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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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unerwartete … Wendung der Dinge. Sag mal, Buggy, was weißt du über Miss Springleys Familienverhältnisse?“
    Bei der Frage zog Bromwell die Brauen zusammen. „Soweit ich informiert bin, steht sie allein in der Welt, sonst hätte sie sich um Hilfe an ihre Familie gewandt. Von Geschwistern war nie die Rede, und ihre Eltern sind tot …“
    „Ich glaube, du setzt dich besser erst einmal, Buggy.“
    Bromwell war so konsterniert von dem Vorschlag, dass er ihn nicht beachtete. „Weshalb? Hat sie doch Familie?“
    „Ja“, antwortete Drury finster. „Setz dich, Buggy.“
    Diesmal gehorchte der Viscount. „Wo?“
    „Ihre Mutter ist tot, genau wie Miss Springley behauptet. Sie starb bei einer Epidemie im Gefängnis von Newgate, wo sie auf ihren Strafprozess wartete. Ihr Vater wurde wegen Diebstahls verurteilt und nach Australien deportiert. Den Akten zufolge war er am Leben, als das Schiff in der Sträflingskolonie anlegte, und soweit ich sehen konnte, ist er noch immer dort und büßt seine Strafe ab.“
    Bromwell fühlte sich merkwürdig benommen, so als würde er abermals die Postkutsche lenken, die aber viel zu schnell fuhr. „Sie erwähnte, ihre Eltern seien tot. Davon, dass sie inhaftiert und eines Verbrechens angeklagt waren, sagte sie nichts.“
    Noch mehr Lügen, zusätzlich zu denen, die sie ihm schon aufgetischt hatte.
    „Leider ist es die unumstößliche Wahrheit, und wenn Sturmpole dahinterkommt, wird es seine Position vor Gericht stärken und unsere schwächen. Vorausgesetzt, alles hat sich so abgespielt, wie Miss Springley es schildert.“
    Bromwell stützte die Ellbogen auf die Knie und den Kopf in seine Hände. Er versuchte klar und nüchtern zu denken, obwohl er sich elend fühlte. „Warum sollte sie mir überhaupt von Lord Sturmpole erzählen, wenn sie sich schuldig gemacht hat? Sie hätte bei ihrer Behauptung, dass sie Lady Eleanor ist, bleiben können. Weder ich noch sonst jemand in Granshire Hall zweifelte an ihrer Identität.“
    „Das verwundert mich auch“, räumte Drury ein. „Und es gibt nur eine mögliche Erklärung dafür. Sie gestand die Wahrheit – jedenfalls einen Teil davon –, weil sie dich nicht mehr belügen wollte und weil sie das Gefühl hatte, dass sie im Recht war, als sie Lord Sturmpole bestahl. Wenn du allerdings von dem Vergehen ihrer Eltern gewusst hättest, wärst du ihrer Version des Tathergangs vermutlich mit mehr Misstrauen begegnet, und das zu Recht.“
    Zu aufgewühlt, um weiter still zu sitzen, sprang Bromwell auf. „Ich muss nach Granshire, herausfinden, ob das wahr ist.“
    „Ich dachte mir, dass du so reagierst“, erwiderte Drury ruhig. „Deshalb habe ich Juliette eine Nachricht zukommen lassen, dass wir morgen in aller Frühe aufbrechen.“ Er legte seinem Freund den Arm um die Schultern und sah ihn Anteil nehmend an. „Tu nichts Übereiltes, Buggy. Warte, bis wir alle Fakten beisammenhaben.“

15. KAPITEL
    Bei allen Gattungen der Tierwelt scheint es im Wesentlichen zwei Reaktionen auf drohende Gefahr zu geben – Flucht oder Kampf. Erstere ist meiner Einschätzung nach die natürlichste, vorausgesetzt, es besteht überhaupt die Möglichkeit zu fliehen. Die zweite Regung dagegen findet sich am deutlichsten ausgeprägt bei Muttertieren, wenn sie ihre Jungen verteidigen, und es stellt sich die Frage, ob es sich bei dem Drang, den eigenen Nachwuchs unter allen Umständen zu schützen, um einen Trieb oder um Liebe handelt.
    – aus Das Spinnennetz von Lord Bromwell
    L ächelnd schlenderte Nell neben Billings und Brutus den Waldweg zu Lord Bromwells Hütte entlang. Die Countess hielt ein Schläfchen, und da es ein sonniger, wenn auch kühler Tag war, hatte Nell sich entschlossen, etwas frische Luft zu schnappen. Unterwegs war sie dem Wildhüter mit seinem Hund begegnet – ein erfreulicher Zufall, wie Billings ihr bei der Begrüßung zu verstehen gegeben hatte, obwohl sie den Mann jedes Mal zu treffen schien, wenn sie den Park von Granshire Hall verließ, um einen Waldspaziergang zu machen.
    Sie schätzte Billings’ Gesellschaft, zumal wenn er Anekdoten aus Lord Bromwells Kindheit zum Besten gab. Er schien diese Geschichten genauso gern zu erzählen, wie sie ihnen lauschte.
    Auch heute war es wieder so, denn schon nach ein paar Schritten fragte er sie: „Wissen Sie eigentlich, dass Lord Bromwell sich das Schwimmen selbst beigebracht hat?“
    „Nein“, erwiderte sie wahrheitsgemäß. Allerdings erschien es ihr vollkommen logisch, dass er diese

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