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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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bekleckert, aber da war er erst fünfzehn.“
    „Fünfzehn? Er hätte schwer verletzt oder gar getötet werden können!“
    Thompkins sah sie finster an. „Glauben Sie, das wäre mir nicht klar gewesen? Natürlich weigerte ich mich, aber er ließ nicht locker. Er hatte sich alles zurechtgelegt, alles ganz vernünftig begründet, dass er geschickt sei und dass er nur eine Meile kutschieren wolle und dergleichen. Nachgegeben habe ich schließlich nur, weil ich wusste, dass er mit irgendetwas prahlen wollte, wenn er wieder in der Schule war. Damit seine Freunde ihn ernst nahmen. Obwohl er so viel wert ist wie sie alle zusammen und es damals schon war, und das habe ich ihm auch gesagt. Aber er sah mich nur an mit diesem Blick, Miss, und ich brachte es nicht fertig, es ihm zu verwehren. Wir hatten keine Passagiere in der Kutsche an dem Tag, und wenn die Straße an der einen Stelle nicht so verteufelt glatt gewesen wäre …“
    Thompkins verstummte, als dächte er nach. „Sie hätten ihn sehen sollen“, fuhr er schließlich fort und lächelte bei der Erinnerung. „Wie einer dieser römischen Wagenlenker stand er auf dem Kutschbock und hielt die Zügel wie ein alter Hase. Bis diese rutschige Stelle kam und wir im Graben landeten. Die Kutsche war kaum beschädigt, wir verspäteten uns nur unwesentlich. Aber denken Sie nicht, dass das einen Unterschied gemacht hätte, als sein Vater erfuhr, was passiert war.“
    Seufzend runzelte der Fahrer die Stirn. „Sie hätten hören sollen, wie der Earl sich aufgeführt hat. Jeder andere Vater wäre stolz gewesen, dass der Junge es überhaupt wagt und dann so weit kommt, aber nicht er. So wie der Earl brüllte, hätte man meinen können, der junge Lord Bromwell habe das Familienvermögen verspielt oder jemanden umgebracht.“
    Thompkins grinste. „Der Viscount, der gute Junge, erklärte seinem Vater, er habe mich unter Druck gesetzt und gedroht, dafür zu sorgen, dass ich meinen Posten verliere. Das war natürlich eine Lüge, aber er äußerte sie so überzeugend, dass der Earl ihm glaubte. Danach sagte Lord Bromwell keinen Ton mehr. Er stand bloß da, von oben bis unten verdreckt und mit blutender Lippe, so unbeteiligt, als hielte sein Vater eine Rede im House of Lords.“ Thompkins lachte in sich hinein. „Adelig oder nicht – er ist schon ein ganz schöner Schlawiner. Haben Sie sein Buch gelesen?“
    „Leider nein“, erwiderte Nell bedauernd.
    „Ich auch nicht, ehrlich gesagt … weil ich nicht lesen kann“, gestand der Kutscher. „Aber ich kenne die Geschichte von seiner Flucht vor den Wilden und dem Schiffbruch. Und der Tätowierung natürlich“, setzte er stolz hinzu.
    Nell wollte erneut das Blut von seiner Stirn tupfen und hielt mitten in der Bewegung inne. „Lord Bromwell hat eine Tätowierung?“
    „Ja“, Thompkins senkte die Stimme, „aber er verrät nicht, was sie darstellt. Oder wo sie ist. Nur dass er sie hat. Ein paar Bekannte von ihm haben sogar eine Wette platziert, in dem Buch bei White’s, aber bislang gibt es keinen Gewinner.“
    Das Wettbuch in dem vornehmen Herrenclub war Nell ein Begriff, ebenso wie die Tatsache, dass die Gentlemen, die dort Mitglied waren, unvorstellbar verrückte Wetten abschlossen.
    Thompkins blickte an ihr vorbei zur Straße. „Da kommt er, dem Himmel sei Dank.“
    Nell sah über ihre Schulter. Tatsächlich, ein Reiter näherte sich, und es war Lord Bromwell. Da er keinen Hut trug, war sein Haar vom Wind zerzaust, und sein Rock sah genauso schmutzig aus wie seine ehedem blanken Reitstiefel.
    „Der Wirt des Crown and Lion schickt uns seine Kutsche. Sie dürfte in Kürze mit dem Arzt hier sein.“ Lord Bromwell brachte das robuste braune Reitpferd zum Stehen und saß ab.
    Als er auf sie zukam, sah Nell sich außerstande, dem unverwandten Blick seiner blauen Augen zu begegnen. Die Erinnerung an seine Umarmung und seinen Kuss war zu frisch, zu lebhaft und viel zu verstörend. Stattdessen tupfte sie Thompkins weiter die Stirn ab, obwohl die Wunde inzwischen nicht mehr blutete.
    „Unser Patient ist gut versorgt, wie ich sehe?“
    „Oh ja, Mylord“, erwiderte Thompkins, ehe sie etwas sagen konnte. „Bloß mein Schädel tut mir teuflisch weh.“
    „Ist Ihnen schwindlig oder fühlen Sie sich müde?“
    „Kein bisschen, Mylord. Es war ausgesprochen kurzweilig mit der jungen Dame.“
    Lord Bromwell begann mit der Stiefelspitze auf den Boden zu klopfen. „Kurzweilig?“
    „Ja, ich habe ihr von Ihrem Abenteuer mit der Kutsche

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