versäumnisse der Regierung und die Unmöglichkeit, ordentliche Bedienstete zu bekommen.
    Einmal begegnete ihr Blick dem Lord Bromwells, und Nell lächelte ihrem Leidensgenossen mitfühlend zu, doch das erwies sich als Fehler. Seine Augen begannen zu strahlen, seine sinnlichen Lippen bogen sich nach oben und riefen ihr in Erinnerung, was für ein überaus attraktiver Mann er war und wie leidenschaftlich und gut er küssen konnte.
    Sie wurde über und über rot. Zutiefst beschämt ob ihrer abwegigen, wollüstigen Gedanken, wandte sie ihre Aufmerksamkeit rasch wieder dem Earl zu, der sich gerade lang und breit über die Umbauarbeiten auf seinem Anwesen und insbesondere dem Herrensitz ausließ.
    „Und nun, nach der Renovierung, ist es das schönste Haus in der ganzen Grafschaft“, erklärte er stolz, als habe er jeden Backstein selbst gemauert. „Der Park wurde von Humphrey Repton angelegt. Hat mich ein Vermögen gekostet, ist aber jeden Penny wert, wie Sie sicher auch finden werden.“ Er lachte in sich hinein. „Für die Earls of Granshire ist das Beste gerade gut genug, Lady Eleanor. Die junge Dame, die meinen Sohn einmal heiratet, kann sich glücklich schätzen. Vorausgesetzt, er hört endlich auf, sich in der Weltgeschichte herumzutreiben und Insekten zu fangen.“
    „Wie ich schon an anderer Stelle bemerkte, Vater“, Lord Bromwells Miene verriet schwer geprüfte Langmut, „Spinnen sind keine Insekten.“
    „Meinetwegen Spinnen“, erwiderte der Earl. „Das macht sie nicht weniger widerwärtig.“
    Lord Bromwell schien etwas sagen zu wollen, entschied sich aber offenbar anders und sah schweigend aus dem Fenster.
    „Es macht einen schaudern, wenn sie einem zu nahe kommen“, meldete Nell sich zu Wort. „Aber soviel ich hörte, sind die meisten von ihnen harmlos, und ehrlich gesagt, ich habe es lieber mit einer Spinne zu tun

Weitere Kostenlose Bücher