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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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einzigen Volant. Ihr üppiges dunkles Haar, das zuvor eine schlichte Strohschute bedeckt hatte, glänzte im Kerzenlicht. Einfach, aber geschmackvoll frisiert, umrahmte es vorteilhaft ihr schönes Gesicht. Sie hielt den Kopf anmutig erhoben und war zweifellos die bestangezogene Frau im Raum.
    Mit außergewöhnlich guter Sehkraft gesegnet, machte er jedoch gleich darauf eine merkwürdige Entdeckung. Im Unterschied zu der Garderobe, die sie in der Postkutsche getragen hatte, passte das Abendkleid nicht wie angegossen. Das Mieder stand leicht ab an Stellen, an denen es sich an bestimmte Rundungen hätte schmiegen sollen, und unter den Armen war es zu eng. Auch wirkte der Rock ein wenig zu lang, so als sei das Kleid eigentlich für eine etwas größer gewachsene Frau angefertigt worden.
    Bromwell entschuldigte sich bei den Leuten, die ihn umstanden, und bahnte sich einen Weg zu ihr.
    „Guten Abend.“ Er verbeugte sich und hob sich ihre behandschuhte Hand an die Lippen, ohne den Blick von ihrem ernsten Gesicht zu nehmen.
    Ihr nicht in den Ausschnitt zu starren, kostete ihn ein Höchstmaß an Selbstbeherrschung.
    Und er würde jeden Mann verprügeln, der es wagte, selbst einen seiner besten Freunde. Besonders einen seiner gut aussehenden, charmanten, interessanten Freunde.
    „Guten Abend, Mylord“, erwiderte sie gelassen. Ihre Miene war undurchdringlich, und als sie den Kopf neigte, erkannte er, dass auch ihre Handschuhe nicht perfekt saßen.
    „Wie geht es Thompkins?“, erkundigte sie sich und entzog ihm ihre Hand.
    „Er ist schon auf dem Wege der Besserung“, antwortete er. „Allerdings wird er die nächsten Tage nicht kutschieren können.“
    „Ich bin froh, dass er keine bleibenden Schäden davongetragen hat, aber wir werden einen Ersatz für ihn brauchen. Vielleicht Sie, Mylord?“ Der fragende Blick, mit dem sie ihn bedachte, beglückte ihn und machte ihn gleichzeitig verlegen.
    „Ich habe der Laufbahn als Kutscher den Rücken gekehrt. Zu riskant.“
    Ihre schönen Augen weiteten sich. „Im Gegensatz zu Forschungsreisen, die Sie auf der Suche nach Spinnen zu den gefährlichsten Orten der Welt führen?“
    „Ja, denn ich mache keinen Versuch, das Schiff zu befehligen. Ich bin nur ein Passagier.“
    Ihr Lachen klang wunderbar melodiös und ging ihm mitten ins Herz.
    Und zum ersten Mal konnte er sich vorstellen, wie seine Freunde sich in ihre Frauen verliebt hatten. Und dass es so schnell gegangen war. Bis jetzt hatte er es sich nicht erklären können, denn sie waren Männer von Welt, die schöne Mätressen gehabt hatten, ehe sie ihren späteren Angetrauten begegnet waren. Und bei der Gattin Brixton Smythe-Medways handelte es sich sogar um eine Freundin aus Kindheitstagen, von der er schließlich erkannt hatte, dass sie die Frau war, die ihn über die Maßen glücklich machen würde.
    Nicht dass es Bromwell an körperlicher Erfahrung mit Frauen fehlte, aber bei Lady Eleanors Lachen und dem Funkeln ihrer Augen, wenn sie ihn ansah, hatte er das Gefühl, dass sie die einzige Frau war, mit der er überhaupt zusammen sein wollte. Egal wie lange. Lange. Für immer.
    Er trat einen Schritt zurück. Sie mochte in Schwierigkeiten stecken und wenn er irgend konnte, würde er ihr helfen, aber aus Gefühlsverstrickungen musste er sich unbedingt heraushalten.
    „Ah, da kommt das Essen!“ Jenkins’ Ankündigung gab ihm Gelegenheit, einen schnellen Rückzug anzutreten.
    „Sie sitzen am Kopfende, Mylord“, teilte der Wirt ihm mit. „Als unser Ehrengast.“
    Mit einem zustimmenden Nicken kam Bromwell der Aufforderung nach und nahm seinen Platz ein. Zu seiner Erleichterung saß Lady Eleanor am anderen Ende der langen Tafel, die Mrs Jenkins mit einem weißen Damasttuch und ihrem besten Porzellan eingedeckt hatte.
    Als das Tischgebet gesprochen war, wandte er seine Aufmerksamkeit dem Essen zu.
    Besser gesagt, er versuchte es, denn während nacheinander Kartoffelsuppe, wahlweise Rinderbraten oder gefülltes Hähnchen mit Gemüse und frischem Brot serviert wurden, dazu Wein und Bier und zum Dessert eine köstliche Süßspeise, gelang es ihm nicht, Lady Eleanor zu ignorieren – trotz seines Vorsatzes, sich nicht auf eine Frau einzulassen, und obwohl man ihn mit Fragen förmlich bombardierte.
    Genau den Fragen, die immer gestellt wurden, über den Schiffbruch und die Kannibalen. Er mahnte sich zur Geduld und machte auf die vielen Pflanzen- und Tierarten aufmerksam, die sie gefunden hatten, besonders Insekten und Spinnen,

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