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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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medizinischen Belangen gut genug aus, um auf den ersten Blick festzustellen, dass seine Mutter nicht ernstlich krank war. Wie so oft, schützte sie schwache Gesundheit vor, um Aufmerksamkeit von seinem Vater oder ihm zu bekommen.
    Er umarmte sie und nahm auf einem der zerbrechlich aussehenden Stühle mit harfenförmiger Rückenlehne Platz. „Du siehst recht erholt aus, Mutter“, sagte er wie stets.
    „Ein wenig, mag sein. Dr. Heathfield hat mir eine fabelhafte neue Arznei mitgebracht.“
    „Oh, was ist es für eine?“
    Die Countess winkte schwach ab. „Keine Ahnung, ich habe ihn nicht gefragt. Aber sie schmeckt nicht schlecht.“
    Bromwell presste die Lippen zusammen und erwiderte nichts darauf. Er würde so bald wie möglich herausfinden müssen, um welche Arznei es sich handelte. Man konnte Dr. Heathfield nicht als Quacksalber bezeichnen, aber auch nicht als großartigen Medizingelehrten, und womöglich war seine Mutter besser dran ohne sein jüngstes Gebräu.
    „Ich bin so froh, dass du wieder da bist.“ Die Countess lächelte zittrig. „Als die Botschaft von dem Unfall uns erreichte, war ich außer mir vor Sorge.“
    „Hat Vater dich nicht informiert, dass mir nichts passiert ist? Es stand in meiner Nachricht an euch.“
    „Oh ja, natürlich, aber eine Mutter macht sich immer Sorgen, selbst wenn der Sohn in der heimischen Grafschaft unterwegs ist.“
    Bromwell verstand sehr wohl, was sie nicht sagte – dass sie sich umso mehr Sorgen machte, wenn er auf See war. Doch da sie das Thema seiner nächsten Expedition nicht direkt angesprochen hatte, würde er es auch nicht tun.
    Plötzlich stürmte sein Vater zur Tür herein und blieb, die Arme in die Hüften gestützt, mitten im Zimmer stehen. Er sah aus wie ein Soldat – der er indes nie gewesen war.
    „Und, weißt du es schon?“, richtete er das Wort an seine Gemahlin. „Unser Sohn war nämlich nicht allein unterwegs. Er hatte eine Frau bei sich.“

6. KAPITEL
    In der Natur ist die Aufzucht der Jungen meist Aufgabe des Weibchens. Das Männchen mag das prächtigere Fell oder Federkleid besitzen und größer, schwerer und muskulöser sein, doch wenn der Nachwuchs bedroht ist, sind es die Muttertiere, die am erbittertsten kämpfen. Im Vergleich zu der Entschlossenheit, mit der sie ihre Jungen schützen, haben buntes Gefieder und überlegene Größe in solchen Situationen wenig Gewicht.
    – aus Das Spinnennetz von Lord Bromwell
    S o, wie sein Vater es sagte, klang es, als unterhalte er eine anrüchige Beziehung zu Lady Eleanor und habe sie nicht zufällig in der Postkutsche kennengelernt. Überdies wirkte der Earl lange nicht so entrüstet, wie er erstaunt schien – und stolz.
    Bromwell war nicht sonderlich überrascht über die Reaktion seines Vaters. Vermutlich bedeutete es sogar eine Erleichterung für ihn, annehmen zu können, dass sein Sohn Interesse an einer Frau hatte. Wie er sehr wohl wusste, machte sein Vater sich Gedanken um seine sexuellen Neigungen, obwohl bestimmte Passagen in Das Spinnennetz ihn in dieser Hinsicht hätten beruhigen müssen.
    Allerdings stand zu bezweifeln, dass der Earl je mehr von dem Buch gelesen hatte als den Titel.
    „Es ist Lady Eleanor Springford, die Tochter des Duke of Wymerton“, stellte er klar, „und wir sind nicht zusammen gereist, wie du andeutest, Vater. Wir saßen nur zufällig in derselben Kutsche. Lady Eleanor ist eine flüchtige Bekannte, nicht mehr.“
    Lord Granshire kniff die Augen zusammen. „Flüchtige Bekannte, ja?“
    „Ja, Vater“, bestätigte Bromwell geduldig. Auch wenn er sie mehrfach geküsst hatte und dabei jedes Mal von einer so elementaren Leidenschaft erfasst worden war, dass er es noch immer kaum glauben konnte.
    „Was hat die Tochter eines Dukes in einer Postkutsche zu suchen?“
    „Ich bin auch damit gefahren.“
    „Du hast deinen Phaeton verkauft. Ihr Vater hingegen besitzt zwei geschlossene Kutschen und doppelt so viele offene.“
    Man konnte sich darauf verlassen, dass dem Earl derartige Details von anderen Aristokraten im Gedächtnis blieben. „Vielleicht mischt sie sich gern unter das gewöhnliche Volk, wenn sie auf Reisen ist“, schlug Bromwell vor. „Manchmal entwickeln sich hochinteressante Diskussionen mit Menschen, die einen anderen Hintergrund haben als man selbst.“
    Sein Vater starrte ihn an, als habe er sich soeben zum König von Tahiti proklamiert, während seine Mutter etwas von ansteckenden Krankheiten murmelte.
    „Außerdem war es die Expresskutsche

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