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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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unweigerlich enttäuscht, wenn er stattdessen Flora und Fauna der Inseln zu beschreiben begann, Spinnen inklusive. Manchmal erzählte er seinen Zuhörern auch von den Festlichkeiten der Insulaner und von ihren Tänzen, dem otea , den nur Männer tanzten, dem upa upa , der Paaren vorbehalten war, und dem hura , der auf Hawaii hula genannt wurde, den ausschließlich Frauen tanzten.
    In Gedanken versunken, zog er ein frisches weißes Hemd an und wechselte auch Hosen und Strümpfe. Was wohl Eleanor Springford von den Tänzen gehalten hätte?
    Und was würde sie erst davon halten, dass er daran teilgenommen hatte? Das, zusammen mit dem unverschämten Kuss, würde sie zweifellos zu dem Schluss gelangen lassen, dass er kein Gentleman war. Obwohl man ihre bereitwillige Reaktion auch nicht wirklich als damenhaft bezeichnen konnte.
    Plötzlich fiel ihm auf, dass er ihren Namen kannte, und sein Herzschlag beschleunigte sich. Lady Eleanor Springford war die Tochter des Duke of Wymerton. Und außerdem eine der zahlreichen Heiratskandidatinnen, die seine Mutter erwähnt hatte, in der Hoffnung, dass er sich eine Gattin suchen und die Jagd nach Spinnen aufgeben würde.
    Was zum Teufel bewog eine junge Dame aus derart vornehmen und vermögenden Verhältnissen, mit der Postkutsche zu reisen? Ausgerechnet nach Bath, und noch dazu in so einfacher, preiswerter Garderobe und ohne Begleitung?
    Was auch immer die Gründe sein mochten, Bromwell war sicher, dass es sich nicht um einen Vergnügungsausflug handelte.
    Wenn sie in Schwierigkeiten steckte, hatte er die Pflicht, ihr zu helfen – und zwar unabhängig davon, ob sie zwanzig war und hübsch oder sechzig und die hässlichste Frau der Welt.
    Er beschloss, mit Lady Eleanor zu reden und ihr jedwede Unterstützung anzubieten, die er ohne Aufschub zu leisten vermochte. Dann eilte er nach unten in den Speiseraum.
    Als er eintrat, konnte er die Tochter des Dukes nirgends entdecken. Sämtliche Tische waren besetzt, und sobald die Gäste seiner ansichtig wurden, senkte sich Stille über den Raum. Wieder seine verdammte Berühmtheit. Bromwell setzte ein schwaches Lächeln auf und blickte sich suchend nach Lady Eleanor um.
    „Mylord! Was für eine Tragödie!“ Eine Frau in mittleren Jahren, in ein überreichlich mit Rüschen und Volants verziertes, apfelsinen- und veilchenfarbenes Seidenkleid gewandet, das in einem Bordell keineswegs fehl am Platze gewesen wäre, steuerte an einer Gruppe schweigsamer, bulliger Männer vorbei auf ihn zu. Bromwell nahm an, dass es sich bei ihnen um ortsansässige Bauern und Kaufleute handelte, die von ihren Ehefrauen hergeschleppt worden waren, um den berühmten Naturforscher zu sehen.
    „In der Tat, ein unerfreulicher Vorfall“, murmelte er, unfähig, den Blick auch nur eine Sekunde länger auf die krank machende Farbkombination des Kleides zu richten.
    „Ich werde denen aufs Dach steigen, dass sie die verdammte Straße endlich reparieren“, grummelte einer der Männer, während er ihn verwundert musterte. Lord Bromwell schien nicht seiner Vorstellung von einem weltberühmten Forschungsreisenden zu entsprechen, aber er hatte es schon lange aufgegeben, irgendjemandem zu erklären, dass er Pflanzen und Tiere, und besonders Insekten und Spinnen, erforschte und nicht Landstriche und Bodenschätze, die es anschließend zu beanspruchen und auszubeuten galt. „Dann nehmen sich die Verantwortlichen wohl am besten in Acht“, erwiderte er höflich.
    „Da werden die gut dran tun, wenn ich erst einen Leserbrief an die Times schreibe“, fuhr der Mann fort und sah hoch. Mit einem breiten Lächeln kam Jenkins auf sie zu.
    Bromwell fühlte sich noch unbehaglicher, als der Wirt, der sich in seinen besten Sonntagsstaat geworfen hatte, ihn reihum mit dem gesamten niederen Adel der Gegend bekannt machte und ihn herumzeigte wie eine Trophäe. Er ließ es geschehen, weil er Jenkins mochte, und kam zu dem Schluss, dass Lady Eleanor sich das Dinner vermutlich auf dem Zimmer servieren ließ.
    Es würde ein langer Abend werden. Er unterdrückte ein Seufzen und sah sich noch einmal gründlich im Speiseraum um.
    Da! Da saß sie, in die hinterste Ecke gezwängt, in einem Kleid aus fließender blauer Seide, die aussah wie von Feen aus einem wolkenlosen Sommerhimmel gewebt. Im Gegensatz zu den Roben der anderen anwesenden Frauen wirkte das Kleid eher zurückhaltend elegant mit seinem sittsamen Dekolleté. Die Ärmel waren schmal geschnitten, und am Saum entdeckte Bromwell nur einen

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